Muslime und Sünden?

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Ibn Taymiyya (rahimahullah) sagte:

„Zu den Fundamenten der Leute der Sunnah gehört es, dass die Religion (din) und der Iman (Glaube) die Äußerung und Handlung ist - die Äußerung mit dem Herzen und mit der Zunge und die Taten mit dem Herzen, der Zunge und mit den Körpergliedern - und dass der Iman durch Gehorsam steigt und durch Ungehorsam sinkt.

Trotz dessen sehen sie Ahl al-Qibla (Muslime) aus dem Resultat ihrer Fehler und Sünden (ma'asi und kaba`ir) nicht als Ungläubige an, so wie die Khawarij es tun. Vielmehr bleibt die Brüderlichkeit im Glauben (Iman) bestehen, trotz des Ungehorsams, so wie Allah, der Erhabene, es im Vers der Vergeltung sagte: „Doch wenn einem von seinem Bruder etwas erlassen wird, so soll die Verfolgung (der Ansprüche) in rechtlicher Weise [...] geschehen.“ [al-Baqara:178]

Und Er sagte: „Und wenn zwei Gruppen von den Gläubigen miteinander kämpfen, so stiftet Frieden zwischen ihnen. Wenn die eine von ihnen gegen die andere widerrechtlich vorgeht, dann kämpft gegen diejenige, die widerrechtlichvorgeht, bis sie zu Allahs Befehl zurückkehrt. Wenn sie zurückkehrt, dann stiftet Frieden zwischen ihnen nach Gerechtigkeit und handelt dabei gerecht. Allah liebt ja die Gerechten. Die Gläubigen sind doch Brüder. So stiftet Frieden zwischen euren beiden Brüdern [...].“ [al-Hujurat:9- 10]

Die sie sprechen dem Übertreter (fasiq) den Glauben nicht vollständig ab. Und es ist nicht ihr Glaube, dass er auf ewig im Höllenfeuer verweilen wird, wie es die Mu'tazila behaupten. Vielmehr gehört der Übertreter zu jenen mit Glauben, so wie in der Aussage Allahs: „... so soll er einen gläubigen Sklaven befreien ...“ [an-Nisa`:92]

Er gehört möglicherweise nicht zu (jenen, mit) ganzheitlichem Glauben wie Allah, der Erhabene, sagte: „Die (wahren) Gläubigen sind ja diejenigen, deren Herzen sich vor Ehrfurcht regen, wenn Allahs gedacht wird, und die, wenn ihnen Seine Zeichen verlesen werden, es ihren Glauben mehrt ...“ [al-Anfal:2]

Der Gesandte (Allahs Segen und Friede auf ihm) sagte: „Der Ehebrecher ist, während er Ehebruch begeht kein Gläubiger. Der Dieb ist, während er Diebstahl begeht kein Gläubiger. Der Trinker ist, während er trinkt kein Gläubiger. Und jemand, der anderen Großmut darbietet um die Augen der Leute auf sich zu lenken, der ist währenddessen kein Gläubiger.“

Und sie sagen: Er ist ein Gläubiger mit unvollkommenem Glauben; oder: Er ist ein Gläubiger durch seinen Glauben und ein Übertreter durch seine Sünde. Somit wird ihm der Glauben nicht vollständig zugesprochen, noch wird dieser ihm komplett abgesprochen.“

[Al-Aqida Al-Wasitiyyah von Ibn Tayymiya, S.38 und S.39]

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Islamwissenschaftliches Studium

Da Du auch das Thema Gott genannt hast, eine Antwort aus christlicher Sicht.

Es gibt keine grösseren und kleineren Sünden.

In der Bibel hat es auch eine gute Textstelle, wo Jesus folgendes sagt:

Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! 2 Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden und nach dem Maß, mit dem ihr messt, werdet ihr gemessen werden. 3 Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? 4 Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! - und siehe, in deinem Auge steckt ein Balken! 5 Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen! - Matthäus 7

Wir Menschen sind so gut darin, die Fehler von anderen zu sehen, aber "blind" bei den eigenen Sünden.

https://www.youtube.com/watch?v=5Uqav9AWODE

Der Gesandte Allahs Muhammed sagte:

Wer von euch etwas Schlechtes sieht, soll es durch seine Hand verbessern. Wenn er dazu nicht in der Lage ist, soll er es durch seine Zunge verbessern. Wenn er auch nicht dazu in der Lage ist, soll er versuchen, es durch sein Herz zu verbessern; und dies ist der schwächste Grad des Glaubens."(Muslim, İmân 78; Tirmîzî, Fitan 11; Nasâî, İmân 17)

Die Gelehrten interpretieren diese Hadith so, dass das mit "der Hand verbessern" die Aufgabe des Staates, "durch seine Zunge verbessern" die Aufgabe der Gelehrten und das "durch sein Herz zu verbessern" die Aufgabe der restlichen Menschen ist.

Diese Grenzen lassen sich vielleicht in wenigen Fällen etwas auflockern, beispielsweise das man bei einem guten Freund die Zunge verwenden kann, um ihn von etwas schlechtem abzuhalten, aber für die Allgemeinheit ist das weder unsere Aufgabe, noch obliegt uns das Recht da einzugreifen.

Wenn wir also jemanden sündigen sehen, so müssen wir diese Tat innerlich verabscheuen und Dua für die Besserung machen, eingreifen dürfen wir nicht.

Tun wir das, sorgen wir nicht nur für Fitna, sondern in einigen Fällen sogar vielleicht, dass diese Person sich weiter vom Islam abwendet.


marmoris  19.03.2023, 21:50

Ibn Qudaamah (möge Allaah ihm gnädig sein) sagte: 

Manche Leute sagen, dass das Gebot des Guten und das Verbot des Bösen nur mit der Erlaubnis eines Herrschers oder Gouverneurs getan werden kann, aber sie erlauben es gewöhnlichen Einzelpersonen nicht, dies zu tun, aber das ist falsch, denn die Verse und Berichte weisen darauf hin, dass jeder, der ein Übel sieht und schweigt, sündigt, so dass es keiner Erlaubnis des Herrschers bedarf. 

Mukhtasar Minhaaj al-Qaasideen (S. 124). 

Shaykh 'Abd al-'Azeez ibn Baaz (möge Allaah ihm gnädig sein) sagte: 

Das Gute zu gebieten und das Böse zu verbieten, kann eine individuelle Verpflichtung sein, wenn jemand ein Übel sieht und niemand anderes da ist, der es anprangern kann, und er in der Lage ist, es anzuprangern. In diesem Fall ist er individuell verpflichtet, es anzuprangern, denn dafür gibt es viele Beweise, von denen einer der deutlichsten der Hadith ist, in dem der Prophet (Friede und Segen Allahs seien auf ihm) sagte: "Wer von euch eine böse Handlung sieht, der soll sie mit der Hand ändern; wenn er es nicht kann, dann mit der Zunge; und wenn er es nicht kann, dann mit dem Herzen - und das ist der schwächste aller Glaubenssätze." Überliefert von Muslim in seinem Saheeh. 

https://islamqa.info/en/answers/96662/is-he-sinning-if-he-sees-an-evil-action-and-does-not-denounce-it

Somit ist deine Aussage nichtig und deine "Gelehrten", die du nicht erwähnst.

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marmoris  19.03.2023, 21:54
@marmoris

Der Artikel erörtert das islamische Prinzip, das Gute zu gebieten und das Böse zu verbieten. Er betont, dass jeder Muslim, der etwas über die Religion Allahs weiß, es weitergeben muss, egal ob es sich um ein Gebot oder ein Verbot handelt. Es gibt jedoch Bedingungen, die erfüllt werden müssen, die meisten davon haben mit der Person zu tun, die es anprangert, und einige mit dem Prinzip selbst. Zu diesen Bedingungen gehört, dass man die islamische Vorschrift über das Gebotene oder Verbotene kennt, dass man die Situation der angesprochenen Person kennt, dass man über die Person Bescheid weiß, die zur Rechenschaft gezogen werden soll, dass man in der Lage ist, das Gute zu gebieten und das Schlechte zu verbieten, ohne sich selbst Schaden zuzufügen, und dass man sicher sein kann, dass das Gebot des Guten und das Verbot des Bösen kein größeres Übel nach sich ziehen als das Schweigen. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, ist es für Muslime verpflichtend, andere darüber zu beraten, was richtig und falsch ist.

Deshalb nenne zumindest einen Gelehrten, einen anerkannten Großgelehrten.

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ItsJustMe38  19.03.2023, 22:25
@marmoris

Natürlich, soweit gehe ich auch mit. Dennoch ist auf die Autorität zu achten. Ich kann einen anderen Muslim ermahnen. Ich kann ihn aber nicht dazu auffordern, etwas zu tun oder ihn körperlich dazu zwingen. Ich sage nicht, man soll schweigen, sondern man soll sich entsprechend seiner Befugnis verhalten.

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marmoris  19.03.2023, 22:26
@ItsJustMe38

Ach so. Es tut mir leid. Dann habe ich es wohl falsch verstanden. barakAllahu feek für die Aufklärung. Wa salamu alayka.

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Esselamu alejkum

Diese Sache erfordert Weisheit. Es kann beispielsweise sein, dass du einen betrunkenen Mann siehst. Sprichst du ihn sofort darauf an, so kann es sein das er Allah subhanehu ve te a'la beleidigt. Du bringst ihn also damit zu einer schlimmeren Sünde als diejenige die er tut. Genau so kann es sein, dass Menschen in einem überzogenen Maß aggressiv werden und dich angreifen, wenn du sie darauf ansprichst. In solchen Fällen muss man eventuell abwarten oder die Dawah auf eine andere Art und Weise vollziehen. Grundsätzlich gilt: Wann auch immer du entwas dagegen tun kannst in Form von Ermarnungen und ähnlichem, bist du verpflichtet dies zu tun. Sei dabei barmherzig und habe ein gutes Verhalten.

Und dank der Barmherzigkeit Allahs warst du lind zu ihnen. Wärst du aber rauh und harten Herzens gewesen, so hätten sie sich von dir abgewandt.”
Sura Al-Imran Vers 159

Rufe zum Weg deines Herrn mit Weisheit und schöner Ermahnung, und streite mit ihnen in bester Weise. Gewiß, dein Herr kennt sehr wohl, wer von Seinem Weg abirrt, und Er kennt sehr wohl die Rechtgeleiteten.

Sura An-Nahl Vers 125

Möge Allah subhanehu ve te a'la dir Ikhlaas geben und dich in deinem Vorhaben unterstützen.

Da wir in keinem Land geben wo es Islamische Richter gibt können diese Personen nicht verurteilt werden.
Das was man tun kann ist, die Person auf Ihre Fehler aufmerksam machen und Ihr eventuell auch noch erklären warum dies Falsch ist.

relativ simpel.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Alhamdulillah Muslim ⚡🏹🏴