Musikepoche?

2 Antworten

Arlecchino hat völlig recht in dem, was er schreibt. Grundsätzlich sollte man vorsichtig sein, eine Epoche rein an Jahreszahlen festzumachen. Mit einer musikalischen Epoche ist vor allem eine musikalisch-ästhetische Anschauung verbunden. Ganz besonders ist dies beim Unterschied zwischen "Romantik" und "Modern" wichtig, da die Unterschiede zwischen beiden derart enorm sind.

Es gab viele Komponisten der "Romantik" zu einer Zeit, da andere Komponisten schon "modern" waren. Richard Strauss hat z.B. seine "Vier letzten Lieder" geschrieben, nachdem die Arnold Schönberg schon viele Zwölftonwerke komponiert hat. Das würde ich auch nicht per se "anachronistisch" nennen, sondern eine Zeit des Übergangs und auch des Pluralismus, von dem das 20. Jahrhundert gekennzeichnet ist. Immerhin gibt es auch viele "tonal" klingende Komponisten, die eigentlich in vielem modern waren, darunter Gustav Mahler oder auch Richard Strauss. Und Schönberg wurde ja auch nicht erst mit der Kammersinfonie "modern", sondern lediglich "atonal".

Ebenso gibt es viele "moderne" Elemente in der Musik des 19. Jahrhunderts (auf dem Gebiet der Harmonielehre wird die allmähliche Entwicklung z.B. hervorragend hergeleitet in der "Harmonik" von Gardonyi/Nordhoff). Es ist hier eine Frage, wie man "Moderne" definiert und woran man sie klanglich festmacht. Das Prinzip der Atonalität als Beginn der Moderne ist leicht zu argumentieren, aber es wäre von gewissen Standpunkten aus gesehen nicht konsequent genug gedacht. Rein ästhetisch könnte man (muss aber nicht) den Beginn modernen Denkens in der Musik zum Beispiel auch schon bei Franz Liszt (etwa im Aufsatz "Hector Berlioz und seine Harold-Sinfonie" von 1855 oder bei Wagners "Oper und Drama" vier Jahre zuvor) ansetzen, da hier der musikalische Fortschrittsgedanke für die "Neudeutsche Schule" und die Sinfonische Dichtung zwar, aber im Sinn eines modernen Grundverständnisses von Musik (nämlich in einem sich von selbst des Fortschritts wegen antreibenden Fortschrittsdenken) vorgebracht wird.

Die Musikgeschichte verläuft nicht gleichmäßig und geradlinig wie ein Zahlenstrahl. Richard Strauss z. B. war ein Komponist der Romantik und Spätromantik, ging mit der Oper "Elektra" in die Moderne und kehrte mit "Der Rosenkavalier" in die Tonalität der Spätromantik zurück.

Béla Bartók war ein Komponist der klassischen Moderne.

William Henry Squire war in erster Linie Cellist (Solist und in verschiedenen Londoner Orchestern) und Cello-Lehrer an mehreren Londoner Konservatorien. Er hat wenige größere Werke geschrieben, die jedoch verschollen sind. Überliefert und bekannt ist eine Vielzahl kleinerer Stücke für Unterrichtszwecke, zumeist für Violoncello und Klavier. Charakteristisch sind die volkstümliche Einfachheit, die Nähe zur Salonmusik und gelegentlich etüdenhafte Bewegung.
Squire schrieb tonal und ist, als Komponist des 20. Jahrhunderts anachronistisch, der Romantik zuzuordnen.