Mit welcher philosophischen Begründung wird das Prinzip "Auge um Auge, Zahn um Zahn" heutzutage als unmoralisch und überholt angesehen (Todesstrafe etc.)?

9 Antworten

Da sind viele Ungereimtheiten in deiner Frage...

Dieses Prinzip kennt man ja in der Regel aus der Bibel, sprich aus dem Alten Testament. Wenn ich mich nicht irre, kommt bereits im neuen Testament so ein Messias oder so vor - ich glaube er hiess Jesus oder so - der dieses Prinzip hinterfragte und stattdessen Dinge wie "Liebe deinen Feind wie deinen Nächsten" sowie "Halte auch die andere Wange hin".

Meiner Meinung nach haben die etwas klügeren Menschen irgendwann begriffen, dass durch dieses Prinzip der Konflikt schlicht nie zu Ende ist. Du wirst auf der Welt leider noch genug Orte finden, wo wegen Blutfehden und -rache immer wieder Leute umgebracht werden worauf die anderen sich dann wieder auf dasselbe Prinzip berufen und so weiter und zweitausend Jahre später ist der Konflikt noch immer nicht gelöst.

Ausserdem ist die USA ein Rechtsstaat, und die praktizieren die Todesstrafe leider immer noch sehr oft. Der Rechtstaat definiert sich nicht über die Art der Strafe, sondern über Dinge wie Verfassung, Gewaltentrennung, Rechtslegitimation etc..

Um zu verstehen, warum es NICHT sinnvoll ist, musst du nur mal die Statistiken zu Rate ziehen. In Ländern mit der Todesstrafe gibt es weitaus mehr Verbrechen. Überharte Strafen führen weniger dazu, dass sich die Leute, weil sie sich umso mehr vor Konsequenzen fürchten, mehr an die Gesetze halten. Als Beispiel die Drogengesetze in den USA. Für einen geringfügigen Marijuana-Besitz kannst du dort 10 - 20 Jahre Knast verdonnert bekommen. Das führt eher dazu, dass gewisse Leute auf die Obrigkeit, sprich den Staat, auch wirklich gar nichts mehr geben, weil sie diesen als bevormundend und Freiheitseingreifend empfinden, sprich unterdrückend. Darum ist es so nebenbei auch wichtig, dass man eine wegen Druchmischung der Ethnien zerfallende Sitte nicht durch immer mehr und härtere Verbote ersetzt, anstatt in Bildung und Erziehung zu investieren...

Wenn du als Beispiel den Moslems die Kopftücher verbieten würdest, würden sie dies als unterdrückend empfinden und ihr Vertrauen in den Staat verlieren, was zu sozialem Unfriede führen könnte, genauso, wie wenn man einem Münchner die Lederhosen verbieten würde.


Oizymusic 
Beitragsersteller
 05.10.2015, 03:39

Dass ein Herr Jesus etwas sagte ist leider kein trifftiges Argument, vor allem nicht für einen ungläubigen Heiden wie mich.

Blutfehden sind ein Auswuchs der Selbstjustiz, und nicht der Todesstrafe. Ich habe in Texas noch nie einen Menschen gesehen der eine Blutfehde gegen den Gefängniswärter anfing, der den Schalter umlegte.

"Der Rechtstaat definiert sich nicht über die Art der Strafe, sondern über Dinge wie Verfassung, Gewaltentrennung, Rechtslegitimation etc.."  - sowie die Gewährleistung von Menschenrechten, so wie etwa das Recht auf Leben. Was willst du mir damit sagen? Ich habe nicht nach einer juristischen Begründung gesucht sondern nach einer moralischen.

"In Ländern mit der Todesstrafe gibt es weitaus mehr Verbrechen. Überharte Strafen führen weniger dazu, dass sich die Leute, weil sie sich umso mehr vor Konsequenzen fürchten, mehr an die Gesetze halten." Ich halte dies für einen typischen Fall der Verdrehung von Ursache und Wirkung. Es ist viel wahrscheinlicher dass eine verrohte Gesellschaft mit hoher Kriminalitätsrate die Todesstrafe einführt. Außerdem ist generell zweifelhaft ob ein direkter Kausalzusammenhang besteht. Das Argument mit dem Marihuana finde ich nicht wirklich einleuchtend. Genauso das mit den Kopftüchern. Ich denke kaum dass sozialer Aufstand entsteht wenn es verboten wird Massenmord zu begehen, denn davon ist fast niemand betroffen. Davon abgesehen sind dies alles auch keine moralischen Begründungen.

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gibtesnochnicht  11.10.2015, 23:57
@Oizymusic

Junge, wenn du nach Bestätigung deiner mittelalterlichen Ansicht suchst, bist du bei mir falsch. Scheinbar hast du dir deine Meinung gemacht und bist gegen Argumente unempfänglich. Aussagen wie "ich halte dies.." sind eben nicht wirklich objektiv.

Und wenn die Blutfehde ein Auswuchs von Selbstjustiz sein soll, was bitte ist dann das Prinzip Auge um Auge, Zahn um Zahn? Wer bestimmt denn, wenn Auge oder Zahn fällig ist?

Du hast mir leider überhaupt nicht zugehört. Liegt wohl eben daran dass du dir deine Meinung schon längst gemacht hast, und es dir nicht um eine Frage, sondern um die Verbreitung deiner überholten Ansichten geht.

Btw, in erster Aussage genanntes kannst du in jedem Sachbuch zur Einführung in das Recht nachlesen. Aber ja, Experten sind ja wohl einfach verdreher der Wahrheit.

Und was mir deine Unfähigkeit, logischen Schritten zu folgen, so richtig aufzeigt. Ich spreche hier von Vertrauen in den Staat verlieren, weil der Staat scheinbar nicht in seinem Interesse handelt. Muslime mögen sich benachteiligt fühlen, wenn sie kein Kopftuch mehr tragen dürfen. Kaum einer allerdings wird sich benachteiligt fühlen, weil die Regierung Massenmord verbietet.

Ich glaube je länger je mehr, dass du dich von der Regierung nicht vertreten fühlst. Gehst wohl an den Wochenenden auch gegen Asylanten demonstrieren, was?

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Ich glaube nicht, dass man das philosophisch begründen kann. Die Ursache liegt im emotionellen Bereich des Erhaltungstriebes. Dagegen lässt sich das Gegenteil dessen philosophisch begründen, denn mit Vernunft und Ratio lassen sich Emotionen beeinflussen.

Rache ist eine Form des Wehrverhaltens gegen ein vermeintliches Unrecht, das einem angetan wurde. Typisch dafür ist der unverhältmäßige Einsatz zur beabsichtigten und tatsächlich erzielten Wirkung. 

Deine Eltern haben Geschlechtsverkehr und zeugen dich, dafür kannst du nichts. Du bekommst eine bestimmte DNA, die kannst du dir nicht aussuchen.

Im Mutterleib bist du von Beginn an bestimmten Umweltfaktoren ausgesetzt. Diese bestimmen deine Entwicklung, die Entwicklung deines Gehirns und deines Körpers.

Du wirst also geboren mit einem Körper und einem Gehirn, auf die du selbst keinerlei Einfluss hattest. Was du nun zu essen bekommst, wie deine Eltern dich erziehen, der Einfluss anderer Menschen und Erfahrungen bestimmen nun wie du dich weiterentwickelst. Darauf hast du wieder keinen Einfluss.

Immer wenn du eine bewusste Entscheidung triffst, triffst du sie genau so wie du sie triffst nur deshalb allein, weil dein Gehirn eben ist wie es ist.

Du hattest auf den ersten, initialen Zustand deines Gehirns keinen Einfluss, das sollte jedem klar sein. Daraus folgt aber auch, dass du auf den zweiten Zustand keinen Einfluss hast usw.

Kurz gesagt: Du bist das Produkt aus deinen Genen und den Umwelteinflüssen, die auf dich gewirkt haben. Für keines der beiden bist du in irgendeiner Art und Weise verantwortlich. Es gibt somit also keine Rechtfertigung für Rache, denn sie schafft keine Gerechtigkeit und hat auch keinen anderen produktiven Nutzen (mehr).

Rache ist nur ein Relikt der Evolution, das früher dafür gesorgt hat, dass asoziales Verhalten nicht folgenlos bleibt und asoziales Verhalten gegenüber stärkeren besonders hart bestraft wird. Mit Gerechtigkeit hat das aber wie gesagt nichts zu tun.


gibtesnochnicht  11.10.2015, 23:58

Sehr guter Einwand. Offensichtlich hat er's nicht verstanden.

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"Auge um Auge - und die ganze Welt wird blind sein.“

Finde ich eine sehr gute Begründung. Das Zitat stammt von Mohandas Karamchand Gandhi (Mahatma Ghandi).


Oizymusic 
Beitragsersteller
 05.10.2015, 11:49

Das ist aber kein Argument sondern ein schön klingender Satz der von Annahmen geprägt ist. Wir leben in einer Welt in der Strafen verfolgt werden, nach der Logik müsste dann auch die ganze Welt im Gefängnis sitzen.

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Auge um Auge wird heute schlauer angewandt. Die Menschen werden nicht mehr umgebracht, sondern ihnen wird direkt auf das Bankkonto zugegriffen.