Mit Kamera ohne Tracker die Sterne fotografieren?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Ich weiß nicht ob der Orion Nebel oder der Lagunen Nebel Realistisch ist,

Orion Nebel ist sehr realistisch ... Allerdings nicht zu dieser Jahreszeit, da musst du so bis Oktober, besser bis Dezember warten. Orion ist ein Winter-Sternbild.

Jetzt im Sommer wären die Andromeda Galaxie oder der Nordamerika-Nebel ganz gute Objekte die auch untracked gehen

Bild zum Beitrag

wenn nicht dann würd ich erstmal das Band der Milchstraße möglichst gut abbilden wollen?

Zu viel Brennweite, das Band der Milchstraße wirkt am besten bei Landschaftsfotos mit 24mm oder weniger.

bräuchte ein paar Tipps bzw. eine Schritt für Schritt Anleitung

Nebula Photos hat da eine gute Anleitung in der er wirklich auf alles eingeht, an Beispiel von Andromeda

Vorbereitung + das eigentliche fotografieren

https://youtu.be/pXcRKoxTPVg

Die komplette Nachbearbeitung:

https://youtu.be/K5b9PVwSB6Q

Falls du im englischen nicht ganz so fit bist, dann gib kurz Bescheid und ich fasse es dir nochmal auf Deutsch zusammen.

Woher ich das weiß:Hobby – Hobbyfotograf, Landschaften und Deep Sky Astrofotografie.
 - (Kamera, Foto, Canon)

Sternenkarotte 
Fragesteller
 26.06.2023, 15:08

Ich bin im englischen zwar recht fit, nur verstehe ich die ganzen Fachwörter noch nicht 100% vielleicht könntest du mir das trotzdem nochmal zusammenfassen. Da wäre ich dir sehr dankbar :)

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Krabat693  26.06.2023, 17:26
@Sternenkarotte

Ok, zum Fotografieren:

  1. Erkunde einen Dunklen Ort, möglichst weit weg von der Zivilisation und idealerweise keine größere Stadt in der Richtung in der du fotografieren möchtest. Außerdem ist es sinnvoll sich eine neumondnacht zu suchen und am nächsten Tag frei zu haben. Gerade jetzt im Sommer wirst du für ein Foto die ganze Nacht draußen sein.
  2. Kamera vorbereiten. Also Akkus laden, schau dass Sensor und Linsen sauber sind und das alles funktioniert. Neben der Kamera und dem Objektiv brauchst du ein Stativ von dem du dir sicher bist dass es nicht wackeln wird und ein Intervallmeter oder(weil du eine Canon hast) die Firmwaremodifikation Magic Lantern.
  3. Zu den Einstellungen der Kamera: die Blende muss natürlich ganz auf (viel Licht hilft viel) bei der Belichtungszeit bist du durch deine Brennweite beschränkt, die kannst du also ebenso vorher festlegen (npf Rechner) ein du keine Strichspuren möchtest bist du mit 200mm am Canon bei etwa 0,5s ... Mit 1s werden die Sterne ein wenig eiförmig, das ist ein Kompromiss den man eventuell eingehen möchte. Der ISO muss hoch, das geht halt nicht anders aber vor dem rauschen musst du keine Angst haben. Mit dem ISO bestimmst du wie hell die Aufnahme wird und um das zu bestimmen machst du ein Probefoto, und schaust dir dieses nachher an. Dazu schaltest du das Histogramm ein und in diesem siehst du im linken Bereich eine hohe spitze (das ist der dunkle Nachthimmel) solang die am linken Rand klebt ist der ISO zu niedrig, die Spitze im Histogramm muss sich komplett vom linken Rand gelöst haben (du dass diese etwa zu einem Viertel im Histogramm nach rechts wandert)
  4. Achja und stell sicher dass du in RAW fotografierst.
  5. Fokussieren musst du manuell: wenn du das einfach haben möchtest kaufst du dir eine bahtinov Maske (oder du bastelst dir eine) mit Maske richtest du deine Kamera auf einen Stern, setzt die Maske auf und machst ein Foto (du siehst ein Kreuz und einen senkrechten Strich) du fokussierst so dass der senkrechte Strich genau durch die Mitte des Kreuz geht. Ohne bahtinov Maske fokussierst so so dass der Stern einfach so Klein wird wie es nur geht.
  6. Fokusrad und Zoom mit etwas Panzertape fixieren.
  7. Kamera auf das gewünschte Objekt richten, dazu kannst du dich an Sternkonstellationen orientieren, eine App wie stellarium hilft auch enorm und für beliebte Objekte wie zb Andromeda gibt's auch Anleitungen zum leichten auffinden auf YouTube. Nach ein Probefoto und du wirst bereits sehen ob das Objekt im Bild auftaucht oder nicht.
  8. Die Belichtung kann starten, stell dein Intervallmeter ein um alle paar Sekunden den Auslöser für die gewünschte Zeit zu drücken (bei 0,5s Belichtungszeit also zb aller 2s auslösen, dann wird der Sensor nicht zu warm und die Kamera hat genug Zeit zum Speichern.
  9. Alle 15 Minuten kontrollierst du ob das Objekt noch im Bild ist und richtest die Kamera etwas nach
  10. Idealerweise wartest du bis du merkst dass der Himmel langsam wieder hell wird. Dauert, je nachdem wie Nördlich du wohnst etwa 2 -4 Stunden
  11. Jetzt wo es langsam wieder hell wird legst du den Deckel auf das Objektiv und machst nochmal 50 Bilder in schwarz (die sind für die Nachbearbeitung wichtig)
  12. Alles abbauen und nach Hause fahren.

An hier geht's mit Video 2 weiter, der Nachbearbeitung.

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Sternenkarotte 
Fragesteller
 26.06.2023, 19:53
@Krabat693

Vielen Dank für die ausführliche Erklärung!

Ich zoom also dann so stark wie möglich in das Objekt rein oder?

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Krabat693  26.06.2023, 19:56
@Sternenkarotte

Wenn du mit 200mm fotografierst fotografierst du mit 200mm

Wenn du ein Zoomobjektiv nutzt ist das halt unvorteilhaft da diese üblicherweise weniger offenblendig sind (weniger Licht kommt zum Sensor.

Mit weniger Brennweite ist dein Zielobjekt kleiner im Bild, aber dafür ist es nicht so schlimm wenn die Kamera nicht perfekt ausgerichtet ist (es wird schon irgendwo im Bild sein) und du kannst mit weniger Brennweite auch länger belichten.

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als faustregel für astrofotos ohne nachführung musst du dir nur die "500er-regel" merken:

500 : brennweite des objektivs = belichtungszeit in sec. ohne striche. das wären bei deinem 200er 2,5 - höchstens 3 sekunden, etwas wenig bei meistens f4 oder weniger lichtstärke. damit wirst du kaum detailreiche nebel fotografieren.

wenn du die ISO zu hoch drehst, besteht gefahr des bildrauschens.

tipp zum einstieg: alles auf manuell, übe am mond das perfekte fokussieren und versuche mal, die andromeda-galaxie zu erwischen. im sommer bei relativ hellem himmel etwas schwer aber nicht unmöglich.

oder nimm weniger brennweite, z.b. ein lichtstarkes 35 mm und mache großfeldfotos der milchstraße (wieviel sekunden belichtung?)


Richte dich nach der 500er Regel. Die besagt: Die längste Belichtungszeit in Sekunden, die du wählen kannst ohne das Sterne verwischen ist 500 geteilt durch (Brennweite * Cropfaktor).

Bei 200mm * Cropfaktor 1.6 bekommst du 320mm.
Und 500 geteilt durch 320 ist ca. 1.5 Sekunden.

Ich weiß nicht ob der Orion Nebel oder der Lagunen Nebel Realistisch ist

Den Orion Nebel kriegste mit 200mm drauf, nur nicht sonderlich groß.

wenn nicht dann würd ich erstmal das Band der Milchstraße möglichst gut abbilden wollen?

Dafür nimmt man eher weniger an Brennweite. Da reichen 24mm. Damit kannst du dann auch länger belichten, siehe oben.

Hättet ihr da ein paar wichtige Schritte vor allem zum Thema ausrichten und fokussieren?

Zuerst mal solltest du einen Ort suchen, an dem wenig Lichtverschmutzung herrscht. Fokussieren solltest du entweder im Liveview oder am besten manuell per Bildschirmlupe.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Arbeite mit verschiedenen Canon Kameras seit 2008

Sternenkarotte 
Fragesteller
 26.06.2023, 15:06

Wie genau mache ich das fokussieren dann? Was ist live view? Vor allem wie richte ich meine Kamera denn perfekt auf das Objekt?

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Uneternal  26.06.2023, 15:15
@Sternenkarotte

Ohje... die Kamera nicht kennen und dann aber so ein schwieriges Fotografiethema anfangen wollen. Am besten du arbeitest dich mal durch die Bedienungsanleitung, das würde hier den Rahmen sprengen, wenn ich dir die komplette Kamera erklären muss.

Wie du die Kamera ausrichten musst, erfährst du von Sternenapps wie z.B. Stellarium. Da kann man sich den Nachthimmel nach Himmelsrichtungen und Orten anschaun. Dann musste halt nur wissen wo Norden ist.

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Sternenkarotte 
Fragesteller
 26.06.2023, 15:28
@Uneternal

Die App Stellarium hab ich sogar schon aber so Deep Sky Objekte, sind die nicht zu weit weg um einfach mal so grob in die Richtung zu fotografieren?

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Uneternal  27.06.2023, 00:28
@Sternenkarotte

Du musst dich natürlich an Sternen orientieren. Und dann kommt wieder die Lichtverschmutzung ins Spiel - für dich an Sternen zu orientieren sollten sie gut sichtbar sein, daher solltest du an einem Ort sein, wo es wenig oder kein künstliches Licht in der Umgebung gibt. Eine Karte findest du bei lightpollutionmap.info

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du kannst höchstens eine Sekunde Belichtungszeit nehmen,sonst werden Sterne zu Strichen und bei der kurzen Belichtungszeit sind keine Nebel sichtbar