Menschliche Rassen?

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Schlicht und einfach weil es keine klar definierbaren Grenzen der Phänotypen (~reale Ausprägungen der Genetik ... z.B. Aussehen, Struktur der Knochen, Verhalten oder Aktivität von Organen) gibt. Es gäbe dauernd irgendwelche Zwischenfälle, bei denen man nicht mehr eindeutig sagen kann, ob die Person z.B. noch genügend dunkle Haut für Rasse A hat oder schon Rasse B wäre, anstatt, dass dies nur Ausnahmen wären.

Generell benutzt man Rasse dementsprechend nur noch in Zuchtsituationen:

Eine Spezies/Art definiert sich grob gesprochen durch Lebewesen, welche sich im Regelfall untereinander aktiv und selbstständig fortpflanzen (und dementsprechend auch relativ ähnlich aussehen und sich verhalten). Eine Ebene weiter unten siedelt sich der Begriff der Rasse an, um zu beschreiben, dass innerhalb dieser Spezies abgrenzbare weitere Gruppen auf Basis phänotypischer Eigenschaften existieren. Nun ist offensichtlich, dass frei fortpflanzende Tiere einer Spezies gar keine Rassen bilden können, da sich alle mit allen fortpflanzen und sich somit nur ein durchgängiges Spektrum von verschiedenen Phänotypen bildet ohne wirklich klar abgrenzbare einzigartige Gruppen.
Um tatsächlich klare Grenzen zu bilden, müssten z.B. die roten Wellensittiche aufhören sich mit den grünen fortzupflanzen, dann hätten wir klar abgrenzbare Population von Wellensittichen die stets rot ist und eine die stets grün ist (statt auch grün-rote, oder sehr viel grün-etwas rote) - in dem Fall wären es jedoch wieder zwei neu gebildete Spezien (da sie sich nicht mehr aktiv untereinander fortpflanzen).
Greift man jedoch künstlich durch Zucht ein, können sich gleichzeitig klar abgrenzbare Populationen bilden (z.B. Schäferhund und Golden Retriever), welche in ihrer Population stets klar abtrennbare und feste Merkmale haben, aber sich zugleich ohne äußeren Einfluss fortpflanzen (eine gemeinsame Spezies bilden) würden, ließe man sie denn.

Im umgangssprachlichen Sinne mag Rasse auch für Abgrenzung verschiedenen Aussehens gebraucht werden (sowie auch in einigen Sprachen und außerhalb des Fachbereiches der Biologie 'races' zur groben Einordnung von Menschengruppen benutzt wird) - aber in der Biologie hat es schlicht keinen Nutzen. Es würde sich eine inkonsequente Definition bilden (ist der Gecko eine andere Rasse nur weil er 3 statt 4 Stacheln hat, oder hängt es stattdessen von der Farbe ab? Und wenn die zwei Geckos jetzt miteinander Kinder haben, wo einer die Farbe von Rasse A aber gleichzeitig die Zahl von Stacheln der Rasse B hat, ist das dann wieder eine neue Rasse?). Stattdessen kann ich auch einfach sagen: Ich meine rote Geckos und sich den ganzen Unsinn mit der Aufstellung von willkürlich gewählten Rassen sparen.


Rennegent  05.03.2024, 23:40

Allerdings ist es natürlich nicht so, dass sich bei freilebenden Tieren "alle mit allen" fortpflanzen, da die räumiche Trennung das verhindert. Tiere, die über den ganzen Erdball verbreitet sind bilden aufgrund dieser täumlichen Trennung schon einmal Unterarten aus, wie z.B. der Wanderfalke, von dem 19 Unterarten bekannt sind. Mag sein, dass gelegentlich an den Grenzen der Gebiete unterartübergreifende Paarungen stattfinden, das ist aber eher die Ausnahme. Beim Menschen dagegen sind alle anderen Unterarten ausgestorben znd nur der Homo sapiens sapiens ist übrig geblieben.

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Fassadept  05.03.2024, 23:54
@Rennegent

Wir haben in der Tat auch noch eine Art Kompromiss zwischen Rasse und Art (Unterart/Subspezies/'Population') - mit der man versucht das beste aus beiden Welten zu vereinen, da sich durch Geographie oder exklusive Gruppenbildung (Herde, Schwarm usw.) gewisse Arten von zähen Barrieren bzgl. Fortpflanzung aufrecht erhalten.
Die gesamte Taxonomie der Lebewesen leidet ja etwas darunter, dass man ein dynamisches sowie vieldimensionales Spektrum hat und sich überlegen muss, wo genau sich nachvollziehbare Grenzen einrichten lassen.

Solche Populationseffekte sind bei Menschen natürlich ebenso wie Rassenbildung nur schwach beobachtbar, ersteres am besten wohl noch z.B. in Nordkorea auffindbar.

(In diesem Sinne stimme ich einfach mal vage zu, da ich nur bedingt erkenne, worauf du hinaus möchtest.)

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Rennegent  06.03.2024, 08:43
@Fassadept

Es geht mir um das Argument, Tiere könnten nur durch Zucht klar abgrenzbare Populationen bilden. Dieses ist m.E. nicht zutreffend, da sich in der Tierwelt aufgrund räumlicher Trennung in Verbindung mit notwendigen Anpassungen an den jeweiligen Lebensraum ebenfalls klar durch unterschiedliche Körpermerkmale gekennzeichnete Populatiionen oder sogar Unterarten bilden. Beispielsweise nimmt auf der Nordhallbkugel die Größe vieler Arten nach Norden hin zu, da dies in einem kalten Lebensraum einen Überlebensvorteil bedeutet. Habichte oder Wölfe wären hierfür Beispiele. Auch die Gefiederfärbung z.B. von Gerfalken ist bei den Populationen in schneereichen Gebieten deutlicher bzw. oft als schneeweiß zu bezeichen, da dies einen Tarnungsvorteil bedeutet. Inselpopulationen entwickeln sich aufgrund der langfristigen Isolation oftmals extrem weit von der Ausgangsart ab. Ich bin durchaus damit einverstanden, nur durch menschliche Selektion erzeugte Unterschiede als 'Rasse" zu bezeichnen, die natürlichen Fälle dagegen als Unterarten. Nur das Argument, wildlebende Tiere einer Art würden sich generell "frei fortpflanzen" zieht eben nicht, weil natürliche Barrieren das oftmals verhindern.

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Rennegent  06.03.2024, 09:03
@Fassadept

Deutlich interessanter als Nordkorea finde ich die Khoisan in Afrika. Laut genetischen Analysen sind sie die älteste noch heute lebende menschliche Population. Trotz reichlich Vermischungsmöglichkeiten z.B. mit Bantuvölkern sind ihre physiologischen Besonderheiten in den letzten 43.000 Jahren weitgehend erhalten geblieben. Nur die Nama im Norden ihres Verbreitungsgebietes weisen genetischen Einfluss von Bantuvölkern auf, weshalb sie zu 50 Prozent Laktose abbauen, eine notwendige Anpassung an Rinderhaltung. Die übtigen Khoisan haben nur zu 10 Prozent diese Anpassung.

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Fassadept  06.03.2024, 11:32
@Rennegent

Ja, ich stimme zu das meine Antwort übersimplifiziert war. Werde in Zukunft noch auf Unterarten als natürlichen Schwebezustand zwischen Artbildung und Herausbildung abgrenzbaren Phänotypen innerhalb der Art verweisen - der mittlerweile zumindest häufiger einheitlich genutzt wird. Wobei ich nicht soweit gehen würde zu sagen, dass Unterart und Rasse rein äquivalent wären, außer der künstlichen und natürlichen Ursache, da eben jene Ursachen in ihrer Wirkung und gegenseitigen Wechselwirkung andere Effekte aufzeigen.

So existiert bei Unterarten deutlich dominanter der Faktor, dass sich verschiedene Populationen untereinander auf Grund sozialer Zugehörigkeit (und zusammengehöriger Unteraktionsfrequenz) zunehmend weniger untereinander fortpflanzen, selbst bei (ggf. erstmals wieder aufkommenden) bestehendem Aufeinandertreffen - während diese überwiegende Äquivalenz von Population zu Unterart bei Rassen weniger gegeben ist, da solche (im weitesten Sinne) "Familienstämme" ständig aufgebrochen werden und stete soziale Interaktion mit Hunden anderer Rassen somit zumeist gegeben ist.

Ein weiterer merklich er Unterschied wäre, dass der Golden Retriever von heute weitestgehend der gleiche Golden Retriever der Zukunft ist. Die Unterart hingegen würde sich zwar phänotypisch abgrenzen, diesen abgrenzbaren Phänotyp aber weiterhin im Anpassungsprozess abwandeln (wobei wieder die vage Definition herrscht, dass zu viel Abwandlung dann doch wieder rechtfertigt eine neue (Unter)Art zu deklarieren, weil sie phänotypisch zu unterschiedlich wird).

Vermutlich sollte man auch noch einen geschichtlichen Crashkurs zum Sprachgebrauch einfügen, es ist immer amüsant anzusehen, dass in Wikispecies gelistete Unterarten mit alten Wälzern belegt werden, die es jedoch als Rasse definieren.

War auch zu faul die Geschichte von Insel- und Amazonasstämmen zu recherchieren. Schön, dass mir die Arbeit abgenommen wurde und wir auch gleich noch woanders in Afrika gelandet sind ^^

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Wen man allein vom Äußeren her urteilt, lassen sich deutliche Unterschiede wie Hautfarbe, Gesichtszüge u.ä. erkennen; aber seit man das menschliche Genom entziffert hat, ist erkennbar, dass die genetischen Unterschiede innerhalb einer solchen Gruppe mit gemeinsamen äußeren Merkmalen (vormals: "Rasse") weit größer sind als die gemeinsamen Unterschiede einer "Rasse" zur anderen.

Das allein brauchte kein Grund zu sein, den Begriff "Rasse" fallen zu lassen. Aber im Laufe der Neuzeit hat sich gezeigt, dass die Einteilung in "Rassen" so fundamental dem Gedanken der allgemeinen Menschenrechte widerspricht [der schrecklichste Beleg dafür ist der Holocaust], dass das Konzept "Rasse" (zu Recht) in Misskredit gekommen ist. (Denn im Unterschied zu Religionen oder dem Rechtsstatus (Freier oder Sklave) ist der Unterschied ja biologisch vorgegeben.)

Angesichts der Hartnäckigkeit, mit der sich Geschlechterrollen trotz rechtlicher Gleichstellung fortbestehen, gewinnt gegenwärtig der Gedanke an Zustimmung, dass man auch auf diesem Feld eine biologische Festlegung, da menschenrechtswidrig, abschaffen sollte. Aber das ist noch umstritten.

Das ist eine sehr gute Frage. Zumal in Art. 3 (3) GG der Begriff ",Rasse" noch erwähnt wird. Es gibt daran allerdings Kritik und die Forderung dies zu streichen respektive zu ersetzen. Der Begriff Rasse ist aufgrund seiner Verknüpfung mit der Rassenlehre des 3. Reiches bei uns verpönt. Vielleicht wäre es sinnvoll, ihn mit dem weniger belasteten Wort "Ethnie" im Sinne von Volk oder Stamm zu ersetzen. Verschiedene Ethnien gibt es selbstverständlich und auch für Mehrheiten derselben typische kennzeichnende körperliche Merkmale. Bei der Ethnie stehen diese aber nicht im Vordergund, sondern entdcheidend ist die Zugehörigkeit zum Volk. Somit gehört auch ein dunkelhäutiger Deutscher zur deutschen, stammt aber z.B. ursprünglich von einer afrikanischen Ethnie ab. So darf man seine Herkunft kennzeichnen. Nicht aber ihn pauschal einer "negriden Rasse" zuordnen, weil das rassistisch wäre.

Bei Tieren spricht man bei der Zucht von Rassen. Da Menschen aber nicht gezüchtet werden, gibt es dort auch keine Unterscheidung nach Rassen.


Hihihuhu123 
Fragesteller
 05.03.2024, 22:25

Aber es gibt doch auch nicht gezüchtete Tiere die nach Rassen unterschieden werden... z.B. Bären, Ameisen etc.

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PixelManuel  05.03.2024, 22:30
@Hihihuhu123

Ameisen oder Bären wird nach Arten und Unterarten unterschieden und nicht nach Rassen.

In der Biologie wird die Bezeichnung etwa seit Beginn der 1970er-Jahre vermieden. Von „Rassen“ wird nur noch in Zusammenhang mit der Tierzucht gesprochen, die absichtlich eigene Populationen mit bestimmten Merkmalen züchtet.

Quelle: Wikipedia

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Hauptmxnn  05.03.2024, 23:11
@PixelManuel

Jo, Rassen sind in dem Kontext aber das selbe wie "Arten". Es gibt verschiedene Arten von Ameisen wie zum Beispiel die Feuerameise. Bei den Menschen gibt es auch viele Arten: Germanen, Slawen, Romanen. Also ist es sozusagen das Gleiche.

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PixelManuel  05.03.2024, 23:17
@Hauptmxnn

Germanen, Slawen und Romanen sind bzw. waren Völker. Das ist was völlig anderes.

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Fontanefan  05.03.2024, 23:18
@Hihihuhu123

So wie ich das sehe unterscheidet die Wikipedia eine Vielzahl von Bärenarten, aber keine Rassen. Da es "vermutlich 20.000–30.000" Ameisenarten gibt, von denen Tausende noch nicht beschrieben sind, bezweifle ich sehr, dass diese Arten noch in sauber unterscheidbare Rassen aufgegliedert worden sind.

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Rennegent  05.03.2024, 23:23
@Hauptmxnn

Nein, das sind keine Arten. Nicht mal verschiedene Unterarten. Der Neandertaler war eine Unterart im Verhältnis zum heutigen Menschen. Aber alle heutigen Menschen gehören zu homo sapiens sapiens. Die genetischen Unterschiede sind derart gering, dass biologisch keine weitere Unterscheidung gerechtfertigt ist. Ein Beispiel: Ein Russe und ein Deutscher können genetisch ähnlicher sein als zwei Russen untereinander. Daran siehst du dass die Menschen alle biologisch wie Brüder sind, so eng sind sie verwandt.

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Hauptmxnn  05.03.2024, 23:53
@Rennegent

Ja das stimmt schon, dass die slawen nicht so anders sind wie die Germanen, aber es gibt dennoch Unterschiede. Aber einem Germanen schaut ja ein Asiate nichts der gleichen. Das bedeutet es muss ja verschiedene Rassen geben, sonst hätten wir ja alle die selben Merkmale wie zum Beispiel Schlitzaugen.

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PixelManuel  05.03.2024, 23:57
@Hauptmxnn

Das menschliche Genom unterscheidet sich nicht wirklich, so dass man nicht von Rassen oder Arten sprechen kann.

Kann sein, dass du es noch nicht verstanden hast aber die Rassentheorie ist längst als pseudowissenschaftlicher Unsinn widerlegt worden.

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Hauptmxnn  06.03.2024, 00:04
@PixelManuel

Das kann man einfach so nicht sagen. Das Erbgut von zum Beispiel Schwarzen ist ja komplett anders als bei Weißen. Die Schwarzen haben nämlich einen Wirbel mehr, sind zudem Schwarz und ähneln uns nur von der Körperform her.

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PixelManuel  06.03.2024, 00:07
@Hauptmxnn
Das Erbgut von zum Beispiel Schwarzen ist ja komplett anders als bei Weißen.

Falsch.

Die Schwarzen haben nämlich einen Wirbel mehr

Auch falsch.

Woher hast du denn diesen Unsinn?

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Rennegent  06.03.2024, 09:25
@Hauptmxnn

Aufgrund von archäologischen Funden und Genuntersuchungen ist bewiesen, dass alle heute lebenden Menschen aus Afrika stammen. Afrikaner haben das mit großem Abstand variabelste Erbgut, der Beweis, dass sie dem Ursprung des menschlichen Stammbaums am nächsten stehen. Einige dieser afrikanischen Populationen sind in mehreren Wellen aus Afrika ausgewandert und haben die europäischen, asiatischen und alle anderen Völker gebildet. Du solltest dir darüber klar sein, dass du selbst von Afrikanern abstammst, bevor du hier derartigen Unfug verbreitest.

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Rennegent  06.03.2024, 16:50
@Hauptmxnn

Das kannst du z.B. im Brockhaus nachlesen, Band 9, Seite 215 und 216 unter "Mensch". Du kannst aber auch einfach " Von welchem Erdteil stammt der Mensch" in Google eingeben und dann der erste Treffer Planet Wissen.

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Es macht keinen sinn menschen in kleinere Gattungen bzw rassen aufzuteilen.

Anders als bei z.b. Hunden wo man klares verhalten anhand der rassen treffen kann die sehr Triebgestuert sind, sind wir menschen etwas weiter.

wir denken, überlegen, sind selbst reflektiert, wir sind nicht abhängig von unseren Trieben somit sind die unterschiede nur noch äusserlicher natur und nicht mehr anhand der Genetik auszumachen.

Die Rasse mensch ja aber nicht kleinere Gattungen