Meinung zu "Dogma 95"?
An die "Cineasten", ich würde gerne eure Meinung zum Manifest "Dogma 95" von Thomas Vinterberg und Lars von Trier hören. Ich bin ein Fan von Thomas Vinterberg, und "Das Fest" gehört zu meinen Lieblingsfilmen. War das Projekt zum Scheitern verurteilt, oder war die Idee, eine produktionstechnische Konservierung vorzunehmen, die diametral zu den heutigen "Special Effects und CGI" in Blockbustern steht, eine gute? Es gab ja bekanntlich keinen *Dogma 95*-Film, der nicht eine der genannten Regeln brach. Haben die Regisseure selbst ihre Vision nicht ernst genommen?
Hier nochmal die Dogma 95 Regeln:
- Als Drehorte kommen ausschließlich Originalschauplätze in Frage,Requisitien dürfen nicht herbeigeschafft werden.
- Musik kann im Film vorkommen (zum Beispiel als Spiel einer Band), darf aber nicht nachträglich eingespielt werden.
- Zur Aufnahme dürfen ausschließlich Handkameras verwendet werden.
- Die Aufnahme erfolgt in Farbe, künstliche Beleuchtung ist nicht akzeptabel.
- Spezialeffekte und Filter sind verboten.
- Der Film darf keine Waffengewalt oder Morde zeigen.
- Zeitliche oder lokale Verfremdung ist verboten – d. h. der Film spielt hier und jetzt (also nicht etwa im Mittelalter oder in einer entfernten Zukunft oder in einem anderen als dem Produktionsland, auf einem fremden Planeten, in einer fremden Dimension o. Ä.).
- Es darf sich um keinen Genrefilm handeln.
- Das Filmformat muss Academy 35 mm sein.
- Der Regisseur darf weder im Vor- noch im Abspann erwähnt werden.
1 Antwort
Naja, das war ein guter Versuch, den ganzen Mainstream Mist zu unterwandern und einige Ergebnisse zu erzielen, auf die man anders nicht gekommen wäre. Allerdings haben solche Manifeste etwas eingeschnürtes, weshalb beide Regisseure sich dann irgendwann auch nicht mehr daran hielten. Die Dogmen von gestern sind der Akademismus von morgen. Sobald lauter Studenten an der Filmschule plötzlich ein soches Manifest übernehmen muss der Regisseur bereit sein sich umzuwerten. Vinterberg hat den Inhalt von „Festen“ mit „Jagden“ ganz schön auf den Kopf gestellt.
Danke für den Kommentar. Ich hielt die Vorgehensweise ebenfalls für sehr revolutionär, um den "Mainstreamfilm" zu überwinden. Wahrscheinlich waren die strengen Regeln am Ende zu einschränkend. "Festen" und "Jagten" sind beide grandiose Filme, die gesellschaftliche Normen und Konventionen dekonstruieren und sezieren. Besonders interessant ist, wie die emotionale Dekonstruktion in "Festen" durch die Dogma-95-Produktionstechnik gelingt, während sie in "Jagten" durch die herausragende Schauspielleistung von Bo Larsen und Mads Mikkelsen erreicht wird.