Meint ihr es gab auch Abneigung gegenüber Gallizismen als diese noch neu waren?
Es gibt immer mehr englische Wörter im Deutschen vor allem in der Jugendsprache. Einige verschwinden nach 'ner Zeit wieder, aber andere wie "sorry" oder "cool" werden wir wahrscheinlich für immer behalten.
Meinen Vater regt das natürlich auf, aber dann wiederum ist er extrem stolz auf jedes schweizerdeutsche Wort, das in Schriftdeutsch komplett anders ist, wovon aber fast jedes 4. einfach ein französischer Begriff ist (Wie zum Beispiel Velo, statt Fahrrad).
Gallizismen sind heute meist so stark integriert, dass man sie gar nicht oder eher als "schlaue Wörter" wahrnimmt. Jetzt habe ich mich gefragt, ob früher die französischen Begriffe wohl auch gehatet wurden? Oder ob es nicht so war, da die französische Sprache bei den Adeligen beliebt war und Bürger und Bauern sie einfach nachmachten?
3 Antworten
Das kann ich mir gut vorstellen. Aber das ist schon recht lange her, und ich war in dieser Zeit nicht dabei. Es stimmt, gerade im Adel war Französisch sehr beliebt, daher heißt das Schloss in Potsdam auch "Sanssouci", obwohl das recht weit weg von Frankreich steht.
Selbst die Schweden haben französische Wörter. So heißt der Sessel fåtölj (von "fauteuil") - und die Pfifferlinge heißen kantareller (von "chanterelles"). Vieles aus dem Bereich Essen/Küche ist französisch, auch in Schweden kennt man "pommes" oder "frittar". Auch "trottoar" kennt man, "toalett" und vieles andere aus Frankreich.
Natürlich auch "restaurang".
"Er genierte sich." Auch in Schweden "han blev generad" - französisch "gêné".
(Da denke ich mir manchmal so halb scherzhaft: Wikinger kannten so etwas nicht, folglich musste man in der Neuzeit dafür ein Wort importieren.)
Das Wort "étage" hat es bis Norwegen geschafft (in Schweden ist es aber unüblich).
Selbst das schöne Wort "lugubre" (Latein lugubris) kennt man in Norwegen, zumindest in gebildeten Kreisen ("vilket lugubert kök" hatte ich mal gelesen).
Französisch hat früher eine erstaunlich weite Verbreitung gehabt, auch Polnisch hat französische Wörter, "cauchemar" (Albtraum) ist in Polen "koszmar".
(in Schweden "mardröm")
Das scheint eine besondere Problematik in der Schweiz zu sein.
Hier in Deutschland ist so gut wie kein Jugendlicher in der Lage, französische Begriffe zu kapieren.
Bei gesprächsweise verwendeten Wörtern wie z.B. Billett, Chauffeur, Rendez-vous usw. werden die dummen Gesichter der Minderjährigen noch länger.
Das sind aber nur die Begriffe, die's nur in der Schweiz gibt. Ihr habt ja auch viele französische Begriffe. Hier eine Liste https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Gallizismen
Da wirst du schnell sehen, dass viele davon auch von Jugendlichen in Deutschland benutzt werden, du merkst es vielleicht nicht so stark, weil du es dir gewöhnt ist. Für Schweizer klingt es auch nicht Französisch Trottoir, Coiffeur und Panaché zu sagen.
Ich bin mir ziemlich sicher. Ich glaube, man kann die Regel sogar so weit verallgemeinern, dass sprachliche Neuerungen einen gewissen Teil der Bevölkerung grundsätzlich aufregen, weil dieser seine gewohnte Sprache in Gefahr sieht. Analog kann man das auch zu kulturellen, modischen und technischen Neuerungen sehen