Mein Sohn hat Probleme sich Sachen zu merken

4 Antworten

Es geht um meinen Sohn 9 Jahre alt. Er ist ein sehr aufgeweckter junge recht gut in der Schule und sonst auch nichts auffälliges.

Herz was willst Du mehr???

Der Knabe ist erst 9 Jahre alt! Nun rede ihm bitte nicht ein, dass an ihm irgendwas nicht in Ordnung sein könnte! Er schreibt doch gute Noten, dann kann er ja wohl so viel nicht vergessen!

Nach Deinen Schilderungen scheinen mir DEINE Erwartungen zu hoch! Sorry, wenn ich das so direkt schreibe :-/

Hat er denn Probleme? Die Noten stimmen ja ... merkt er selber dass er etwas zu schnell vergisst und das macht ihn fertig? Hat er Probleme mit Kameraden? Ist er aggressiv oder impulsiv?

Nein? Gute Güte, lass ihn träumen ...

Ja? Hm. Er ist ja aus irgend einem Grund bereits bei einem Psychologen ... nochmals alle organischen Ursachen abchecken ... du hast die Frage unter ADS eingeordnet aber ob das schon ADS ist - na ja, das sollen die Fachleute rausbekommen ...

... und dann: Ey, der ist 9!!! Da darf man mal ein Buch vergessen. Was immer hilft, ob ADHS oder nicht: Checklisten. Kindgerechte Klarlisten machen und angewöhnen immer nachzulesen. Klappt wunderbar.

Vielleich hat er ein Blockade die von dem Punkt ausgeht dass etwas wichtiges fehlt.Vielleicht ist er nicht immer dabei weil ihm bestimmte dinge durch den Kopf gehen die aussage wie ein kleiner erwachsener,ein sehr nachdenklicher Mensch.Kurzzeitgedächtnis Viele dinge kann er vielleicht gar nicht so gut verarbeiten so dass er es versteht,doch dass er dann an etwas anderes denkt und dass es in ihm eine kleine Blockade aufbaut. Nähere Informationen und ich kann ihnen vielleicht weiter helfen nicht nur zum Pychologen denn bei ihm ist auch Zeit Geld gehen sie zum Vertrauenslehrer,Klassenlehrer. Auf gut Glück.


Rokster 
Beitragsersteller
 11.02.2014, 20:07

Die Lehrer sind hoffnungslos mit sich selber überfordert, wenn man sie um Hilfe bittet dann sagen sie man soll das zuhause klären. Soviel dazu. Uns geht es halt darum, daß er alles vergisst was man ihm sagt oder was man zuvor mit ihm besprochen hat. Normal finde ich sein Verhalten nicht, sonst würden wir ja nicht von Arzt zu Arzt laufen. Er ist ein widerspruch in sich Er kann vieles für sein alter, aber die grundlegenen Dinge fallen ihm schwer. Man sagt ihm zb. gibst du mir die Fernbedienung ( und sie liegt vor seiner Nase) sieht er sie nicht und sucht erstmal überall. Das besprochenen wiedergeben fällt ihm auch schwer, wiederum lernt er Gedichte innerhalb von 30min auswendig. Oder er kennt Filmszenen aus Pokemon oder Star Wars die er nur einmal gesehn hat, weiß aber nicht was er in der ersten Stunde in der Schule gemacht hat. Das aktulleste ist, daß sein Opa verstorben ist und er sich nicht mehr daran erinnern kann was er mit ihm alles gemacht hat. Er war jedes Wochenende bei Ihnen und Sie sind immer irgendwo gewesen sei es im Tierpark, im Museum oder oder oder. Das passt nicht zusammen. Wenn du mir sagst was du für Informationen du brauchst gebe ich sie dir natürlich sehr gerne.

Vielen Dank für eure Antworten.

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martinpalatina  12.02.2014, 08:30
@Rokster

Ja, ich hab's ja oben schon geschrieben ... hat er Probleme? Also: "Leidet" er in irgend einer Weise, sei es weil er nicht er selbst ist, mit sich selbst unzufrieden ist, sei es weil er soziale oder schulische Probleme hat?

Es ist bis zu einem gewissen Masse normal dass nur die Dinge funktionieren die interessant sind, bei ADHS ist das allerdings tatsächlich extrem ausgeprägt. Meine Tochter (ADHS) lernt auch Gedichte im nullkommanix wenn sie sie interessant oder schön findet, also mit einem positiven Gefühl verbindet wenn nicht - keine Chance. Dann geht nichts in die Birne. Normal ist dass es leichter geht wenn es schön ist aber eben auch möglich ist wenn nicht, halt nur mühsamer.

Aber so lange es nicht wirklich stört... versuch es aus seiner Sicht zu sehen. Behandlungsbedürftig ist das wenn es ihm Probleme macht (Ich bin doof, ich kann das nicht).

Was den Opa angeht: Es gibt tatsächlich solche Verdrängungsmechanismen, das sich Mensch dann nicht mehr erinnern wollen. Das solltest du aber bitte mit dem Psychologen besprechen denn gut wäre so verdrängen sicher nicht.

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martinpalatina  12.02.2014, 08:38
@martinpalatina

PS: Was die erste Schulstunde angeht: Das Erlebte muss sich erst im Hirn sortieren! Wetten du fragst ihn nach der Schule? Lass ihm mal Zeit und frag ihn erst am Abend!

Du kannst Dinge die dich emotional bewegen auch nicht sofort erzählen ... das ist bei Kindern ganz genau so, Erwachsene sortieren dass dann nur viel schneller.

Setz du dich ins ins Seminar mit 1.000 neuen, spannenden Fakten und vielen sozialen Interaktionen und versuche dann unmittelbar nach dem Ende ohne in den Aufschrieb zu gucken die erste Stunde zu rekapitulieren, und zwar die erste Stunde, nicht ein Gemisch aus allen - keine Chance! Wie soll das ein Kind können?

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Oh, wie gut ich das kenne! Unsere Tochter ist genauso. Das Einzige was bei ihr anders ist: sie redet gerne und viel. Allerdings immer über das, was sie gerade beschäftigt. Sie erzählt von ihrem spannenden Buch, von ungerechten Vorfällen, von einem Film... Mit präzisen Informationen, die ich von realen Vorkommnissen haben will, sieht das leider anders aus. Ich kann deine Verzweiflung sehr gut verstehen. In der Grundschule wird ja alles recht oft wiederholt, deshalb klappt es da wahrscheinlich besser mit dem Merken. Auf dem Gymnasium wird es spätestens ab der 7 Klasse dann aber anders werden. Zu Hause ist es echt nervig, wenn Kind einfach nichts von dem behält, was man ihm sagt. Und man merkt, dass das keine Absicht ist. Ich weiß genau, dass meine Tochter, wenn sie sagt "mach ich" auch tatsächlich vorhat, es zu machen. Kaum ist sie 3m woanders hin gegangen, hat sie es aber vergessen. Wenn sie etwas sucht, weiß ich schon vorher, dass sie es zu 95% nicht findet, weil sie es selbst dann nicht sieht, wenn die Sache ganz in ihrer Nähe liegt.

Was auch frustrierend ist: Erzählt man jemandem davon, meinen alle, dass das normal wäre. Es wären ja halt Kinder! Der Unterschied ist aber eben, dass dieses Verhalten nicht ab und zu mal auftritt, sondern fast immer. Das scheint aber keiner zu kapieren, der es nicht selbst erlebt.

Bei meiner Tochter wurde mit 7 Jahren ADS (ohne H) diagnostiziert. Ich achte sehr auf gesunde Ernährung, sportliche Betätigung und viel Schlaf. Zusätzlich nimmt sie Fischölkapseln (Omefa oder Addy plus), die dem Gehirn wichtige Stoffe für den Hirnstoffwechsel zur Verfügung stellen (sie isst nämlich keinen Fisch). Es gibt viel Bananen und ab und zu Walnüsse. Bisher kommen wir auf diese Weise ohne Medikamentation aus, doch es kostet viel Zeit und Nerven. Meine Tochter will keine Medikamente nehmen und auch ich stehe dem skeptisch gegenüber. Wir wollen möglichst ohne auskommen. Ich versuche, mit meiner Tochter Strategien zu entwickeln, damit sie wichtige Dinge nicht mehr vergisst. Dazu gehört, sich Wichtiges aufzuschreiben und Automatismen zu entwickeln. So zum Beispiel, dass der letzte Schritt vor dem Zu-Bett-gehen immer das Wecker-stellen ist oder dass sie sich immer noch einmal umguckt, bevor sie das Klassenzimmer oder den Schulbus verlässt, damit sie nicht so viele Sachen verliert. Du glaubst nicht, wie viel sie schon verloren hat. Mittlerweile muss sie sich deswegen die verschusselten Sachen von ihrem eigenen Geld wiederkaufen. Ohne einen gewissen Druck geht es nämlich nicht. Wenn ich alles gleich neu kaufen würde, würde sie sogar vergessen, beim Hausmeister nach der verlorenen Jacke zu fragen. Die im Schulbus liegengelassenen Jacken und Sporttaschen haben wir leider, bis auf 2 Ausnahmen, nicht wiederbekommen. Da konnte wöhl jemand die Sachen gut gebrauchen :-( Nachdem meine Tochter sich jetzt eine Softshelljacke und eine Garnitur Sportzeug selber kaufen musste, hat sie im letzten halben Jahr nur noch 1 Paar Handschuhe verloren.

Fazit: Ich vermute, dass auch dein Sohn eine ähnliche Form von ADS hat. Ich habe damals an einer Elternschulung (über mehrere Abende) teilgenommen, in der wirklich gute Tipps weitergegeben wurden. Allerdings sind die meisten dieser Schulungsleiter der Meinung, dass es ohne Medikamente nicht geht. Ich muss dazu sagen, es geht wirklich nur, wenn ein Elternteil zumindest halbtags zu Hause ist und gute Nerven hat. Denn das ADS-Kind braucht wirklich viel Unterstützung, um sich zu organisieren. Man muss die wichtigen Sachen wirklich alle kontrollieren, ob sie gemacht wurden und muss im schulischen Bereich immer auf dem Laufenden sein, sich also angucken, was gerade durchgenommen wird und ob das Kind den Stoff verstanden hat. ADS-Kinder brauchen viel länger für alles. Es fällt ihnen äußerst schwer, sich ihre Zeit richtig einzuteilen; genauer gesagt, sie schaffen es ohne Hilfe eigentlich nie. Deshalb muss man Strategien entwickeln, wie sich diese Dinge automatisieren lassen. Das Wecker-Stellen war ein Beispiel. Ein anderes wäre, niemals mit Spielen anzufangen, solange der Tornister für den nächsten Tag nicht gepackt ist. Also, es kostet viel Zeit und Nerven! Aber es gibt auch Erfolge!

Alles Gute!


Rokster 
Beitragsersteller
 12.02.2014, 13:25

Hallo Wincarloc,

herzlichen danke für deine Antwort und dein Verständnis. Ich freu mich so sehr daß uns jemand endlich verstanden hat. Du hast uns damit sehr geholfen.

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