Martingal, Dreieckszügel, was bewirkt was?

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Klingt jetzt provokant, aber ich würde mir eine andere Reitschule suchen. Ich finde, auf ausgebundenen Pferden lernt man bestenfalls, sich hübsch hinsetzen, aber nicht reiten. Reiten bedeutet für mich, das Pferd unter mir so zu beeinflussen, dass es mich tragen kann ohne dass meine oder seine Gesundheit darunter leidet. Und da beginne ich mit einem Anfänger schon lange am Boden, ihm einiges zu erklären, ihm longieren, führen etc. beizubringen, bevor ich ihn drauf setze und dann lehre ich ihn aufsitzen und absitzen. Dann im Schritt anreiten und anhalten und dabei dann die Hände, die Beine und sein Gewicht unabhängig einzusetzen, bis er das Pferd sauber um Biegungen reiten kann und es dabei die Dehnung sucht. Ein Pferd, das gut ausgebildet ist, macht es ihm da eh leicht, weil es schon von selbst die Dehnung sucht, also muss ich dazu das Pferd nicht verschnüren, egal womit.

Der Dreieckszügel ist ein Ausbindezügel. Der bewirkt, dass das Pferd mit Kopf nach unten da steht. Den Rücken gibt es aber trotzdem nicht korrekt her, wenn es dafür nicht trainiert ist und selbst ein Pferd, das normal mit gutem, frei schwingendem Rücken eine korrekte Dehnungshaltung von sich aus anbietet (macht meiner auch unter blutigen Anfängern, weil drauf trainiert), lässt das ganz schnell sein, wenn der Dreieckszügel drin ist. Da kommt nämlich mit jedem Schritt ein kleiner Stoß des Dreieckszügels auf's Pferdemaul und dem Pferd fallen nur zwei Lösungsmöglichkeiten dafür ein: 1. Nach hinten entziehen, es zieht den Kopf zurück. Dafür muss es den Rücken nach unten weg ziehen und läuft sehr ungesund. 2. Es drückt drauf. Es gewöhnt sich an starken Druck auf den Zügeln, den man auch merkt, wenn man ein über längere Zeit immer wieder mit diesen Dingern gerittenes Pferd normal, also ohne, reitet, dass die sich auf den Zügel werfen als wäre er ein fünftes Bein. Ich korrigiere diese Pferde immer, indem ich erstmal am hingegebenen Zügel arbeite und an der Longe auf Kappzaum gezäumt eine sinnvolle Selbsthaltung antrainiere. Dauert je nach Temperament und Gesundheitszustand zwischen 1/2 und 2 Jahren. Durch den ständigen Druck vorne, spannt das Pferd bis ganz hinten die Muskulatur an, entwickelt brettharte Muskulatur statt frei schwingende, jederzeit entspannungsbereite und entsprechend fühlt sich dessen Bewegung für den Reiter an.

Auch das korrekt verschnallte Martingal hat eine Wirkung. Die Ringe und daran hängenden Lederteile haben so etwa 100 g pro Stück. Diese 100g wirken permanent auf den Zügel nach unten. Wenn ein sensibles Pferd mit dem Reiten auf Zügelgewicht (also leichtem Durchhang) nicht klar kommt, kann ein Martingal da etwas für Ruhe Sorgen, im ungünstigen Fall aber auch aufschaukeln und auch am anstehenden Zügel spürt das Pferd etwas mehr Gewicht. Ich selbst erkenne bei der korrekten Verschnallung (Ringe müssen beim aufgerichtete stehenden Pferd in die Ganasche reichen) auch nur die Zügelauffangvorrichtung bei Sturz und eine Möglichkeit, die Pferdekennzeichen für's Ausreiten so zu befestigen, dass sie nicht an der Ganasche hängen (am Kehlriemen das mag ich gar nicht) und sich nicht unter die Brust verkrümeln (passiert, wenn man einen Halsriemen dafür nimmt).

Hilfszügel sind nach der Definition, die ich gelernt habe, beides nicht, denn Hilfszügel sind Zügel, die der Reiter neben seinem eigentlichen Zügel führt, also beispielsweise Schlaufzügel. Der Tiedemannzügel gilt als Zwischending zwischen Ausbinde- und Hilfszügel.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981

Selfmadequeen  04.09.2011, 13:16

Das hast du so schön erklärt!

meppel 
Beitragsersteller
 04.09.2011, 20:16
@Selfmadequeen

Dankeschöm, die perfekte Antwort, die ich auf meine Frage brauchte.

Kurze86  04.09.2011, 12:52

Tolle AW DH!

Martingal ist der "harmlosere" Hilfszügel, denn, wenn richtig verschnallt, wirkt das Martingal nicht. Es soll nur verhindern, dass das Pferd den Kopf ruckartig hochreißen kann und dabei sogar den Reiter an der Stirn treffen (wenn der im leichten Sitz sitzt).

Der Dreieckszügel, seitlich rechts und links am Sattelgurt geschnallt, zwingt den Pferdekopf runter - immer. Der Dreieckszügel verhindert, dass das Pferd den Kopf hoch nehmen kann - egal, ob die Reiterzügel lang oder kurz gefasst sind.

Für Reitanfänger mag der Dreieckszügel eine Hilfe sein - wenn er richtig (lang genug!) verschnallt ist. Ein Pferd, das den Kopf runter genommen hat, ist weicher zu sitzen - auch wenn es dabei häufig auf der Vorhand geht.

Ich lasse immer ohne Hilfszügel reiten, auch wenn die Pferde dann den Kopf zu hoch tragen (manchmal sogar gehen "wie Hirsch"). Mit etwas mehr Übung für den Reiter klappt es dann irgendwann doch (es dauert gar nicht sooo lange), und der Reiter weiß sofort, dass er es selbst erritten hat. Ein Pferd, dass den Kopf nur wegen eines Hilfszügels unten hat, geht oft besonders "ungelenk", wenn der Hilfszügel ab kommt.

Das ist ein bisschen wie Abteilungsreiten. Wenn der Reitlehrer in der Mitte brüllt "Abteilung Teeeerapppppp", traben alle Pferde an. Kein Reiter kann so erkennen, ob er selbst die richtige Hilfe gegeben hat, oder ob das Pferd nur lostrabt, weil alle traben und weil der Lehrer in der Mitte es befohlen hat.

Martingal wird untem am Bauchgut befestigt, Dreieckszügel seitlich an dem Gurt.

Beides sind ein Armutszeugnis für den Reiter. Ein guter Reiter führt das Pferd und ist eins mit dem Pferd. Hilfzügel sind immer nur ein Kompromiss. Fast immer eben für Mängel am Reiter, ganz selten oder eher nie für Mängel am Pferd.


meppel 
Beitragsersteller
 04.09.2011, 00:33

Nein, das liegt schon an mir, ich weiß.

Ich reite im Moment ein Pferd, was ich noch nicht so gut kenne und auf dem ich noch weiterlernen soll und arbeite darauf hin, dass ich ohne Dreieckszügel das Pferd richtig reiten kann, aber im Moment schaffe ich das noch nicht.

melinchen1000  04.09.2011, 09:32
@meppel

zum reiten brauch man solche sogenannten "Hilfsmittel" überhaupt nicht, und der Satz das du das noch net ohne schaffst ist totaler Quatsch... ein Pferd wird nicht durch Hilfsmittel wie Martingal oder Dreieckszügel geritten, sondern vorallem durch Harmonie und Hilfen wie Schenkeldruck und co. .... mit deinem Satz erklärst du uns das Pferde sich nur gut reiten lassen wenn sie diese"Hilfsmittel" bekommen...lasst doch mal ein Pferd wenigstens ein bisschen Freiheit und hört auf ihnen alles zu verschnallen..oder würdest du es es schön finden wenn man dir den Kopf so verschnallt das du in deiner Bewegung eingeschränkt bist? ich glaube nicht..und das geht jetzt an alle, fangt doch mal an nicht immer nur an euch zu denken, sondern daran wie es dem Pferd dabei geht

melinchen1000  04.09.2011, 09:33
@meppel

und außerdem was kann das Pferd dafür wenn du es nicht kannst? das Pferd hat dadurch den Nachteil

Selfmadequeen  04.09.2011, 13:21
@melinchen1000

Es ist aber leider Standart geworden und viele glauben ohne könnte man gar nicht reiten!

Die Reitschulen haben aber auch die Generation Nintendo zu verarzten, von denen haben doch die wenigsten genug A..sch in der Hose um das Reiten wirklich zu lernen, die wollen doch den schnellen Erfolg und wenn der Bauer nicht schwimmt, dann liegts doch immer an der Badehose....

Ich finde also die Frage selbst schonmal sehr gut, es kommen ja gar nicht viel überhaupt auf die Idee, die Methoden des Reitlehrers zu hinterfragen!

Also sollte hier nicht auf dem Fragesteller herumgehackt werden, der ganz offensichtlich Interresse hat es besser zu machen...

Tangstedt  04.09.2011, 18:10
@Selfmadequeen

@selfmadequeen: DH!

Leider sieht man die Hilfszügel in den Reitställen soooo häufig, dass manche Reitanfänger glauben könnten, das gehört so. Sie sehen nur die in unseren Augen Negativbeispiele. Das ist wirklich schade. Es wird hier aber nicht nur den Schülern leicht gemacht - vor allem der Reitlehrer muss sich nicht die Mühe machen, besseren Unterricht zu geben. Die Pferde laufen optisch betracht ja o.k. Und die Schüler meckern auch nicht. Würden die sich ja auch kaum trauen.

Punkgirl512  05.09.2011, 12:58
@Tangstedt

vor allem wissen die Reitschüler dann doch gar nicht, wie es richtig sein soll - auch ein Grund, warum Reitschüler nicht meckern.

martingal, hilft gegen das hochschlagen vom pferde kopf, wenn der reiter eine unruhige hand hat und wenn man fällt bleiben die zügel am hals und das pferd kann nicht in den zügel steigen.

dreieckszügel,bringt das pferd in stellung kann aber dennoch vorwärts, abwärts dehnen und den kopf auch leicht nach oben geben.

mit dem dreieckszügel kannst du dich sehr gut auf deinem sitz konzentrieren, da du so gut wie keine paraden mid den händen machen musst, was du beim martingal aber machen musst, damit das pferd am zügel geht.