Macht der Lexus IS 200d oder der 220d viel Probleme?
Hallo
Ich will einfach ein zuverlässiges Auto was auch weite Strecken Locker fahren kann (deswegen auch ein Diesel)...
Ein Teil oder ganz ist der Lexus ein Toyota und die sind wirklich zuverlässig, aber ist das bei einem Lexus auch der Fall?
Und wofür sind die anfällig und worauf sollte man bei einem Kauf genau achten.
Ich würde einen kaufen der Baujahr zwischen 2009 bis 2013 ist und eine Limousine ist. Am besten wenn ich den für unter 150.000 Kilometer bekomme...
Mfg
3 Antworten
Ich fahre selbst einen IS220d.
Generell ist der XE20 eine grundsolide Plattform und ich habe mittlerweile 350000km auf der Uhr. Generelle Schwachstellen hat die Plattform kaum, wo du ein wenig drauf achten solltest, sind die Abläufe im Motorraum, die müssen frei sein (ist aber bei jedem Auto so, dass du sonst einen Wasserschaden drinnen hast - nur die meisten Autos laufen dann auffällig voll mit feuchtem Teppich und so, bei mir ist etwas Wasser ins Armaturenbrett eingedrungen und hat das Karosseriesteuergerät am Stecker etwas oxidieren lassen, worauf die Alarmanlage komplett ausgerastet ist). Ansonsten scheint es noch ein Problem mit Kabelbrüchen am Knieairbag zu geben (habe den Fehler gerade selbst, dafür gibt es sogar eine technische Info von Lexus wie das zu reparieren ist). Also im Grunde selten mal Elektronikprobleme.
Karosse und Fahrwerk stehen nach all der Laufleistung noch top da, Bremsen halten ca. 70000-90000km je nach Fahrweise, dann sind aber Scheiben und Beläge gleichermaßen fällig. Stoßdämpfer halten ewig, kosten aber bei Lexus ein Vermögen. Tipp: Erstausrüster ist Kayaba (KYB), die gibt es auch (wenn auch schwierig zu bekommen) als Aftermarket-Teil mit KYB Label aber ohne Toyota/Lexus-Label und dann deutlich günstiger. Problem ist, dass die meist nicht bei den gängigen Lieferanten zu bekommen sind, weshalb die meisten Werkstätten die überteuerten Lexus-Teile einbauen. Du brauchst also eine Werkstatt, die mitgebrachte Teile einbaut und musst diese selbst bestellen.
Was an der Bauform etwas nervig ist: Die Ladeklappe ist gemessen am Kofferraum relativ klein (Es passen viele kleine Sachen rein, aber keine große am Stück) und die Rückbank ist nicht umklappbar, da die Karosserie über eine Kofferraum-Trennwand versteift ist. Es gibt nur einen kleinen Ausschnitt für eine Durchlade durch die herunterklappbare Mittelarmlehne an der Rückbank, mit der du lange, schmale Gegenstände (klassisch: Die Ski für den Winterurlaub) durchladen kannst.
Ein weiteres Kuriosum der XE20-Plattform: Die Basisausstattung mit Halogen-Scheinwerfern verwendet H11 für das Abblendlicht und das bekommst du nicht an jeder Tanke oder im Baumarkt. Ich habe immer ein paar Ersatzlampen im Handschuhfach. Der Austausch ist relativ einfach, allerdings muss für die Beifahrerseite der Luftfilterkasten raus - das ist zwar in 5 Minuten erledigt, allerdings hängt am Luftfilterkasten auch der Luftmassenmesser - wenn du die Zündung anmachst, um zu gucken, ob die Lampe leuchtet, bevor alles wieder zusammengebaut ist, hast du gleich einen Fehler im Fehlerspeicher und der Motor hängt im Notlauf - was bin ich froh, dass ich einen OBD-Tester habe.
Das Getriebe vom Diesel klingt ziemlich rustikal. Lexus-Fahrer nennen es auch liebevoll "LKW-Getriebe", da Toyota für den exklusiv in Europa verkauften Diesel kein eigenes Getriebe entwickeln wollte, aber eines für das hohe Drehmoment und Hinterradantrieb vom Toyota Tundra, einem Pick-Up Truck (Kaliber RAM) für den US-Markt entleihen konnte. Schnarren beim Auskuppeln und auf kurz oder lang ein derbe rasselndes Ausrücklager (lass es rasseln, meines rasselt schon seit 150000km) gehören zu den Geräuschkulissen, die man sich als IS-Diesel-Fahrer anhören darf.
Der Motor ist eine kleine Diva. Zwar eine sehr solide Grundkonstruktion (inkl. echt wartungsfreier Steuerkette), aber mit vielen kleinen Zimperlein. Dazu gehören:
- Inverser Abgasskandal: Der Motor erfüllt die Euro5, die es bei der Modellzulassung aber noch nicht gab und Toyota hat es nie nachschlüsseln lassen, deshalb läuft er auf Euro4, was mehr Steuern kostet und ggf. bei erweiterten Umweltzonen (Stuttgart, Hamburg) spannend werden könnte (Euro 4 Verbot, ggf. Euro 5 Verbot)
- Das Auto hat serienmäßig einen Diesel-Zusatzheizer (heizt während der Fahrt schneller auf, Umrüst-Kit für Standheizung, das eine Zeitschaltuhr und elektrische Wasserpumpe beinhaltet, gibt es auch). Der stammt von Eberspächer und die neigen zu Undichtigkeiten und somit Kühlwasserverlust. Leider passen die bauähnlichen aber nicht baugleichen Hydronic 5 Zuheizer, die Eberspächer an VW oder Ford liefert (Ersatzteilkosten 500 Euro) nicht, Toyota will für das Ding als Ersatz über 3000 Euro. Ein Eberspächer-Service kann den aber wahrscheinlich abdichten, wenn es passiert
- Das AGR-Ventil ist gut erreichbar für Aus- und Einbau und das ist auch gut so. Regelmäßige Reinigung und ggf. ab und zu Erneuerung tun Not, das Ding verrußt regelmäßig. Ist aber echt kein Hexenwerk, aber für jemanden, der keine Schrauber-Ambitionen hat, etwas nervig
- Die Vor-Facelift Modelle (Blinker im Kotflügel) hatten Probleme mit schlecht gemachten Kolbenringen. Achte hier darauf, dass der Shortblock (Motorblock-Unterteil/Kolben) erneuert wurde, das wurde lange Zeit auf Kulanz gemacht (die Kulanzzeit ist aber vorbei) oder dass du einen Nach-Facelift (Blinker in den Spiegeln) bekommst.
- Gerade bei den Vor-Facelift-Modellen kommt es (auch mit Update der Motorsoftware) in der Warmlaufphase immer wieder zu einer starken Qualmentwicklung, die mit der 5. Einspritzdüse (ja, bei einem 4-Zylinder, die 5. geht in den Abgastrakt und dient der Erhöhung der Abgastemperatur) zusammenhängt, die Diesel in den Auspuff jagt, um Partikelfilter die zwei Stickoxyd-Katalysatoren auf Temperatur zu bringen. Die D-CAT/D-4D Motoren aus dem Avensis und Corolla aus der Zeit haben da auch merklich Probleme mit. Die Nach-Facelift haben einige Dinge am Motor geändert. Lustigerweise besteht man damit jede AU.
- Und aus eigener leidlicher Erfahrung: Die Wasserpumpe läuft über den Keilrippenriemen und wird deshalb bei der Inspektion nur einer Sichtprüfung unterzogen. Normalerweise wird diese halt irgendwann nach vielen hunderttausenden Kilometern leicht undicht und wird dann, wenn man leichte Spuren von austretendem Kühlwasser sieht, getauscht. Meine ist nie undicht geworden und dann bei 330000 auf dem Weg nach Kroatien in Österreich spektakulär auseinandergeflogen. Lasse sie mal prophylaktisch alle 200000 tauschen, sie ist nicht teuer.
Generell zwar ein sehr solides Auto, aber mit dem Diesel nicht ganz so unspektakulär problemlos, wie man von Toyota erwarten würde. Da aber die Plattform sehr solide ist, überlege ich schon, dass wenn mein 220d "das Blues-Mobil macht" (also wie das Auto von den Blues Brothers am Ende vom Film alle Räder und Türen zugleich abwirft) einen IS250 Facelift zu holen und eine Prins VSI 2 Gasanlage einzubauen (problemlos, evtl. Additivierung mit Flashlube prüfen, ob diese nötig ist). Der V6 ist wesentlich problemloser, aber auch etwas durstiger, als der Diesel, was man aber mit LPG recht gut kompensieren kann (Steuer und Versicherung für den Benziner sind auch etwas günstiger).
Vielen vielen Dank für die so extrem ausführlich Antwort 😉👍
Ob es immer noch so ist, weiß ich nicht. Abet frühe Is waren luxuriösere Toyota Altezzas.
Die Qualität ist natürlich top aber es kommt halt auch auf die Pflege an.
Große Schwachstellen gibt es nicht.
Vlt Fahrwerksbuchsen oder Bremsen das wars
Lexus als Diesel macht keine Sinn, Lexus Preise aber die typische Zuverlässigkeit und Komfort gehen mit dem Diesel verloren.
Okay aber vielleicht noch eine Frage... Ganz pauschal kann man sagen das der Diesel besser ist oder auch weniger Probleme macht ?
Aso und wie viel kostet die Versicherung?
Also generell bei so Autos kann das ja sehr hoch sein nur in Teilkasko schon...oder ?
Also wenn du noch mal in meine Antwort rein guckst, wo ich meine Erfahrungen mit dem Auto geschildert habe, wirst du merken, dass der Motor zwar vermutlich in 1 Mio Kilometer nie einen kapitalen Motorschaden haben wird, wenn man ihn einigermaßen pflegt, aber so viele kleine Macken hat, dass man ständig am schrauben ist - oder am schrauben lassen (sprich in die Werkstatt bringen). Mir macht das nichts aus, ich brauch die ein bis zwei mal im Jahr Schmutz an den Fingern und da kommt so eine AGR-Ventil-Reinigung gerade recht. Aber für jemanden, der einfach fahren will, ist das Ding enorm nervig - und auf Dauer auch teuer.
Der V6 aus dem IS250 läuft halt einfach, was zusammen mit der auch sonst sehr zuverlässigen Plattform heißt - außer alle 15000km neues Öl braucht das Ding nix. Der Diesel ist natürlich deutlich sparsamer, aber wie gesagt, im Zweifel beim V6 noch mal 3000 Euro oder so für eine LPG-Anlage in die Hand nehmen. Wenn das ein guter Nachrüster macht und alles sauber einstellt, hat das keine negative Auswirkung auf die Haltbarkeit, evtl. gar eine positive. Ein guter Nachrüster weiß auch, ob die Ventilsitze von Haus aus hart genug sind, oder ob eine Flashlube-Additivierung verbaut werden muss.
Versicherung musst du ausrechnen, das ändert sich ja auch. Der IS hat eine absurd hohe Typenklasse in Haftpflicht wie auch Vollkasko - das letzte mal, als ich geguckt habe, war die beim Diesel sogar noch höher, als beim noch 40PS stärkeren V6. Mag auch am Vielfahrer-Umfeld und dem schon fast waffenscheinpflichtigen Drehmoment vom Diesel liegen.
Will ich für Komfort so nicht bestätigen, der Diesel läuft hervorragend rund und sehr vibrationsarm und hat eine bombastische Kraftentfaltung, wenn man weiß, wie man ihn fahren muss (hat leider auch das Turboloch erfunden). Der IS ist ja ohnehin eher ein Komfortsportler und die Leistungscharakteristik und das kernige, aber nicht aufdringliche Motorgeräusch passt hervorragend und ist leise genug auch auf Langstrecke (klingt eigentlich sogar geiler, als der V6). Aber wie ich in meiner Antwort geschrieben habe - eine solche Diva hat Toyota kein zweites Mal im Motorenprogramm gehabt.