Lewis-Formel Kohlenstoffmonoxid?

2 Antworten

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Die Darstellung von Trummler ist zwar richtig, aber ich weiß nicht, ob Du mit sogenannten Grenzstrukturen schon etwas anfangen kannst.

Kurz gesagt: Deine Vorstellung des Sachverhaltes ist richtig.

Tja, der Kohlenstoff hat vier (Valenenz)elektronen, der Sauer­stoff sechs. Also hast Du 10 Elektronen oder 5 Elektronen­paare. Wie teilt man das auf zwei Atome auf, unter Berück­sichti­gung der 8-E-Regeln?

Gibt nur eine Lösung: |C≡O|

Das sieht man, indem man es ausprobiert. Oder, indem man sich daran erinnert, daß Stick­stoff genau 10 Elektronen hat und daher die Lösung vorgibt.

Wenn man die Bindungselektronenpaar in der Mitte aufteilt, dann sieht man, daß in dieser Zählung der Kohlen­stoff fünf und der Sauer­stoff auch fünf Elektronen hat, also eines zu viel bzw. eines zu wenig. Man sagt aus: Der Kohlenstoff hat eine negative und der Sauer­stoff eine positive Formalladung.

Formalladungen sind, naja, ziemlich formal. Sie haben nichts mit Oxidations­stufen zu tun (bis auf die Gemein­sam­keit, daß die Summe aller Formal­ladungen die Gesamt­ladung des Teilchens ergibt). Und sie haben definitiv gar nichts mit Partial­ladungen zu tun. Kohlen­monoxid ist ziemlich unpolar (es hat nur ein sehr kleines Dipol­­moment), und keinesfalls eine „ionen­artige“ Verbindung.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Chemiestudium mit Diss über Quanten­chemie und Thermodynamik

Trummler  27.11.2014, 12:45

Das Problem deiner Antwort ist eigentlich nur, dass du die Ladungsdifferenzen nicht beachtet hast; Das Kohlenstoffatom ist negativ, das Sauerstoffatom positiv geladen. Sauerstoff kann normalerweise höchstens eine #Doppelbindung eingehen, bei CO jedoch eine #Dreifachbindung. Dies ist jedoch nur möglich, indem das Kohlenstoffatom dem Sauerstoff eines seiner Valenzelektronen "ausleiht". Dies muss dann jedoch hervorgehoben werden (mit + und –)... :-T
Da der Kohlenstoff dem Sauerstoff ein Elektron geben muss und so eine Ladungsverschiedenheit auftritt, ist die Verbindung "Kohlenmonoxid (CO)" sehr Reaktionsfreudig und deshalb "ziemlich" giftig.
LG Tobi

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indiachinacook  27.11.2014, 13:14
@Trummler

Du nimmst am Anfang des Postings auf Formalladungen Bezug. Es ist nicht so, daß der Sauer­stoff im realen Molekül eine volle reale positive Ladung trägt und der Kohlen­stoff eine negative. Es ist eher eine winzige Partial­ladung (das Dipol­moment ist klein).

Diese Formalladungen sind ein Hilfsmittel zum Elektronen­zählen. Sie sagen besten­falls sehr wenig über die Ladungs­verteilung im realen Molekül aus.

Mir fallen tatsächlich keine anderen Moleküle ein, in denen Sauerstoff eine Dreifach­bindung eingeht (das O₂-Dikation wäre ein Kandidat). Das kommt eben aus der Arithmetik der QM so raus.

Daß CO sehr reaktionsfreudig ist, stelle ich in Abrede. Womit reagiert es denn bei vernünftiger Temperatur? Ja, es bildet gerne Metall­­komplexe, aber dabei bleibt die Bindungs­situation ja un­gefähr erhalten. Sonst reagiert es eigentlich so gut wie nichts, nicht einmal mit Wasser, obwohl es ja das Anhydrid der Ameisen­säure ist. Um aus CO und Natron­lauge das Natrium­formiat zu machen, braucht es abartige Bedingungen.

CO + NaOH    ⟹    HCO₂Na

Und was kann es sonst noch, außer Hochofen bei Rotglut, Synthese­gas bei 400°C mit ausgefeilten Kata­lysa­toren und Ver­brennen mit Sauerstoff? Gatter­mann–Koch ist so ziemlich die einzige Reaktion, die mir jetzt einfällt die (a) ein nützliches Pro­dukt liefert und (b) keine brutalen Bedin­gungen braucht.

C₆H₅–H + CO    ⟹    C₆H₅–CO–H

(also so eine Art Friedel–Crafts-Reaktion mit CO bzw. dem Inter­mediat H–CO–Cl als an­greifen­des Teilchen; braucht AlCl₃ als Katalysator).

Mit geringer Übertreibung kann man sagen, daß CO unter Labor­bedingungen ein ziemlich toter Hund ist.

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