Leitungsschutz oder Schmelzsicherungen?

5 Antworten

Zuverlässigkeit

Schmelzsicherung: Brennt durch und was durch ist, ist durch. Das einzige Element, das die Sicherung zum Versagen bringen kann, ist der Schmelzdraht. Der Fall kann nur eintreffen, wenn die Sicherungspatrone irgendwie fehlerhaft oder manipuliert ist, was unwahrscheinlich ist, wenn sie nicht durch eine Alukugel ersetzt wurde.

LSS: Sind mechanische Geräte, wo vieles versagen kann. Kommt öfter vor, wenn sie älter werden - Paar mal in den Kurzschluss schalten und sie brennt vllt fest.

1:0 Schmelzsicherung

Auslöseverhalten

Schmelzsicherung: Die normale gG reagiert bei geringer Überlast träge und bei Kurzschluss flink. Fließender Übergang zwischen Kurzschluss- und Überlastauslösung. Ist die Schleifenimpedanz nicht ganz da (weil z.B. zu viele Verlängerungskabel im Kurzschlusspfad wurde), wo sie soll, brennt sie trotzdem noch rechtzeitig durch.

LSS: Vergleichsweise harter Übergang zwischen Kurzschluss- und Überlastauslösung. Das kann bei hohen Einschaltströmen problematisch sein und die Schleifenimpedanz hat eine viel größere Bedeutung: Reicht der Überstrom nur knapp nicht für den Kurzschlussauslöser, quält sich die Sicherung über den Überlastauslöser raus. Das ist akut brandgefährlich. Diese "Sicherheitslücke" muss bei Umrüstung von alten Diazeds bedacht werden! (btw: Das ist der wahre Grund, warum oft fälschlicherweise behauptet wird, diese Schraub-LSS für den Diazedsockel hätte keinen zuverlässigen Kurzschlussauslöser. Doch, haben sie. Nur kann es nach 1:1-Tausch sein, dass die auf Schleifenimpedanz der ollen Installation knapp zu hoch ist, so dass er nicht auslöst, wohingegen die ursprüngliche Diazed unproblematisch war)

2:0 Schmelzsicherung

Abschaltvermögen

Schmelzsicherung: Diazed schafft ganze 50kA. Neozed wegen der kleineren Baugröße weniger, weiß grad nicht, wie viel

LSS: 6-10kA

3:0 Schmelzsicherung

Handhabung

Schmelzsicherung: Die Diazeds kommen rustikal daher - Es quietscht und knirscht beim Wechsel. Samstags Abend fliegt das Ding nur dann, wenn keine Ersatzpatronen da sind. Wenn in den Kurzschluss reingeschraubt wird, knallt es erneut, in der Hand. Und wenn der Finger im Diazedsockel landet oder man falsch vorgeht, Stromschlaggefahr. Passeinsatz fehlt evtl. auch und wenn man die Sicherung zu latschig reindreht, wird's auch noch ziemlich heiß.... Ist nicht so jedermanns Sache dieses System.

LSS: Du siehst sofort, welche ausgelöst hat. Den KIipphebel hochschieben kriegt wirklich jeder hin, auch wenn er vllt. denkt der LSS wäre im Eimer, wenn der Hebel nicht oben bleibt^^.

3:1

Platzbedarf

Schmelzsicherung: Dia- und Neozeds machen sich im Sicherungskasten breit

LSS: Platzsparend und schön nebeneinander

3:2

Kosten

Schmelzsicherung: Sockel, Schraubkappe und Passeinsatz kosten jeweils wenige Euro. Zudem kostet jeder einzelne Sicherungs-Peng etwas.

LSS: Kostengünstig und keine laufenden Kosten die nächsten Jahre.

3:3

Mir fällt gerade nichts mehr ein und es ist unentschieden. :D

Beide Systeme haben ihre Daseinsberechtigung, wobei die Tendenz natürlich zum benutzerfreundlichen LSS geht. Es gibt ein paar wenige Situationen, wo Schmelzsicherungen sinnvoller als LSS sind (z.B. bei fest angeschlossenem Verbraucher mit hohem Anlaufstrom, wo die Last bekannt ist, kein Laie herumstöpselt, der Laie keinen wirklichen Grund zum Abschalten hat und somit keine Überlast zu erwarten ist. Löst diese Schmelzsicherung nach ein paar Jahrzehnten das erste Mal aus, hat der Verbraucher mit großer Wahrscheinlichkeit ein Problem).

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich schon mehrere Jahre damit.
Von Experte newcomer bestätigt

Schmelzsicherungen haben den Vorteil, auch als Kurzschlussschutz dienen zu können. Leitungsschutzschalter können nicht beliebig große Ströme trennen.

Bei modernen Leitungsschutzschaltern ist das aber nicht mehr so das Problem. Ich habe hier welche, die 10 kA trennen können. Das sollte ausreichen.

Aber am Hausanschluss habe ich weiterhin Schmelzsicherungen.


newcomer  23.04.2023, 15:03

man könnte für Hausanschluss auch Lasttrennschalter z.B. Siemens verwenden.
Um entsprechende Kurzschlussströme aushalten zu können müssten das schon große sein. Dann ist man aber schnell bei über 2000 Euro.
Da die NH aber nur sicher trennen müssen reichen die den Anforderungen auch aus

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Schmelzsicherungen haben, wie tunik123 schon geschrieben hat, ein recht hohes Abschaltvermögen. Ein üblicher LS-Schalter hat ja 6kA, ein SLS-Schalter 25kA und eine kleine D02-Schmelzsicherung bereits 50kA.
Ein LS-Schalter dient auch als Kurzschlussschutz (elektromechanischer Auslöser), hat aber ein geringeres Schaltvermögen.

Im Bereich der Hausinstallation ist aber die Funktion als Backup-Schutz ebenso interessant:
Eine Schmelzsicherung reduziert den im Kurzschlussfall fließenden Strom, sodass hinter einer Schmelzsicherung ein LS-Schalter mit geringerem Schaltvermögen verbaut werden kann.
Auch der SLS-Schalter reduziert den Kurzschlussstrom, hat aber kein so hohes Abschaltvermögen.

Was aber ein Nachteil von Schmelzsicherungen ist:
Im Überlastfall sind sie deutlich träger als LS-Schalter.
Eine D02 gG/gL Sicherung mit 16A schaltet laut Diagramm bei 25A erst nach über einer Stunde ab, ein LS-Schalter mit 16A hätte bereits nach 5 Minuten abgeschaltet.

Nur ergänzend zu den bisherigen Antworten:

Nachteile:

  • muss nach einer Auslösung (Trennung) durch eine neue ersetzt werden
  • identischer Ersatz oftmals nicht direkt parat
  • dadurch "einfacher", dass man es mit etwas falschem ersetzt
  • Ein- und Ausbau nicht immer gefahrenlos, da der Sockel je nach Szenario unter Spannung stehen und man beim Einsetzen/Eindrehen evtl. in Berührung kommen kann
  • bei mehrfachen des Nennstromes relativ ungenau und nicht gut geeignet für präziseren Überlastschutz

Vorteile:

  • simpel
  • sehr gut für Kurzschlussschutz geeignet
  • keine Mechanik, deren Fehlfunktion eine sichere Trennung hemmt
  • günstig
  • Bauform und -größe flexibel anpassbar

Schmelzsicherung und Sicherungsautomat haben die selbe Funktion: Sie schützen bei Überstrom Leitungen vor Schäden und verhindern Brände. Sie sind somit beide Leitungsschutz-Betriebsmittel.

Einziger Unterschied:
Den LS-Schalter legt man wieder ein, die LS-Schmelzsicherung muss man ersetzen.

Deshalb werden Schmelzsicherungen heute eigentlich auch nur noch z.B. bei Motorsteuerungen verwendet, damit im Fehlerfall nach der Fehlerursache gesucht wird und nicht von Laien sooft wieder eingeschaltet wird, bis Motor und Anlage kaputt sind.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Industrieelektriker (Betriebstechnik)