Leistungsnachlass wegen Hochbegabung?
Meine Tochter (13) besucht die 7. Klasse eines Gymnasiums in Bayern. Bis jetzt hatte sie Notendurchschnitte von 1,0-1,5 ohne dass sie wirklich etwas dafür getan hat. Im letzten Schuljahr beschwerte sie sich auch sehr oft darüber, dass ihr in der Schule langweilig wäre, weil sie jeden neuen Stoff nach der ersten Erklärung verstanden hätte. Ihre Noten sprachen weiterhin für sich, und irgendwann meldete sich auch ihr Deutschlehrer bei mir. Er sagte, sie würde auch sehr gut mitarbeiten, und wäre ihm durch ihre außergewöhnlich guten Noten aufgefallen. Er fragte auch, ob sie hochbegabt wäre. Wir waren deswegen noch nie bei einem Arzt o.ä. Aber seit diesem Schuljahr schreibt sie "nur" noch 3,4, teilweise auch 5. sie beschwert sich immer noch darüber, dass ihr langweilig wäre. Sie lernt auch nicht sonderlich viel. Sie macht fast täglich sogenannte 'online iq-tests', von denen ich persönlich nicht allzu viel halte. Als Ergebnis wird ihr immer ein IQ von 130-140 angezeigt. Kann das wirklich an einer Hochbegabung liegen? In ihrer Freizeit ist sie sehr engagiert und organisiert viel zuverlässig selbst. Sie gibt mir manchmal auch hilfreiche Ratschläge, auf die ich persönlich nie gekommen wäre. Und falls es wirklich eine Hochbegabung sein kann, müsste man das doch prüfen lassen? Wenn ja, wo? Und wie läuft dass dann ab?
7 Antworten
Deutsche Gesellschaft für Hochbegabte Kinder.
dort kannst du dir Informationen holen, wo in eurer Nähe solche Test durchgeführt werden.
es kann durchaus sein, dass ein hochbegabten Kind schlechthin der Schule ist, da es sich einfach langweilt
es gibt aber noch andere Anzeichen
Hallo lxna1717,
so wie du deine Tochter, ihr klagen über Langeweile und die jetzige Notenverschlechterung beschreibst, klingt alles nach Hochbegabung.
Der Notenabfall kann damit zusammen hängen, dass Aufgaben immer schwieriger werden. Wenn es lange Zeit zu leicht ist und sie sich überhaupt nicht anstrengen musste, die Lösung zu finden, dann hat sie nie gelernt zu lernen. Sprich: eine Lernstrategie.
Es kann aber auch daran liegen, dass Hochbegabte meist visuelle Lernen sind. Sogenannte Querdenker. Sie wissen die Lösung, aber nicht den Lösungsweg. Sie ziehen von der Lösung aus Rückschlüssen. Unser Schulsystem beruht aber auf linearem Lernen. Sprich: Der Lehrer gibt den Lösungsweg vor und die Schüler müssen die einzelnen Schritte lernen, um zu dem gewünschten Ergebnis zu kommen. Häufig ist es auch so, dass es Punktabzug gibt, wenn der Lösungsweg nicht stimmt, obwohl die Lösung richtig ist. - Es ist von Hochbegabten kein böser Wille, sondern eher ein echtes nicht nachvollziehen können. - Man könnte auch sagen, dass der Lösungsweg ein auswendig lernen ist, mit dem Hochbegabte nichts anfangen können. - Hochbegabte verarbeiten in ihrem Gehirn Informationen anders.
Du hast gesagt, dass deine Töchter dir oft hilft, in dem sie dir Lösungen vorschlägt, auf die du nie gekommen wärst. - Genau das ist selbständiges Denken und das Gegenteil von linear.
Einen IQ-Test würde ich dir auf jeden Fall für deine Tochter empfehlen. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Schulpsychologen, die meist von der Kasse bezahlt werden. Einen Test bei dem Begabtenverein Mensa. Das ist ein Gruppentest, der ca. 50 Euro kostet. Oder ein Test bei einem Psychologen der eine Weiterbildung zum Begabungsdiagnostiker hat. Dieser Test kostet zwischen 300-600 Euro.
Der Unterschied zwischen einem normalen Schulpsychologen und einem Begabungsdiagnostiker liegt darin, dass ein normaler Psychologe während seines Studium gelernt hat, diesen Test durchzuführen. Allerdings arbeitet er in anderen Fachgebieten und hat für die Auswertung nicht die gleiche Erfahrung wie ein Begabungsdiagnostiker, der nur Tests durchführt.
Ein erfahrener Diagnostiker wird mit dir und deiner Tochter ein ausführliches Vorgespräch führen. Der Test findet in einer ruhigen Umgebung statt und es wird auf die Testperson Rücksicht genommen, z.B. ob sie eine Pause braucht. Es erfolgt eine ausführliche Testbesprechung danach, die ihr auch schriftlich mit entsprechender Förderungsempfehlung für euch und die Schule mitbekommt. Häufige bieten auch die Diagnostiker Förderungen an. Eine Förderung kann in entsprechend schweren Aufgaben einer höheren Klassenstufe erfolgen oder sogar der Empfehlung eine Klasse zu überspringen. Das hängt aber auch von der Schule ab. - Falls diese deiner Tochter mehr Aufgaben aber weiterhin leichte geben wollen, würde dies nicht helfen. Sie kann es ja.
Da ich nicht weiß, wo du wohnst, gebe ich dir hier mal eine Liste mit einer Auswahl von Begabungsdiagnostikern:
http://www.die-hochbegabung.de/expertenliste/
Hier findest du Begabtenförderung und Hilfe falls du Fragen hast, nach Bundesländern:
https://www.begabungslotse.de/specials/laenderspecials
so läuft ein Test ab:
https://www.hochbegabtenhilfe.de/ablauf_eines_tests/
Eine Adresse einer Stiftung, die Begabtenhilfe leistet:
https://www.karg-stiftung.de/
Und ganz allgemein zum Thema Unterforderung, was bei deiner Tochter ja anscheinend der Fall ist:
https://www.hochbegabtenhilfe.de/unterforderung/
Du hast eine tolle Tochter. Freut euch und viel Glück.
Ich hoffe, ich kann dir damit weiterhelfen.
Gruß
Angelique1
Wäre es meine Tochter, würde ich mich zunächst an eine allgemeinpsychologische Beratungsstelle wenden. Die schlechten Noten kann man so nicht einfach hinnehmen. Offenbar fordert sie ja etwas ein, wenn sie ständig sagt, ihr sei langweilig, wenn sie nun (absichtlich?) schlechte Noten schreibt und Onlinetests macht. Bloß was möchte sie denn? Kann sie das äußern?
Vermutlich hat sie wirklich einen hohen IQ, na und? Wenn ein offizieller Test das bestätigt hat, was macht ihr dann daraus?
Hat sie denn Interessengebiete? Kannst du mit ihr evtl. Freizeitangebote heraussuchen, die sie besser auslasten? Eine Schreibwerkstatt, zusätzliche Fremdsprachen lernen o.ä?
Na dann nichts wie hin zur nächsten Sprachschule! Ist es finanziell bei euch drin?
Ihr könntet vielleicht vereinbaren, dass du ihr die Kurse zahlst und später auch mal Sprachferien, sie dafür aber wieder mehr Gas geben muss in ihren Klassenarbeiten. Die schlechten Noten musst du rechtzeitig in den Griff kriegen.
Ab 14 kann man den Test auch bei Mensa machen, da ist das mit ca. 50 € relativ billig und es gibt dennoch verlässliche Aussagen, wenn auch nicht allzu detailliert. Es handelt sich dann zwar um Gruppentests, aber wenn Deine Tochter mit schulischen Prüfungen offensichtlich kein Problem hat und auch schon mal online-IQ-Tests gemacht hat, sollte sie diese Situation nicht sonderlich aufregen. Einzeltests beim Psychologen sind natürlich teurer aber dann auch detaillierter und nochmal ein Stückchen aussagekräftiger, weil eben der Fokus stärker auf einer vertrauten Atmosphäre liegt.
Leistungsknicks sind bei HB nicht unüblich. Oft setzt das an dem Punkt ein, wo nach einem eher mühelosen Durchkommen "plötzlich" Schwierigkeiten auftreten, die etwas mehr Übung oder ein tieferes Verständnis erfordern. Wenn man nicht in einen Lernalltag reingewachsen ist, kann das auf einmal mit ungewöhnlichen Mühen verbunden sein, beispielsweise dass man jetzt anfangen muss, sich nach der Schule nochmal was vom Stoff anzugucken. Bei mir kam das an dem Punkt, wo wir in den mathelastigen Fächern plötzlich Formeln auswendig lernen mussten, bei denen ich mir erstmal angewöhnen musste, ihrer Bedeutung und Herleitung zu Hause nachzugehen, um sie mir merken zu können.
Man sollte das Thema nicht unterschätzen (so à la "bei uns doch nicht!"). HB ist kein außergewöhnlich seltenes Phänomen, das betrifft etwas mehr als einen von 50 pro Jahrgang. Wenn man mal irrsinnigerweise annimmt, dass es das Schulsystem schaffen würde, die "intelligenteren 50%" auf das Gymnasium zu sieben, dann sitzt in jeder 25köpfigen Gymnasialklasse ein hochbegabtes Kind.
Das kann sehr gut an einer Hochbegabung liegen. Wenn man kein Bock mehr hat, weil es einfach zu langweilig wird wenn man das Thema tausend mal erklärt bekommt, obwohl man es schon beim Ersten Mal verstanden hat. Es ist frustrierend! Ich habe selbst Erfahrungen damit gemacht. Das die Noten dann abrutschen ist dann natürlich klar.
Ich würde auf jedenfall raten, einen seriösen Test beim Psychologen machen. Dort bekommt man dann auch eine Beratung nach dem Test für eventuelle Schulwechsel etc..
LG
Sie wollte schon immer italienisch, latein und japanisch lernen :)