Leidet wirklich jedes 5te Kind in Deutschland unter Armut?
Woran liegt das? Ich finde das ist irgendwie einfach grausam, je älter man wird desto mehr merkt man irgendwie wie gut man es doch hat..
14 Antworten
Da es immer schwierig ist, tatsächlich ordentliche Zahlen dazu zu finden, möchte ich mal sagen:
Im Durchschnitt ist das durchaus möglich. Wobei "Armut" nicht gleichbedeutend mit "Gar nichts haben" ist, sondern eine gewisse finanzielle Untergrenze definieren soll.
In 20 Jahren ehrenamtlicher Nachwuchsarbeit mit Kindern und Jugendlichen hab eich ungefähr 150 Kinder "durchgeschleust" - und davon könnte ich im Nachhinein maximal 10 (eher 5-10) als "arm" bezeichnen, und zwar so arm, dass ihre Eltern kein Geld hatten, sie mit auf Freizeiten zu schicken, Handys zu kaufen, in Musikunterrichte und Vereine gehen zu lassen und keine neue Kleidung zu kaufen, so dass diese Kinder zu den gruppenstunden sehr oft in den gleichen Klamotten aufgetaucht sind.
Damit liege ich zwischen 3 und 7% Quote ;-) Aber das war in einer Kleinstadt mit einem Einzugsgebiet von ca. 20.000 Einwohnern. Ich möchte darauf wetten, dass die Quote in Großstädten wesentlich höher liegen wird.
Ja, das ist leider so. 2,8 Mio. Kinder in Deutschland sind davon betroffen. Für 1/3 zum Glück nur vorübergehend, das heißt aber auch, dass für 2/3 davon es ein Dauerzustand ist (davon spricht man, wenn es mehr als 5 Jahre andauert).
Allerdings spricht man hier von relativer und nicht von absoluter Armut. Vor allem Kinder von Alleinerziehenden (fast die Hälfte) sind davon betroffen, denn die können meist nicht Vollzeit arbeiten, sondern müssen sich nach den Schulzeiten/Betreuungszeiten der Kinder richten und können gar nicht arbeiten, sobald ein Kind krank/der Kindergarten geschlossen ist.
Fast der ganze Rest (über 1 Mio.) findet sich in Familien mit Bürgergeldbezug.
Da fehlt dann natürlich das Geld für Nachhilfe, für neue Klamotten, für den Schulausflug/Skifahrt/Abschlussfahrt, fürs Kino mit den Freunden, für den Urlaub, für eine Vereinsmitgliedschaft usw. - das sind äußere, sichtbare Folgen. Aber es gibt auch unsichtbare:
kleinere oder schlechtere (z.B. Schimmelbefall) Wohnungen bieten keinen Rückzugsraum für Kinder (z.B. für ruhiges Lernen), Mobilität ist eingeschränkt (z.B. weil kein Geld fürs Auto da ist), weniger Computer, Smartphones, Internet, weniger Taschengeld (wichtig fürs Lernen im Umgang mit Geld), man kommt meist aus dem eigenen Umfeld nicht raus.
Am schlimmsten ist die Scham: man lädt keine Freunde zu sich ein.
Aber das mit der Scham ist relativ. Millionäre schämen sich auch und würden keine Milliardäre in ihre „Bruchbude“ mit nur zwei Bädern einladen. Es ist richtig: Scham ist schlimm. Aber die ist eine Frage des Mindsettings. Unsere Gesellschaft ist da leider nicht hilfreich, zugegeben.
Ja, obwohl man sich Bewusst werden muss, das Armut nicht nur der Mangel an finanziellen Mitteln ist. Es gibt auch eine Soziale Armut eine Kulturelle Armut etc.
Und unter diesen Aspekt, denke ich das es sogar noch mehr betroffene Kinder gibt
Die Eltern leiden unter der Armut und somit auch die Kinder.
Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, weil der Bundespräsi ja in seinem unermesslichem Ratschluß meinte, das wir in dem Besten Deutschland leben, das es je gegeben hat.
Oder log er etwa?