Lehrerin mit Lippenpiercing?
Hallo ihr Lieben,
ich stehe vor einer arg-schwierigen Entscheidung und würde einfach gern ein paar Meinungen hören. Ich wünsche mir ein Lippenpiercing unten an der Seite, seit ich sage und schreibe acht Jahre alt bin. Der Wunsch war immer präsent - mal mehr, mal weniger. Mittlerweile will ich es aber so sehr, dass ich kurz davor bin, endlich einen Termin zum Stechen zu machen. Ich weiß, dass an mir gut aussieht und dass ich es lieben würde. Ich empfinde das als etwas sehr Attraktives - auch wenn das kaum jemand so zu sehen scheint.
Es geht mir nicht darum, einen Rat zu bekommen, ob ich das Piercing in zehn-zwanzig Jahren bereuen werde. Dann mache ich es raus und ärgere mich auch nicht über die Narbe. Ich weiß ja, dass es mal genau das war, was ich wollte.
Das Problem ist einfach, dass ich Lehrerin werde und da natürlich wirklich abwägen muss. Ich selbst hatte wenige Lehrerinnen, die im Sichtbereich dezent tätowiert waren. Gepierct im Gesicht war niemand. (Ja, das gibt mir zu denken...) In der Uni habe ich eine Dozentin, die ein Tattoo am Handgelenk hat. Dennoch würde es mich interessieren, wie die Meinungen junger Eltern sind. Wie würdet ihr zu einer Lehrerin mit Lippenpiercing stehen? Würdet ihr direkt ihre Kompetenz in Frage stellen? Würdet ihr sie unsympathisch finden, obwohl der Unterricht okay ist? Was meint ihr, wie Kinder dazu sehen? Ich will ans Gymnasium und hätte mir damals selbst Lehrerinnen gewünscht, die nicht nur diesen Stino-Stil vorleben. Ja, Lehrerinnen haben eine Vorbildfunktion und ich kann verstehen, dass es Eltern gibt, die nicht wollen, dass jene Vorbilder ihren Kindern ein solches Schönheitsideal vorleben. Ich hätte es damals aber für meinen Teil schön gefunden, zu sehen, dass man alles erreichen kann, weil die Leistung zählt. Wahrscheinlich hätte ich eine solche Lehrperson sogar tendenziell sympathischer gefunden.
Ich finde es traurig, dass ich mir darüber überhaupt Gedanken machen muss, wegen eines Schmuckstücks meine Karriere zu riskieren. Jeder hat doch eine andere Vorstellung von Ästhetik und ich finde, dass das gar nichts damit zu tun haben sollte, wie gut oder schlecht ich meinen Job mache. Ich wäre vermutlich selbst mit komplett zugehackten Armen eine kompetentere Lehrperson, als so manche, die ich in meinem Leben (als Schülerin und als Studentin) erleben musste. Wisst ihr, wie ich das meine? Es kommt doch im Grunde genommen gar nicht auf so eine Oberflächlichkeit an! Das sagt nichts über mich als Menschen aus. Das sagt nur, dass ich es schön finde, ein Piercing an der Lippe zu tragen und dass ich das mache - nicht mehr und nicht weniger.
Meint ihr, dass ich mir mit diesem kleinen Ding wirklich die "Karriere" versaue?
Der Vorteil am Piercing ist, dass ich es halt notfalls wirklich einfach rausmachen kann... Aber ich entscheide mich ja dafür, es zu einem Teil meines Körpers zu machen, den ich eigentlich nicht verstecken will.
8 Antworten
LehrerInnen mit Lippen-, Nasen- oder multiplen Ohrpiercings habe ich viele in der Kundschaft - es ist also offensichtlich möglich, seinen Beruf so auszuüben. Die meisten gepiercten Lehrer sind scheinbar an einem Gymnasium...
Ich würde die Referendarzeit abwarten oder es so rechtzeitig vorher machen, daß in der Zeit ein Rausnehmen ohne Probleme möglich ist (also mindestens 1 - 2 Jahre vorher).
Viele Grüße von Andrea aus Dortmund (Piercerin im Deep Metal seit 1989)
Auch bei Piercings gilt, wenn die Kollegen und die Schulleitung keine Probleme damit haben, dann solltest du beim Schmuck dezent bleiben, ich hab auf meiner alten Schule 6 Lehrerinnen gehabt die ein Piercing hatten und sonderlich gestört hat sich niemand dran und das war noch in den 90er jahren, auch nicht die Eltern, bei meinem jüngsten gab es auch Lehrer/innen mit Piercings und auch da hat es keinen gestört.
Also meiner Meinung nach sollte das kein Problem darstellen, ich war auf einer Stadtteilsschule (ist sowas wie eine Haupt und Real schule) und viele Lehrer waren voll tätowiert und trotzdem haben sie autoritär und Kompetenz ausgestrahlt. Ich weiß nicht wie das auf einem Gymnasien ist aber auch als ich in der Grundschule war hatte ich eine Lehrerin die mehrere tätos hatte. Also ich glaube das sollte kein Problem darstellen da du so auch zeigen würdest das menschen unterschiedlich sind und jeder so sein sollte wie er es mag. Außerdem sind das doch total veraltete Denkweisen das Schüler und Lehrer nur so aussehen wie es sich einige Eltern wünschen. Also hab Mut ein Piercing ist noch lange keine voll tätowierung und selbst das wird heutzutage glücklicherweise akzeptiert.
Ich hoffe ich konnte dir irgendwie helfen.
Hallo!
Es ist gut, dass du dir Gedanken drüber machst und ich kann die grundsätzliche Problematik gut verstehen - kenne selbst einige Lehrer/Lehrerinnen, die sich ähnliche Gedanken machen was Kleidung, Style/Mode, Accessoires und ähnliches betrifft; selbst Bandshirts haben mitunter schon für solche Diskussionen geführt.
Ich weiß, dass es junge Lehrerinnen mit Piercings gibt - aber es kommt eben ganz stark drauf an, an welcher Schule man so auftritt und auf wen man da trifft. Allen kann man es freilich nie recht machen und das sollte man eigentlich auch nicht, aber man sollte versuchen, nicht zu sehr aus der Masse auszubrechen und nicht zu sehr in eine Richtung zu kommen, die provoziert - mir ist im Gegenzug auch eine junge Mitarbeiterin eines Krankenhauses bekannt (Büro), die auf ein Piercing verzichten musste, um diese Stelle zu bekommen, weil der Verwaltungsleiter dort es für unseriös hielt.
Es ist wirklich ganz schwierig. Aber andererseits: Wenn man sich wegen einer Sache so intensive Gedanken macht und sich fragt ob das "richtig" sei oder nicht, ist es in aller Regel etwas, auf das man dann doch lieber verzichtet. Natürlich ist es traurig, wenn man sich in einer angeblich so toleranten Welt dadrüber GEdanken machen muss, klar ... aber manchmal ist es besser nicht zu provozieren - und das sage ich, obwohl ich durchaus auch mal gern mein Umfeld mit extremen 90er-Vintage-Outfits "schocke". Ich weiß aber auch, dass das nicht überall passt und verzichte dann auch mal auf diesen Look.
Ich will dir das nicht ausreden; wissen musst du das selber - aber es kann für Zündstoff sorgen und dem muss man im Ernstfall mit einem breiten Buckel begegnen, auf dem einem die Kritikaster runter-rutschen können. Wenn du damit klarkommst, ist ein Piercing bestimmt eine Option.
Also darüber muss man doch jetzt nicht so gross diskutieren, ein oder auch zwei, drei Piercings sind heute was ganz Normales, und sind auch als Lehrerin kein Problem. Und die Schüler intressiert es wahrscheinlich eh nicht wie du aussiehst. Denn Vorbilder für Schüler sind ohnehin eher Musiker, Schauspieler und heututage Social-Media Influencer als die eigenen Lehrer. Mach dir nicht unnötig Gedanken über solche Nebensächlichkeiten.
Ich bin jetzt im zweiten von fünf Studienjahren. Deine Antwort bestärkt mich gerade sehr! Es spricht notfalls also nichts dagegen, das Teil im Job rauszunehmen, wenn der Arbeitgeber es verlangt, solange es ordentlich verheilt ist (sprich: wenn ich es mir demnächst stechen lasse)?