Lateinische Maxime für Schriftsteller

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Leider ist mein Lateinunterricht schon über 60 Jahre her, deshalb bin ich da etwas ratlos, huabe aber in einem anderen Forum diesen englischen Beitrag gefunden. Vielleicht hilft Dir das weiter:

"The English meaning of the Latin command 'Nec Deus intersit nisi dignus vindice nodus' is Let God not make a difference unless the connection [be] worthy by a claimant. In the word-by-word translation, the adverb/conjunction 'nec' means 'not'. The noun 'Deus' means 'God'. The verb 'intersit', as the third person singular in the present subjunctive of 'interesse', means 'if it makes a difference'. The conjunction 'nisi' means 'unless'. The adjective 'dignus' means 'worthy'. The noun 'vindice', as the ablative singular of 'vindex', means 'claimant'. The noun 'nodus' literally means 'knot'."

"Claimant" kann Verschiedenes bedeuten, schau mal in "Leo.org" nach und such' Dir die Bedeutung aus, die in den Kontext passt. Den enflischen Kontext kann ich zwar auch wörtlich übersetzen, welcher Sinn sich hinter diesem Satz verbirgt, bleibt mir allerdings rätselhaft. Da entschlüssele ich noch eher ein Jandl-Gedicht.

Das "non - nisi" (nicht - wenn nicht) ist grammatisch eine betonte Form des "nur".
Die Bedeutung hier ist:
Nur ein Gott mag dabei sein, wenn ein wichtiges Ereignis (wörtlich: Knoten) durch einen Befreier eintritt

Damit ist der "Deus ex machina" gemeint, der in klassischen Dramen gern mal eingreift, um alles auf den Kopf zu stellen, also kurz "eine unerwartete Wendung zum Guten" in einem Theaterstück
bzw. übertragen dann auch im Leben, wobei das Eingreifen nicht immer zum guten Ende führt.


vindice ist Ablativ

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb

Oberfrosch  30.01.2015, 17:40

nä.

  1. Nur dann ..., wenn ...
  2. "Soll", nicht "mag", was konzessivionär klingt, es aber im Lateinischen nicht ist.
  3. vindice ist (richtig!) Ablativ, und der Ablativ wird von dignus gefordert
  4. Ein Knoten ist kein Ereignis und ein Knoten kann sich nicht ereignen. (Klingt schön, muss aber entknotet werden: nodus ist eine unentwirrbare Gemengelage der Verhältnisse, die nur ein G als v de-knotifizieren kann.)
  5. Womit dignus nicht "wichtig" heißt, sondern "[eine Knotation] die [eines professionellen Entknoters] bedarf" heißt. Jetzt kann man im Wörterbuch noch eine passende Bedeutung von vindex raussuchen.
  6. Damit ist auch der Grund für Z-Verhältnis von NS und HS: Erst K, dann G.
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Volens  30.01.2015, 18:54
@Oberfrosch

Danke für die Ergänzungen.
Ich habe einige Übertragungen bewusst etwas freier vorgenommen, um dem Inhalt gerecht zu werden - gerade wegen des nec - nisi. Außerdem lag mir daran, auf das Prinzip "deus ex machina" einzugehen.
Aber eine zweite Meinungsäußerung ist ja immer gut für den Fragenden, um beides werten zu können. Von einem einzigen Ratschlag komplett abhängig zu sein, das führt leicht auf Irrwege.


Ich selber benote allerdings andere Antworten grundsätzlich nicht. Das möge der Fragende tun.

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baldjeanfriede  31.01.2015, 12:23
@Oberfrosch

Kleine Anmerkung zu "mag": Das war keineswegs immer konzessionär und sogar noch strenger als das heutige "soll", nämlich "muss". Je nachdem zu welchem Zeitpunkt der Autor gelebt hat, der diesen lateinischen Ratschlahg von Horaz als Motto benutzte, ist also durchaus die Übersetzung mit "muss" oder in der Vereinung mit "darf"angebracht.

Friederike

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baldjeanfriede  31.01.2015, 15:46
@baldjeanfriede

Nur mal ein Beispiel: In der Literatur des 18 und 19. Jahrhunderts kann man Sätze wie "Er mag herkommen, wenn er etwas von mir will" finden. Das beduetet definitiv "muss", besonders wenn es von einer Obrigkeit, z. B. von einem König, geäußert wird.

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Oberfrosch  31.01.2015, 18:23
@baldjeanfriede

Gut. Sofern der Übersetzer einen Bedeutendseinquotienten von über 3.2 Teraputin hat, darf er so übersetzen. In diesem Fall ist aber die Bedeutendseinheit im Kopf der Klausur anzugeben oder auf andere Weise unmissverständlich klar zu machen, etwa durch Auftreten der Leibwache, Beflaggung der Prüfungsstadt oder Ehrensalut während der Korrektur.

Im übrigen kenne ich das aus der Literatur des 19. Jahrhunderts, soweit ich sie kenne, nicht.

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Volens  31.01.2015, 18:27
@Oberfrosch

Aus diesen verschiedenen Beiträgen kann sich der Frager doch ein gutes Bild zusammensetzen.

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baldjeanfriede  31.01.2015, 19:04
@Oberfrosch

Ein Beispiel aus dem 18. Jahrhundert:

"Der Satan mag seine Leute kennen, daß er dich zu seinem Mäkler gemacht hat." Friedrich Schiller, "Die Räuber", zweiter Akt dritte Szene. Das "mag" bedeutet hier eindeutig "muss".

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