Lars Reichow - Mainz Bleibt Mainz?
Ich würde gerne Eure Meinung dazu wissen, wie ihr dazu steht, daß der Kabarettist Lars Reichow nach 11 Jahren nicht bei "Mainz bleibt Mainz" auftreten darf?
Liegt es an seiner Rede?
Ich habe sie mir angesehen und finde kein Ausschlußkriterium dafür!
2 Antworten
Wir befinden uns in einem Krieg:
Im Krieg um die Anführungszeichen und um die Rettung der Freiheit der Kunst und die Erhaltung der Meinungsfreiheit.
Ironie ist unerwünscht; Kabarett und eine geäußerte Meinung darf weitgehenst nur noch politisch korrekt sein - was politisch korrekt ist, bestimmen, ohne jegliche Legitimation, heutzutage einflußreiche NGOs (nicht die Regierung oder das Parlament!!!) - diese NGOs haben erheblichen Einfluß auf die Programmgestaltung der öffentlich-rechtlichen Fernehsender - daher ziehen sich immer mehr Kabarettisten aus dem Fernsehen zurück und treten nur noch auf der Bühne auf (meist in Privattheatern). Sie wollen sich ihr Programm nicht zensieren lassen.
Ein falsches Wort oder eine kleinste Überspitzung und die Fernsehkarriere ist beendet, weil sich wieder einmal irgend jemand persönlich diskriminiert fühlt. Man wird im günstigsten Fall nur nicht mehr eingeladen aber meist folgen in den "asozialen" Netzwerken Beleidigungen und Morddrohungen. Die Sender haben Angst vor solchen Shitstorms, die reflexartige Aktivitäten auslösen - statt den Blödsinn zu ignorieren und sich hinter die Künstler zu stellen, werden sie aus dem Fernsehen entfernt. Bei einigen Künstlern geht es hier sogar ensthaft um die berufliche Exitenz, sodaß einige doch, gezwungermaßen, Zensuren in Kauf nehmen müssen.
Die Meinungsfreiheit richtet sich nicht mehr nach dem Absender sondern nur noch nach den persönlichen Empfindungen des Empfängers; die grundgesetzlich garantierte Meinungsfreiheit schützt aber NUR den Absender - niemals den Empfänger (außer bei Straftaten). Da der Absender aber i. d. R. nicht weiß, welche Empfindungen der andere haben könnte und er darauf auch keinen Einfluß hat, äußern sich immer mehr Menschen lieber gar nicht mehr.
Ein bezeichnendes Beispiel, wie der Zustand (nicht nur) in Deutschland ist, kann man in Theatern bei der Aufführung von "Don Carlos" (Schiller) erkennen:
Marquis von Posa zu Phillip II. von Spanien:
"Geben Sie Gedankenfreiheit, Sire"
Seit Jahren erheben sich immer mehr Theaterbesucher an dieser Stelle und applaudieren - das kannte man zuletzt in Deutschland aus dem "Dritten Reich".
Propagandaminister Goebbels hat diese Geste übrigens interessanterweise geduldet: Er entschied: „Weiterspielen lassen!“
In allen representativen Umfragen ist zu erkennen, daß, je nachdem wie gefragt wird, zwischen 45% und 65% der Bürger glauben, daß sie in ihrer Meinungsfreihet immer mehr eingeschränkt werden und/oder lieber vorsichtiger geworden sind, ihre Meinung zu äußern - der Wert lag 1990 noch bei rd. 15%.
Für Lars Reichow würdest du zu den Bürgern gehören, die er verarscht.
Mit Schwurbel und Weinerlichkeit hat er es nicht so.
Ich lese nur dass ein Kabarettist 11 Jahre hintereinander eingeladen wurde - und diesmal halt eben nicht. Ist das ein Problem, hat er irgendwie einen Anspruch darauf, immer eingeladen zu werden, dürfen andere nie drankommen? Ich kann mir zwar vorstellen, dass das ZDF auch berücksichtigt hat, in einer ohnehin polarisierten Gesellschaft mal jemanden auszulassen, der seine Meinung in einer extrem deftigen Form ausdrückt, aber das muss ja nicht mal der Grund sein hier?
Dass er eingeplant war, habe ich selbst nirgendwo gelesen. Dass er das anegenommen hat, kann man sich nach 11 natürlich vorstellen, aber nicht eingeplant werden und ausgeladen werden sind schon zwei ganz verschiedene Signale. Das Eine wäre nicht ungewöhnlich und bedarf keiner besonderen Begründung. Das Andere, ja mein Gott, warum soll das ZDF unbedingt seine vulgäre Ausdrucksweise haben wollen. Das ist ja kein Maßstab für "Meinungsfreiheit", zumal das ZDF sicher kein Problem damit hat, dass die AfD durch den Kakao gezogen wird (da kam ja die Vulgarität hauptsächlich vor).
Man sollte vielleicht einfach nicht mehr reininterpreten wenn man es am Ende so oder nicht weiss. Und die Veranstaltung wird ja nicht an einem einzelnen Kabarettisten scheitern.
Naja, er war ja erstmal geplant, deswegen hat er auch die Rede geschrieben.
Natürlich gehen die Meinungen bzgl. des Grund auseinander. Die Einen sagen "Profis sollen nicht mehr auftreten und für Anfänger den Platz frei machen", die Anderen sagen "Der ist uns zu vulgär!" und wiederum gibt es die Meinung er wurde wegen seiner deutlichen politischen Ansichten ausgeladen. Wer weiß?