Langzeit-Erfahrungen mit Minimalismus?
Hallo, ich beschäftige mich gerade mit dem Thema Minimalismus und suche hier Leute, die das auch über lange Zeit schon leben. Ich merke immer öfter, wie schwierig es heute ist, sich auf die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren und diese dann auch bewusst genießen zu können. Der Job ist sehr hektisch, jeder um einen herum legt Wert auf möglichst viel Besitz, etc... Man fühlt sich eben wie im klassischen Hamsterrad. Bin Ende 20 und um ich herum bauen Freunde Häuser, eines größer als das andere. Außerdem kann ich es oft nicht nachvollziehen wie stolz manche auf ihr Hab und Gut sind, was sie doch eigentlich total unfrei macht. Sie tauschen einiges ihrer Lebenszeit z.B. gegen ein überteuertes Auto was auch nicht mehr als fahren kann oder ein viel zu großes Haus was sie bei weitem nicht brauchen aber bis zur Rente dafür arbeiten.
Natürlich braucht ein Mensch aber auch ein Ziel im Leben. Ich befürchte, dass man durch Minimalismus irgendwie... orientierungslos wird, kann es dadurch nicht passieren dass man sich nicht mehr weiterentwickelt und nicht mehr versucht die beste Version seiner Selbst zu werden? Der Mensch braucht ja auch was auf das er hinarbeitet.
Mich würden hier eure Meinungen und Langzeiterfahrungen interessieren.
5 Antworten
Das was wir in den Medien sehen ist meist Hardcore Minimalismus. 80% aussortiert!!!! 5 Möbel in einer 4 Zimmer Wohnung!!! usw
Das ist aber nicht nötig.
An sich heißt Minimalismus sich vom überflüssigen Besitz zu befreien und so mehr Raum für sich zu haben.
dh wenn du in einer Großstadt lebst und dort arbeitest, brauchst du meist kein Auto, weil genug Busse und Bahnen fahren.
Außerdem kommt es auf deine persönlichen Beweggründe an. Ich bin etwas auf den Minimalismus trip, weil ich auf kleinen Raum wohne. Vorher halt in einem Haus und das passt halt nicht mit den großen Möbeln und den vielen Krempel.
Also habe ich aussortiert und so gelernt wie ich in kleinen Wohnungen zurecht komme. Außerdem das aufbrauchen was ich da habe, bevor ich was neues kaufe. Das ist mein Minimalismus.
Meine Bücher kaufe ich weiter hin, aber dann als eBooks. Ich habe jetzt weniger Kleidung, weil es in einen kleineren Schrank reinpasst. Usw
Genau. Wobei es auch sehr frein sein kann. zB für jemanden der im Van oder Wohnmobil lebt. Jemand der viel umher reist und sich nicht festlegen will. Für solche Menschen ist der Hardcore Mode schon hilfreich. Aber für die meisten Menschen ist es dann eher Stress. Also lieber so das man sich wohl fühlt.
Irgendwann habe ich festgestellt, dass meine Schränke eigentlich voll sind. Und der Umweltgedanke dazu hat mich dazu gebracht, zweimal nachzudenken, bevor ich was kaufe. Ich habe sämtliche Versandkataloge abbestellt. Da ich weiß, wieviel Wasser z.B. für eine Jeans verbraucht wird, trage ich sie so lange wie möglich. Als meine Tochter klein war, kaufte ich viel Second Hand Kleidung, da machte es auch nix, wenn sie dreckig wurde vom Spielen... Und wir haben kein Haus sondern eine Mietwohnung und deshalb musste ich kaum mitarbeiten und hatte Zeit für mein Kind!
Ich sehe hier ganz klar Vorteile!
Ich persönlich lebe Minimalismus überhaupt garnicht, fahre einen fetten SUV, habe ein eigenes, recht großes Haus, mein Job ist nicht hektisch, bin auch in keinem Hamsterrad und bin sehr glücklich dabei. Das alles macht mich keineswegs "unfrei" :-)
Aber vielleicht denkst du mit 50 oder älter, ganz anders darüber.
Minimalismus ist anstrengend, weil man immer entscheiden muss, ob man etwas " wirklich " braucht, statt einfach zu kaufen oder auch nicht zu kaufen. Es raubt Zeit. Es gibt wichtigere Dinge im Leben als sich ständig mit Verzicht zu beschäftigen. Es gibt Liebe, Freundschaft, Hobbys, Wohltätigkeit, Kunst...
Minimalismus ist genauso materialistisch, wie Streben nach Reichtum.
Ich habe oft das Gefühl in einer Parallelwelt zu leben. Bei meinen Freunden ist auto und Besitz nicht wichtig und das seit Jahrzehnten. Wichtig ist möglich ökologisch vertretbar zu leben und auszusortieren an Ideen und Lebensweisen, was nicht wichtig ist.
In "normalen" Kreisen kommt dann unweigerlich ein Aliengefühl, weil über soviel unwesentliches gelabert wird.
Du scheinst da in einem sehr guten Kreis zu leben, der deinen Lebensstil überwiegend teilt.
Ja, das dauert, aber man findet auch passende Menshcen, wenn man nicht dauernd faule Kompromisse macht.
Ja denke der Hardcoreminimalismus ist nicht alltagstauglich... Minimalismus heißt für mich ja auch "Befreiuung". Und wenn ich unter Zwang mit so wenig wie möglich leben muss, macht das auch wieder "unfrei".