Längere Lebenszeit durch Kastration beim Rüden?
Wir haben einen Pomeranian Rüden (6 Jahre alt) mit Haarausfall (Alopecia X).
Der Kastrationschip hat bisher geholfen und sein Fell wuchs größtenteils wieder nach. Dieser kann aber nicht mehr auf Dauer eingesetzt werden.
Deshalb überlegen wir uns jetzt eine echte chirurgische Kastration, da diese zudem ja auch späteren möglichen Krankheiten wie Prostataproblemen oder Hodenkrebs vorbeugen soll.
Jedoch ist unser Hund sehr ruhig und hat keine Probleme aufgrund seiner Hormone. Deshalb möchten wir eine Kastration eher ungern.
Das einzige, worum ich mich noch kümmere, ist, ob sich nicht tatsächlich die Lebenszeit durch eine Kastration verlängert…
2 Antworten
Kurze Antwort: nein, die Lebenszeit sowie auch die Lebensqualität werden nicht verbessert. Eine Kastration ohne Medizinische Indikation ist zudem in DE verboten.
Lange Antwort:
Eine Kastration ohne triftigen Grund (und das ist bei Hunden nur der Medizinische) ist in Deutschland verboten. Auch wenn es viele Tierärzte mit irgendwelchen scheinheiligen Argumentationen machen. So eine Kastration bringt halt gut Profit.
Oft wird das Argument "Wegen stark gesenktem Risiko an Tumorerkrankungen" gerne genutzt aber: es ist kein triftiger Grund einen Hund kastrieren zu lassen. Im Gegenteil: man will Feuer mit Feuer besiegen da es jetzt zahlreiche Studien gibt die zeigen, dass kastrierte Hunde ein deutlich höheres Risiko für mehrere Krebsarten haben. Vorher hat die Hündin also nur ein Risiko, nach der Kastration gleich viel mehr. Ein Tierarzt der eine Kastration begründet weil die Hündin Mammatumoren oder der Rüde Hodenkrebs bekommen könnte ist ähnlich als wenn ein Humanmediziner vorschlagen würde man amputiert nun die Brüste der Frau weil sie Brustkrebs bekommen könnte. Ein sehr guter Artikel eines Tierarztes zum Thema: https://www.tierarzt-rueckert.de/blog/details.php?Kunde=1489&Modul=3&ID=18951
Auch sonst hat die Kastration nur Nachteile, keine Vorteile. Und wenn doch kastriert werden soll (warum auch immer) dann frühstens mit 2 Jahren, besser 3 Jahren. Da der Hund sonst quasi für immer "Kind im Kopf" sein würde da die nötigen Hormone zum Erwachsenwerden fehlen.
- Hund werden nicht ruhiger oder ähnliches - das ist ein Mythos. Eine Kastration ersetzt keine Erziehung.
- Andere Hund können den kastrierten Rüden dann schlecht einschätzen, da er komisch riecht, oft ist Mobbing die Folge.
- Oft wird das Argument genutz (wie bereits oben erklärt) "Verminderung des Risikos von Hoden/Milchleisten Tumoren. Mittlerweile ist bewiesen und es gibt zahlreiche aussagekräftige Studien dazu: kastrierte Hunde sind anfälliger für mehrere verschiedene Krebsarten! Quelle 1Quelle 2 Man nimmt also eine Weg aber addiert mehrere dazu. Man möchte also Feuer mit Feuer bekämpfen.
- Wie bereits erwähnt, es ist in Deutschland verboten, einen Hund ohne triftigen Grund zu kastrieren - der einzige triftige Grund wäre eben wenn anders die Gesundheit des Hundes nicht gewährleistet wäre.
- Auch Verhaltensbiologisch wird viel verändert - oft hat der Hund dann zb. schwierigkeiten mit Artgenossen weil er komisch riecht (Artgenossen können nicht Einordnen zu welchem Geschlecht der Hund gehört, vorallem bei Rüden).
Ein wenig zum einlesen, zusätzlich zu den Links oben:
https://www.sitzplatzfuss.com/wp-content/uploads/2012/12/SPF_2_Kastration.pdf
Vielen herzlichen Dank für die ausführliche und aufklärende Antwort.
Hunde sind eben doch keine Menschen. Aus einer medizinischen Kurznachrichten der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie habe ich aus einer Studie aus Bochum vom 02. Oktober 2012 entnommen, das die Eunuchen des Koreanischen Kaiserhofs der Chosun-Dynastie (1392-1910) um 15 Jahre länger als nicht kastrierte Männer lebten.
Zum Glück betrifft mich diese Frage und der möglich Sachverhalt als Frau nicht.
Ich wollte eigentlich noch selbst antworten, aber dem hier ist nichts hinzuzufügen! :-)