Krankenwagen unnötig rufen?

7 Antworten

Der Rettungsdienst ist für die Versorgung und den Transport von Patienten da, die notfallmäßig in ein Krankenhaus müssen. Tatsächlich kann der Rettungsdienst in gewissem Rahmen auch vor Ort behandeln, hauptsächlich, um lebensbedrohliche oder zumindest kritische medizinische Situationen zu stabilisieren, aber abschließende ambulante Behandlungen kann der Rettungsdienst nicht leisten.

Ein Notruf ist immer dann gerechtfertigt, wenn eine erhebliche gesundheitliche Gefahr vorliegt, die nicht mehr mit eigenen Mitteln gelöst werden kann oder mit der man nicht mehr zu einem niedergelassenen Arzt bzw. zum kassenärztlichen Notdienst (z.B. am Wochenende) gehen kann. Will heißen: wenn die Krankheiz plötzlich kommt und man jetzt sofort Hilfe benötigt, dann ist ein Notruf sinnvoll und erlaubt. Wenn die Beschwerden schon seit 2 Wochen da sind und sich eigentlich auch nicht geändert haben, nun, dann hat es auch Zeit bis zum nächsten Tag und dann zum Hausarzt.

Damit kommen wir zu deinem Rückfall. Da du nicht zur Art des selben sagst, gehe ich mal von einem psychischen Problem aus. Auch psychische Erkrankungen können natürlich Notrufe rechtfertigen. Vor allem immer dann, wenn eine akute Selbst- oder Fremdgefährdung besteht. Hier kann der Rettungsdienst allerdings nur eins tun - er wird dich in eine Akutpsychiatrie bringen. Denn psychiatrisch kann kein Rettungsdienst tätig werden. Wenn es das ist, was du brauchst, dann ist ein Notruf klar ok. Wenn es nur um ein kleines Beruhigungsmittel und 2 Stunden sprechen geht, liegt das außerhalb der Möglichkeiten des Rettungsdienstes.

Ein Notruf ist übrigens immer ok. Ob die Rettungsleitstelle dann ein Auto schickt, ist die andere Seite. Und so lange man auch wirklich denkt, in Not zu sein, gibt es keine Folgen, die man fürchten müsste. Erst wenn du absichtlich Notrufmissbrauch betreibst, also nur zum Spaß Autos irgendwo hin schicken lässt, dann gibt es Ärger

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Anästhesist und Notfallmediziner

Jothehoe 
Beitragsersteller
 29.09.2024, 12:10

Mein problem steht darin das ich nicht ausschließe das ich mir mal die Hauptschlagader durchschneide oder den Tablettenschrank leerräume, weil ich häufig den drang dazu habe.

Da wäre ein Notruf ja nötig, jedoch würde ich diesen nicht selbst tätigen und auch niemand anderen darum bitten. Deswegen hab ich halt gefragt ob sie das erledigen können wenn sie sich _große_ sorgen machen, wenn ich wieder so ein scheiß schreibe. Aber genau wissen ob es wirklich auf dem level schlimm ist können sie ja über whatsapp nicht, weswegen ne gefahr auf nen unnötigen anruf besteht und ich bin mir nicht sicher ob das gerechtfertigt wäre oder ob denen das unnötige arbeit machen würde

DorktorNoth  29.09.2024, 12:15
@Jothehoe

Naja, und man würde dich eben jedes Mal in eine psychiatrische Ambulanz schleppen... ist ja auch die Frage, ob das für dich sinnvoll ist oder eben nicht doch eine bessere Vorausplanung seitens deines Behandelnden, z.B. mit Bedarfsmedikstion o.ä. oder einem festen Netz aus Notfall-Ansprechpartnern vor Ort oder so (ich weiß, dass geht vermutlich alles nicht wirst du mir sagen, aber meistens geht es eben doch wenn man es denn anpackt. Aber darüber müssen wir ja auch gar nicht reden es geht dir ja um den Notruf).

Jothehoe 
Beitragsersteller
 29.09.2024, 12:39
@DorktorNoth

Ich weiß wie das abläuft, war schonmal als Therapiepatient in bedburg hau und glaube das ich zumindest im nachhinein dankbar wäre wenn ich nicht in meinem eigenen Haus verrecke und meiner Familie sowas antun muss, wenn sowas passiert ist man da ne woche als kriese stationär und kann danach wieder raus wenn man stabil ist. Bei mir sind das immer sehr impulsive phasen

DorktorNoth  29.09.2024, 12:54
@Jothehoe

Du solltest Texte nicht diktieren, sondern schreiben. Man kann leider sehr schlecht verstehen, was du meinst. Ich weiß z.B. nicht ob hier gerade eine Frage drin steckt... aber man sollte nicht denken, dass eine Notfallbehandlung eine Woche Krisenintervention bedeutet. Der Rettungsdienst wird dich in eine psychiatrische Notaufnahme bringen und sobald das Risiko für Eigengefährdung (also die akute Botfalkbehandlung) durch ist, würdest du wieder entlassen. Wenn eine Woche Aufenthalt nötig ist, dann natürlich nicht, aber das ist in den seltensten Fällen so. Oftmals geht es nach Medikation, einer Nacht und ein paar Gesprächen wieder heim. Mit dem Auftrag, eine vernünftige Lösung für deine impulsiven Phasen mit deinem niedergelassenen Therapeuten zu suchen. Aber auch das klärt deine Frage nach dem Notruf nicht, dieser bleibt weiterhin erlaubt in der Krisensituation.

Jothehoe 
Beitragsersteller
 29.09.2024, 13:08
@DorktorNoth

Ehm ja, tut mir leid, musste meine dosis ADHS tabletten heute erhöhen deswegen ist mein Hirn etwas matsche.

Kurzfassend, natürlich weiß ich wie das Kriesen dasein abläuft, hab die bei meinem Aufenthalt ja kommen und gehen sehen. Manche sind nen Tag geblieben, manche ne Woche und alles dazwischen.

Nur: wenn ich jetzt über eine kriese Situation nachdenke in welcher ich mein leben gefährde, wäre es mir lieb wenn mir geholfen wird, was natürlich nur geht wenn jemand zur hilfe kommt, also kurz gesagt, ein Krankenwagen gerufen wird. Wie das dann abläuft weiß ich, wunde wird versorgt und man wird in die Klapse gebracht, bei überdosis steht vor Klapse erst ein Krankenhaus Aufenthalt an, Magen auspumpen und so.

Aber irgendwer muss den Krankenwagen ja rufen, was in dieser Situation nicht ich sein werde, jedoch würde ich meinen Freunden schreiben da ich das immer mache. Und wenn die denken es ist kritisch, würden DIE einen Krankenwagen rufen. Hier besteht dann halt die sorge, dass sie des machen obwohl es eigentlich nicht nötig wäre und ich mich nicht in direkter gefahr befinde, was danach passiert ist ja erstmal egal. Und meine frage ist, ob es sehr schlimm wäre, wenn meine Freunde den fälschlicherweise rufen würden.

In Therapie befinde ich mich natürlich schon, seit meinem 10ten lebensjahr also mit pausen seit 7 jahren :)

Also erstens, arbeite an deiner Grammatik. Ich hab dreimal lesen müssen, bevor ich die Sätze auseinander halten konnte.

Dann zu Punkt zwei. Du rufst über die 112 erstmal einen Rettungswagen. Bei psychischen Sachen kommen die auch erstmal und dann wird entschieden ob du mit einem Krankenwagen in die psychiatrische gebracht werden kannst.

Dann müsste man schon wissen um was für einen „Rückfall“ es sich handelt. Der Rettungsdienst ist für akute Lebensgefahr, auch wenn das viele nicht verstehen wollen. Wenn du Sorge hast du könntest dich selbst schwer verletzten oder dir das Leben nehmen, kriegst es aber, warum auch immer, nicht selbst hin einfach mit dem Taxi ins nächste Krankenhaus mit einer Psychiatrie zu fahren, dann kannst du da anrufen.

Ich bin von diesen „Notfällen“ in der Regel nicht sonderlich begeistert, weil man uns eben eigentlich keine Arbeit macht. Man fährt zu den Leuten hin, die stehen mit einer halb gepackten Tasche da, dann lässt man sich ein bisschen vollheulen und fährt ohne irgendetwas gemacht zu haben ins KH. Ist halt oft nicht immer unnötiges Blockieren von Rettungsmitteln.

Ich habe auch schon jemanden von einer Brücke runtergeholt, aber der hat dann tatsächlich auch nicht selbst angerufen. Meiner Meinung nach ist es in 90% der Fälle so, dass wer wegen psychischen Dingen selbst anruft auch selbst mit dem Taxi fahren kann

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungssanitäter

Deine Tastatur scheint schadhaft zu sein, der Text ist sehr schwer zu lesen.

Grundsätzlich ist der Notruf nicht unnötig, wenn der Anrufer von einer Notsituation ausgeht. Es ist nicht die Aufgabe des Laien, ganz genau auszudifferenzieren was jetzt wirklich schlimm ist und was man auch durchgehen lassen könnte.

Der Disponent auf der Rettungsleitstelle wird Nachfragen stellen und beurteilen, ob er einen Rettungswagen schickt. Wenn ja, war dies seine Entscheidung und nicht die Entscheidung des Anrufers.

Wenn sich das Ganze für das Rettungsteam vor Ort dann als harmlos herausstellt, na dann ist es halt so. Fehlfahrt schreiben und zurück zur Wache.


William1307  29.09.2024, 16:20

Was soll er denn nachfragen, wenn irgendwelche Internet Freunde einen Rettungswagen für jemanden holen, den sie wahrscheinlich gar nicht persönlich kennen?

RedPanther  30.09.2024, 16:03
@William1307
Was soll er denn nachfragen, wenn irgendwelche Internet Freunde einen Rettungswagen für jemanden holen, den sie wahrscheinlich gar nicht persönlich kennen?

Erstmal natürlich sein klassisches Abfrageschema: Ist die Person ansprechbar, wenn nein atmet sie wenigstens, wenn ja was sagt sie...

Und dann etwas gesunden Menschenverstand anwenden. Beispielsweise fragen, ob betreffende Person überhaupt Hilfe wünscht oder ob es einen Anhaltspunkt gibt, dass sie nicht in der Lage ist diese Entscheidung mündig (d.h. im Vollbesitz der geistigen Fähigkeiten) zu treffen.

LouPing  29.09.2024, 11:33
Wenn sich das Ganze für das Rettungsteam vor Ort dann als harmlos herausstellt, na dann ist es halt so. Fehlfahrt schreiben und zurück zur Wache.

Während der Zeit kann es an anderer Stelle akut rum Leben und Tod gehen.
Die FS sitzt vom PC nachdem sie mit einem Freu d telefoniert hat und ist immer noch in der Lage die Situation zu bewältigen.

Hier ist es durchaus zumutbar ein Taxi zu rufen oder Freunde und Familie zu bitten

Das Problem ist dass die Leute den Krankenwagen immer öfter als Taxiunternehmen sehen, beim derzeitigen akuten Personalmangel für tatsächlich lebensbedrohliche akute Notfälle eine Katastrophe.

RedPanther  29.09.2024, 12:39
@LouPing

Diese Fälle herauszufiltern, ist Aufgabe des Leitstellendisponenten. Dieser ist es, der entscheidet ob das Ganze nach einem Notfall klingt oder mit großer Wahrscheinlichkeit keiner ist. Dafür ist er ausgebildet, was Otto Normalbürger nicht ist.

Die Leute sehen den Rettungsdienst als Taxiunternehmen, weil es funktioniert. Die wissen ganz genau, dass ihnen der Leitstellendisponent lieber ein Auto schickt als mal zu sagen dass man selbst klarkommen soll.

LouPing  29.09.2024, 13:01
@RedPanther

Man kann den RTW auch direkt rufen - explizit davon habe ich dringend abgeraten.

RedPanther  30.09.2024, 16:01
@LouPing
Man kann den RTW auch direkt rufen

Nein, Otto Normalbürger hat nicht die Nummer des Diensttelefons der RTW-Besatzung.

Ich rede von den Leuten, die die 112 wählen und dem Disponenten, der diesen Anruf entgegen nimmt. Und du?

LouPing  30.09.2024, 16:04
@RedPanther

Die Notrufnummer 116117 verbindet mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst. Sie ist die richtige Nummer, wenn jemand umgehend ärztliche Hilfe braucht, die Situation aber nicht lebensbedrohlich ist.

Der Ablauf in der Zentrale ist im Vergleich zu dem Notruf 112 ein völlig anderer.

Im Gegensatz zu der 116117 kann ein missbräuchliche Notruf bei der 110/ 112 rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

RedPanther  30.09.2024, 19:40
@LouPing
Die Notrufnummer 116117 verbindet mit dem ärztlichen Bereitschaftsdienst. Sie ist die richtige Nummer, wenn jemand umgehend ärztliche Hilfe braucht, die Situation aber nicht lebensbedrohlich ist.

Ja. Und weißt du, was wir von Patienten in den Dörfern am Hintern der Welt regelmäßig hören? Sie hätten zuerst die 116117 gerufen und da hätte man ihnen gesagt, dass man jetzt nicht nen Arzt zu ihnen schicken wird und dass sie doch bitte die 112 wählen sollen.

Im Gegensatz zu der 116117 kann ein missbräuchliche Notruf bei der 110/ 112 rechtliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Das ist richtig. Aber ein Missbrauch setzt einen Vorsatz voraus ;)

Wenn jemand einfach die 112 anruft "ich weiß nicht, was ich mit meinem eingerissenen Fingernagel machen soll, können Sie mir Hilfe schicken?", dann wird nichts Unwahres erzählt, keine Notlage vorgetäuscht... Also kann dem Anrufer allenfalls der Vorwurf gemacht werden, dass er nen Disponenten blockiert der in dem Moment nen Notruf abarbeiten könnte.

Wenn der Disponent (aus mir nicht näher erfindlichen Gründen) aufgrund der Angaben einen Notfall annimmt und einen RTW hinschickt, ist das seine Entscheidung und nicht die des Anrufers.

LouPing  30.09.2024, 21:55
@RedPanther

Alles schön und gut - trotzdem haben die Nummer separate Leitstellen / Disponenten.

Der Disponent unter der 116117 entscheidet ohne Rücksprache mit einem diensthabend Mediziner erstmal nichts.

Besteht der Verdacht auf eine lebensbedrohliche Situation leitet der an die 112 weiter.

Das System ist ganz bewusst gestaffelt worden, der Sinn und Zweck ist die Entlastung der Notrufnummern/ der RTW/ des Rettungsdienstes. Wir haben nämlich ein erhebliches Personalproblem.

Man macht "denen" keine innötige Arbeit, wenn jemand sich in einer lebensbedrohlichen Situation befindet.

Aber man sollte bedenken, dass andere Patienten, die sich in einer wirklich lebensbedrohlichen Situation befinden, sterben können, weil für diese kein Einsatzmittel zur Verfügung steht.

Da hier nicht klar erklärt wurde, was für ein Rückfall gemeint ist, rede ich jetzt einfach mal so, als gingen wir von selbstverletzendem Verhalten oder einem größeren Missbrauch einer Substanz aus.

Wenn bereits eine selbstverletzende Handlung stattgefunden hat, kannst du ja eh nichts anderes tun, als zum Arzt gehen. Von daher, wenn du dir das selbst nicht zutraust oder die Verletzung bereits so schwierig ist, dass du nicht selbst zum Arzt gehst, kann es durchaus Sinn machen, den Notruf zu wählen.

Auch ich hatte da früher meine Schwierigkeiten, weil ich dachte, es würde nicht wichtig genug sein. Und dann bin ich teilweise mit aufgeschlitzten Armen, einem Messer im Bein oder teilweise schon mittelschwerer Intoxikation nach reiflicher Überlegung selbstständig ins Krankenhaus gelaufen.

Die Leitstelle des Notrufes wird dir nicht den Kopf abreißen, wenn es sich nicht um einen akuten Notfall handeln sollte; immerhin erwartet man von dir nicht, dass du unterscheiden kannst, ob nun eine Verletzung an der Hand einen Rettungswagen benötigt oder nicht. Manche können ja bereits bei einem kleinen Schnitt schon Theater machen, während andere die halbe Hand abgehackt haben und das Gefühl haben, es ist noch nicht nötig.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Betroffene, Hilfeleistung gestellt, persönliche Erfahrungen