Korrekte Übersetzung des "Vater unser"?

3 Antworten

Die griechische Version lautet bei Matthäus: "... und nicht führe hinein uns in Versuchung, sondern rette uns vom Bösen!"

Bei Lukas lautet sie: "... und nicht führe uns in Versuchung!"

Gott führt nicht in Verschungen hinein, z. B. um zu prüfen oder um sich zu amüsieren. ;-) Gott läßt höchstens zu, daß ein Mensch - meist selbstgewählt - in Versuchung kommt, etwas zu tun, von dem er weiß, daß er es nicht tun soll. Und so ist das auch gemeint im Vaterunser: Die Bitte ist, daß Gott davor bewahren soll, in eine mögliche Versuchung hineinzugeraten. 

Die Evangelisten haben es in Griechisch aufgeschrieben, Jesus hat es mit ziemlicher Sicherheit in Aramäisch gelehrt, denn er war mit seinen eigenen Leuten beisammen. Ein jüdischer Rabbiner würde dieses Gebet jedenfalls auf die genannte Weise interpretieren - ich habe selbst von Juden und ihren Rabbinern schon mehrfach gehört, daß das Vaterunser ein sehr jüdisches Gebet sei. Einige haben es bei ökumenischen Gottesdiensten sogar mitgesprochen. Gruß, q.


Ich habe mal gelesen, dass es heißen müsste:

"Und lasse mich nicht in der Versuchung"

Aus derselben Quelle verlautete auch, dass es bei den 10 Geboten heißen sollte "Du wirst doch wohl nicht ..." anstatt "Du sollst nicht ..."

Ich meine, es sei ein jüdischer Sprachwissenschaftler gewesen, der versucht hat, den jeweiligen Urtext zu rekonstruieren, mit sehr überzeugenden Ergebnissen.

Lieber klauso,

hier findest du eine gute Erklärung für diese Stelle:

https://www.bibelkommentare.de/index.php?page=qa&answer_id=481


klausog333 
Beitragsersteller
 25.06.2016, 11:17

Gute Zusammenfassung, der verschiedenen Arten von Versuchung. Vielen Dank für den Link. Das bestätigt am ehesten meine 2. Auslegung, daß Gott uns nicht zu sehr der Versuchung überlassen soll, um uns zu prüfen. Jetzt kommt natürlich die Frage auf, ob wir darum wirklich bitten sollten? 1. haben wir die Zusage, daß keiner von uns über seine Kräfte versucht wird. 2. kann es ja nur recht sein, wenn Gott uns prüft 3. sollen wir nicht gerade in der Versuchung um Seinen Beistand bitten?

0
klausog333 
Beitragsersteller
 25.06.2016, 14:41
@Netie

Auch ein interessanter Artikel. Vielen Dank dafür. Kann man so sehen, muß man aber nicht.

Das "Vater unser" gehört für mich ganz selbstverständlich zu jedem Tag. Die Gefahr es gedankenlos daher zu plappern besteht natürlich, aber daran muß jeder selbst arbeiten. Den meisten Menschen war es wohl sehr hilfreich in den letzten Jahrhunderten. Ob der Auftrag Jesu so zu beten nun nur seinen Jüngern oder nur dem jüdischen Volk galt, fasst es auch den christlichen Gedanken voll kommen zusammen. Es war das Gebet Jesu, auf dessen Leben und Wirken wir Christen uns beziehen. Wenn wir Ihm nachfolgen wollen, können wir sicher auch so beten wie er.

Es ist auch ein sehr kraftvolles Gebet. Fällt dir auf, daß auf diese Frage nicht die Spur einer religionsverachtenden Bemerkung kam? Ungewöhnlich für dieses Forum. Das nur so am Rande...

0