Kognitive Grenze überschreiten?

6 Antworten

Ich selbst habe Dyskalkulie (wurde mir spät diagnostiziert) - dennoch hab ich beim Abi in Mathematik locker bestanden und mein Physikstudium ebenfalls mit Auszeichnung absolviert. Ich bin tatsächlich nahezu völlig unfähig mit Zahlen zu rechnen; deshalb mache ich konkrete Rechnungen meist mit Taschenrechner, nun oft auch in einem Excel Sheet oder mit Python. Ich muss aber auch sagen, dass meine Schwäche bisher kaum jemandem aufgefallen ist, da ich in der Öffentlichkeit jedes Rechnen vermeide, damit ich nicht bloßgestellt werde. Funktioniert seit 45 Jahren perfekt 🤣😂 und ich habe fast alle Prüfungen in meinem Studium auf "sehr gut" gemacht.

Daher bin ich felsenfest davon überzeugt, dass der Begriff Dyskalkulie völliger Quatsch ist. Das sagt alles nichts aus. So manche haben auch einen hohen IQ, sind aber soziale Amöben und für die Gesellschaft weit unbrauchbarer, als jemand, der vielleicht nur einen durchschnittlichen IQ hat, aber ein toller Pfundskerl ist. Mir ist jemand mit Down-Syndrom als Gesprächspartner lieber, als jemand, der sich einbildet hochintelligent zu sein und sich klüger als der Rest der Welt einstuft: davon hat die Welt schon genug!

Natürlich gibt es kognitive Grenzen, denn du wirst deiner Katze nicht die Relativitätstheorie beibringen können (ihr fehlt alleine schon die Sprache). Umgekehrt wird mir dadurch aber auch bewusst, dass wir uns von so einer Katze nur gering unterscheiden und daher wahrscheinlich nie in der Lage sein werden, das Universum durch und durch zu begreifen.

Was dich betrifft mach dich aber nicht selbst fertig, wenn du angeblich Dyskalkulie hast - völliger Quatsch: dann kannst du vielleicht nicht rechnen (so wie ich), aber Mathematik ist nicht (nur) rechnen.


nobytree2  13.09.2024, 12:36
So manche haben auch einen hohen IQ, sind aber soziale Amöben und für die Gesellschaft weit unbrauchbarer, als jemand, der vielleicht nur einen durchschnittlichen IQ hat, aber ein toller Pfundskerl ist. 

Z.B. Grigori Perelmann, der jetzt arbeitslos bei seiner Mutter lebt, obwohl er einer der besten Mathematiker aller Zeiten ist. Wirklich traurig, dass er sich nicht mehr wirklich in die Gesellschaft eingliedern will oder kann, weil er geistig komplett wo anders unterwegs ist.

isohypse  13.09.2024, 12:40
@nobytree2

naja, der hat ja sogar die Fields-Medaille abgelehnt und auch das sehr hohe Preisgeld. Argument war, dass er nicht der einzige war, der etwas zum Beweis beigetragen hat.

Grundsätzlich ja, es gibt Menschen die schlecht in Mathematik sind und später trotzdem einen Beruf erlernen die Komplexe Mathematik voraussetzt.

Natürlich ist es nicht einfach, in der Regel ist der Schlüssel aber das ganze zu verstehen.

Sprich ich kann dir etwas erklären und du hast keine Ahnung wovon ich rede, erklärt es dir jemand anderes auf andere Weise verstehst du plötzlich wie es funktioniert.

In der Schule wird in der Regel immer der selbe Ansatz gelehrt, nun gibt es zum Beispiel in der Mathematik zuweilen auch mehr als 1 Weg zu einem Ergebnis zu kommen.

Sekundär bedeutet eine Schwäche in einem Teilbereich nicht zwangsläufig, dass man dumm ist, zuweilen hat man andere Stärken, das derzeitige Schulsystem ist auf so etwas nicht ausgelegt, es ist ausgelegt dass alle gleichermaßen die Dinge lernen die zu lernen sind. Schüler tun sich manchmal hervor in manchen Fächern aber manchmal sind sie auch ziemlich unauffällig und es fällt nicht auf, dass sie theoretisch gesehen in manchen Bereichen mehr könnten.

Das Problem ist leider, dass die individuelle Förderung nicht immer vorhanden ist oder auch nicht erkannt wird, dass es so was braucht.

Menschen stecken andere sehr gerne in Schubladen, der kann was, der andere ist zu blöd dafür, der nächste, naja nicht schlecht aber auch nicht herausragend.

Möglich ist vieles, manches auch unmöglich, aber die eigenen Stärken und Schwächen zu erkennen ist nicht immer einfach, insbesondere wenn andere einem sagen was man alles angeblich nicht kann.

"wir" ist nicht alle. Manche können das und studieren Physik. Die anderen können das nicht.

Nur eingeschränkt, denn früher oder später wird die jeweilige Person versterben.

Wenn der Mensch ewig leben würde, könnte er wohl auch seine Evolution im Hirn mit erleben.

Es gibt kognitive Grenzen, irgendwann ist die Aufnahmefähigkeit auch eingeschränkt. Aber innerhalb dieser Grenze kann man von "dumm" auf "intelligent" durch Fleiß switchen, das ist der normale Gang der Schule und der weiteren Bildung. Es bilden sich Gehirnstrukturen, die vorher nicht vorhandene Leistungspotentiale enthalten.

"mit dyskalkulie sehr gut in Mathe zu werden" - nicht unbedingt. Wenn man in Wiki liest "Jegliches Üben und Automatisieren ist hier vergeblich, da die Kerngedanken unerschlossen sind. Wenn z. B. Menge und Zahl mit gänzlich falschen Vorstellungen besetzt sind, kann die innere Logik des Stellenwertsystems nicht erarbeitet werden." - das geht in Richtung "Behinderung", also eingeschränkte Funktionalität, die auch nicht immer ausgebaut werden kann. Es gibt aber Fälle, wo Dyskalkulie überwunden werden kann, je nach Ausprägung. Das ist individuell.

Mit nicht so hohem IQ Physik studieren: Mit Fleiß und Zeit wird man mit Sicherheit per Üben gewisse Dinge können. Jedoch wird im Physik-Studium auch gewisses Grundverständnis mit Transferaufgaben abgefragt, und hier darf der IQ nicht zu eingeschränkt sein, insbesondere muss er hinreichend erweiterbar sein.

Also die Intelligenz muss zwingend hinreichend ausbaufähig sein, ansonsten klappt es nicht - außer der Mensch lebt so lange, dass er die weitere Evolution mit erlebt. Man muss aber bedenken, dass viele Tiere die Intelligenz bislang nur eingeschränkt ausbauen konnten, nicht jede Gattung hat unendlich Potential, bisweilen konvergiert es stark in eine Grenze, ggf. auch bei den Menschen.