Könnt ihr reiten?

Nein. Je länger man Unterricht hat, je mehr man reiten lernt, desto mehr weiß man, was man noch alles mehr können kann. Selbst Bent Branderup hat auf Seminaren schon geäußert, er kann nicht wirklich viel.

Natürlich, meine Mutter, die mitbekommen hat, dass ich mich im Kindergartenalter beim Trakehner züchtenden Nachbarn herumgetrieben habe, mich ab der Grundschule da auch rauf setzen habe dürfen, die mich ab 8 Jahren in den Reitverein zum Unterricht hat radeln sehen und meine ganzen Geburtstagswunschfragen mit "Geld für Reitunterricht" beantwortet erlebt hat, ist der Meinung, heute, nach 40 Jahren Reitunterricht, 42 Jahren Reiten, könne ich es und fragt immer mal wieder "Was? Du nimmst Reitunterricht? Du kannst doch reiten? Du bist doch schon Turniere geritten! - und Jagden!" Sie hat noch nie ein Pferd von oben gesehen und von unten streichelt sie mal mit Sicherheitsabstand.

Und vermutlich sagt jeder, der bisher nur Grundgangarten und ein bisschen "lenken" gelernt hat, er könne Reiten. Die Erfahrung, dass da noch viel, viel, viel mehr kommt, macht man erst nach und nach.

Ich weiß nicht mehr ob ich es früher in der Tagesklinik konnte, aber es hat zumindest Spaß gemacht und hab gute Erinnerungen daran.

Kommt darauf an, was man unter „Können“ versteht. Wenn es darum geht, auf einem braven Pferd in der gewünschten Gangart die gewünschte Richtung zu kommen, auf jeden Fall ja. Verglichen mit einem Meister der Reitkunst nein.

Ich weiß zwar jetzt nicht, ob man da was großartig können muss, oder ob ich einfach noch nicht so viel probiert habe, aber im Galopp kann ich mich jedenfalls auf dem Sattel halten und Leichttraben kann ich auch.

Reiten lebt von der Einsicht, es nicht zu können, jedoch besser werden zu können.