Können sich physikalische Gesetze noch als "falsch" herausstellen?

11 Antworten

Wissenschaft kann nie irgendetwas mit 100%iger Sicherheit bestimmen, ein Restzweifel bleibt immer.

z.B:
Meine These: Es ist Bier im Kühlschrank.

Mein Problem: Ich kann den Kühlschrank unmöglich öffnen und das einfach verifizieren/bestätigen. (Meist der Fall in Naturwissenschaften - du kannst, z.B. das Universum, unsere Realität, unmöglich als Ganzes untersuchen ("den Kühlschrank öffnen").

Die Lösung: Ich suche Hinweise, welche auf Bier hindeuten. Ich kann z.B. den Kühlschrank durchleuchten und sehe da dann etwas, das wie eine Bierflasche aussieht. - Weiss ich dadurch mit 100%iger Sicherheit dass Bier im Kühlschrank ist?
Nein, aber es ist ein starkes Indiz, dass durchaus Bier im Kühlschrank sein könnte.
Also sucht man weiter, mit andere Methoden, und findet u.U. Hinweise darauf, dass alle Zutaten für Bier vorhanden sind - Wasser, Hopfen, Malz. Ist das für sich ein Beweis für Bier?
Nein - aber mit den anderen Beweisen, verhärtet sich der Verdacht, dass es sich tatsächlich um Bier handelt.
Ein Restzweifel bleibt jedoch immer. Sowas wie "100% sicher" gibt es in der Wissenschaft schlichtweg nicht.


Roland22  17.05.2022, 22:37

... ich geh' jetzt mal zum Kühlschrank, bin neugierig ...

Jubiljana  18.05.2022, 19:18

Eine wirklich schöne Erläuterung.

Ich trete jetzt mal den Beweis an, dass in MEINEM Kühlschrank wirklich Bier ist.

Ach, verdammt, da ist natürlich noch die Definitionsfrage...

Das ewige "alles könnte doch ganz anders sein" ist gleichwertig mit der Frage nach Beweisen.

Aber was ist ein Beweis? Bewiesen ist etwas dann, wenn es keine Möglichkeit gibt das Resultat durch einen anderen Prozess als den zu beweisenden zu erreichen. Das Problem damit ist, dass niemand sicher sagen kann, dass es keinen anderen Weg gibt - es genügt nicht wenn niemand einen kennt.

Verschwörungstheoretiker schöpfen die Möglichkeiten anderer Wege bis ins Unendliche aus, darum ist es nicht möglich, ihnen etwas zu beweisen. Darum versuchen sie auch immer, die Beweislast auf andere zu legen, wohl wissend dass niemand einen Beweis liefern kann. Diese Umkehr der Beweislast ist alt - schon Sprenger und Kramer haben mit dieser Logik ihren Leitfaden für die Hexenprozesse des Mittelalters verfasst. Das gibt ihnen einen sicheren Stand in ihrer selbstgeschaffenen Vorstellungswelt, und kein Entkommen in die Wirklichkeit.

Wirkliche Beweise gibt es nur in der Mathematik, weil dort die Wege von vornherein festgelegt sind (und selbst dort ist nicht alles beweisbar, wenigstens das ist bewiesen). Ohne das bleibt nur, dem zu folgen, was vernünftig mit den Beobachtungen zusammenpasst. Darum spricht die Physik auch nie von Beweisen, sondern von Modellen, die durch Beobachtung gestützt oder falsifiziert werden. Aber auch das falsifizieren macht idR ein Modell nicht ungültig, sondern schränkt seine Gültigkeit auf bestimmte Wertebereiche ein - so bleibt die Newtonsche Mechanik trotz der Relativitätstheorie für geringe Geschwindigkeiten und geringe Gravitation gültig.

Ja, alle pysikalischen Gesetze müssen nicht absolut gelten und das wissen die Physiker auch. Ein Beispiel wären die Newtonschen Bewegungsgesetze. Die galten lange Zeit als Allgemeingültig bis zur Einsteinschen Relativitätstheorie die gezeigt hat dass sie bei großen Geschwindigkeiten nicht mehr gelten. Und ähnliches kann für alle Gesetze gelten. Tatsächlich wird Physik gerade dann besonders spannend, wenn solche Ausnahmen entdeckt werden.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Masterstudium Physik

Grundsätzlich nein. Wenn besagtes gesetzt als immer zutreffend gilt dann tut es das NACH UNSEREM WISSEN auch. Es wäre theoretisch möglich das gesetzte durch weitere forschung bei z.B. schwarzen Löchern oder Strings etc. ausnahmen haben können. Und sollte es tatsächlich so sein das wir in einer simulation leben würden trotzdem weiter diese gesetzt gelten, da sich nichts verändert lediglich der bereich auf den sie angewändet werden können

Hallo 20Fragender00,

gerade in Bezug auf die Kosmologie, in der sich schon sehr viel über die allgemeine Relativitätstheorie beschreiben lässt, ist noch nicht alles verstanden geschweige denn beschrieben.

So gab es vor Kurzem mal einen Filmbericht über das sog. holographische Universum - allerdings ohne dabei auf Einzelheiten einzugehen - wo sich offensichtlich die AR mit der Quantentheorie vertragen sollte.

Auch an den Urknall kommen wir nur bis zu einem gewissen Moment theoretisch oder auch simulatorisch heran.

Ich denke, dass die Naturgesetze nicht grundlegend falsch sind, sonder sie vielleicht das eine oder andere noch nicht genau genug oder überhaupt beschreiben.

Wenn wir in einer Simulation leben sollten, wären die Betreiben physikalischen Gesetzen unterworfen. Eine solche Simulation könnte die gleichen Gesetze angewand haben - oder versucht, sie abzuwandeln, um zu schauen, wie sich was entwickelt. Nur - wer hat über einen so langen Zeitraum Geduld und überlebt das alles über Generationen (wenn es die gibt) hinweg. Dann steht noch der Umfang einer solchen Simulation im Raum - und dass die IT immer funktionieren müsste (einen Fehler würden wir in der Simulation möglicherweise merken).

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen