Kennt Manetho Echnaton oder nicht?

Schemset  09.08.2024, 15:02

Interessante Frage! Kannst du evtl. angeben, auf welche Stelle bei Manetho oder welchen Fachartikel du dich beziehst?

2 Antworten

Auch wenn er den Namen eventuell nicht mehr kannte, weil dieser oft aus den Königskartuschen gelöscht wurde, wird er dennoch zumindest gewusst haben, dass in der entsprechenden historischen Lücke weitere Pharaonen regiert hatten. Cancel Culture war im antiken Ägypten gängiges politisches Verhalten.

Es gibt anklagende Texte über diese Periode und die waren sicher auch Manetho bekannt. Die Pharaonen Thutmosis I.-IV. waren bekannte, geachtete Herrscher gewesen, welche Ägypten in einer Zeit politischer und wirtschaftlicher Stärke regierten, wie es sie danach ähnlich wieder unter Ramses II. gab.

Die Zeit dazwischen ist heute beliebt, damals nicht, ganz vergessen war sie sicher nicht. Ich interessiere mich nur als Hobby mit der Antike, da weiß der Nutzer, welcher dir hier schon eine Nachfrage zum Thema stellte, sicher viel mehr. Mit etwas Glück kannst du da auf eine wissenschaftlich fundierte Antwort hoffen.

Woher ich das weiß:Hobby
Kennt Manetho Echnaton oder nicht?

So wie ich das lese, dürfte er von der Existenz Echnatons und seinen, nennen wir sie mal so, Religionsreformen gewusst haben. Ob er den selbstgewählten Namen "Echnaton" kannte, darüber lässt sich nur spekulieren.


EgelDirebus 
Beitragsersteller
 10.08.2024, 10:13

Wie tief bist du in der Matherie?

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BillyShears  10.08.2024, 12:00
@EgelDirebus

Nicht besonders. Manetho interessiert mich da, wo es die Geschichte Israels berührt. Die Monolatrie Echnatons spielt da dann auch eine gewisse Rolle.

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EgelDirebus 
Beitragsersteller
 10.08.2024, 13:06
@BillyShears

Das ist ja im Grunde dann eine der zentralen Stellen, die ich da Anspreche. Denn Islaeliten, so berichtet Manetho ja, seien ja ein Mischvolk aus den Hyksos und den von Amenophis (III?) vertriebenen Hyksos. Den Anführer der Aussätzigen setzt Manetho mit Moses gleich. Und ein Teil der moderne Forschung will in dem Anführer dann zugleich auch Echnaton erblicken, um den es ihrer Meinung nach eigentlich gehe.

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BillyShears  10.08.2024, 13:28
@EgelDirebus
Und ein Teil der moderne Forschung will in dem Anführer dann zugleich auch Echnaton erblicken,

Du meinst, sie behaupten Echnaton = Mose? Das habe ich nicht mitbekommen, aber diese Idee ist auch völlig absurd(*). Ich meine mich erinnern zu können, dass man eher schätzt dass Manetho die Religionsreformen des Echnaton mit der Hyksos Zeit vermischt hätte.

(*)absurd ist es vor allem aufgrund der Religionsgeschichte Israels. Mose war kein Monotheist, eine Echnatons System vergleichbare Monolatrie entstand in Israel frühestens im 8 Jhdt vChr unter König Hiskia, im Anblick des Untergangs des Nordreichs, der strenge jüdische Monotheismus erst im 6.Jhdt vChr während des babylonischen Exils.

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EgelDirebus 
Beitragsersteller
 10.08.2024, 14:54
@BillyShears

Das Argumet funktioniert anders. Die Schilderung bei Manetho, die bei Jospehus überliefert ist, ist eine heidnische Auszugsgeschichte, die die Hyksos und aussätzige Ägypter mit den Israeliten in Verbindung bringt. Im Zentrum steht ein ägyptischer Prister, Osarsiph, den Manetho mit Moses gleichsetzt. Dieser habe die Macht in Ägypten an sich gerissen, die Heiligen Tiere geschlachtet und die Idole umgestürzt. Assmann, Schlögl und eine ganze Anzahl anderer bedeutender Ägyptologen haben nun das Argument gemacht, dass sich hinter diesem Priester in Wirklichkeit Echnaton verbirgt und die Verknüfpfung mit Moses erst in hellenistischer Zeit erfolgte (das Argument, dass der ägyptische Aton-Kult in Verbindung mit dem jüd. Monotheismus steht, wird in der Fachwelt nur von ganz wenigen gemacht; auch Assmann verneint eine Verbindung in seinen Hauptwerken teils deutlich, in einigen Aufsätzen hat er allerdings dann doch wieder zur Debatte gestellt). Die Frage ist nun aber, ob die Geschichte wirklich auf Ereignissen fußt, die 1000 Jahre vor Manetho stattgefunden haben. Assmann verknüpft das mit seinem Konzept vom Kulturellen Gedächtnis und einem monthistischen, 1000-Jahre alten Trauma durch Echnaton, das sich im Hass gegen das Judentum entladen habe, andere haben sich etwas vorsichtiger geäußert, andere haben Assmann noch einmal deutlich in der Radikalität der Deutungen übertroffen. Das geschaffene Deutungskonstrukt hat mittlerweile ganz gewaltige Ausmaße erreicht, wird aber von den Speerspitzen der deutschen Ägyptologie gehalten. Dabei stehen viele Deutungen auf wackligen Beinen. In der Geschichte kommt Echnaton nicht vor. Ob Manetho wirklich Amenophis III. mit dem Pharao meint der Moses entgegensteht, ist schwer zu beantworten, wenngleich es schon so scheint, als sei die Geschichte in die 18. oder 19. Dynastie zu verorten. Allgemein ist die Frage, ob Manetho Echnaton wirklich kennt, garnicht so leicht zu beantworten. So recht will das Argument Akencheres bezeichne Echnaton nämlich nicht überzeugen, denn Manetho bezeichnet insgesammt drei Pharaonen mit diesem Namen. Und was genau ist diese eigenartige Geschichte? Sie ist verwirrend und die Intention bei der Abfassung ist schwer herrauszulesen. Kleiner sieht in ihr einen Frontalangriff auf die Ptolemäer und die Juden. Für Assmann sind diese Aspekte sekundär. Spiegelt sich darin wirklich eine ältere Geschichte? Ist es wirklich die Niederschrift einer mündlich Überlieferten Legende, die letzlich auf Erinnerungen aus der Amarna-Zeit fußt? In der Forschung wird diese Frage mit dem Hinweis auf andere, ähnliche Geschichten, die aber bei zentralen Elementen abweichen, überwiegend bejat. Doch 1000 Jahre sind eine lange Zeit, was soll nach so langer Zeit noch von einer solchen Geschichte übrig sein? Die Argumente der Forscher zerschellen an diesr Hürde, wenn sie glauben, dass die 13. Jahre die Moses geherrscht haben soll, die 13 Jahre der Amarnazeit spiegeln. Möglich scheint auch, dass die Geschichte von Manetho aus Dokumenten aus den Tempelsarchiven zusammengebastelt worden ist, dann macht manches wieder mehr Sinn. Doch würde man dann nicht erwarten, dass er auch Echnaton besser in die Geschichte einzuweben weiß, Allgemein wird der Wert von Manethos Schrift vielleicht deutlich überschätzt. Es tun sich zahlreiche Fragen auf, je nach dem welche Sichtweise man annimmt. Alle Deutungen haben ihre Probleme und keine mag ganz zu befriedigen.

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BillyShears  10.08.2024, 18:56
@EgelDirebus
das Argument, dass der ägyptische Aton-Kult in Verbindung mit dem jüd. Monotheismus steht, wird in der Fachwelt nur von ganz wenigen gemacht;

Alles andere hätte mich jetzt auch stark gewundert.

Möglich scheint auch, dass die Geschichte von Manetho aus Dokumenten aus den Tempelsarchiven zusammengebastelt worden ist, dann macht manches wieder mehr Sinn.

Ja, so habe ich das in Erinnerung. Die Amarna-Zeit (14. Jhdt vChr) wurde von Manetho (3. Jhdt vChr) mit der Hyksos-Zeit (16.Jhdt vChr) vermischt.

Allgemein wird der Wert von Manethos Schrift vielleicht deutlich überschätzt.

Ja, es dürfte sich da eher um eine Erzählung handeln.

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