Kann mir jemand helfen? Zwangsgedanken?
Hallo, ich hoffe dass ihr mir helfen könnt, ich weiß echt nicht mehr weiter. Okay, da fängt es schon an, kaum habe ich diese Worte geschrieben, kommt mir der Gedanke "weißt du wirklich nicht mehr weiter oder ist das nur eine Übertreibung, um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen?" Und der nächste Gedanke "ist es wirklich Aufmerksamkeit, nicht Mitgefühl oder Mitleid?" Ich habe keine Ahnung was ich eigentlich schreiben will, es ist so viel, einfach viel zu viel über was ich schreiben will. Es gab eine Phase, die in der 7. Klasse angefangen hat (ich weiß gar nicht mehr genau wie lange es wirklich so ging, irgendwie vermischt sich das zeitlich alles), da habe ich auch über Selbstmord nachgedacht, ich weiß nicht ob ich es auch wirklich getan hätte. Es war für mich die bis jetzt schlimmste Zeit meines Lebens zusammen mit den Wochen/Monaten nach dem Tod von Mimi (Kaninchen). Ich hatte Zwangsgedanken, wie vor kurzem von einem Arzt festgestellt wurde, ich kann das gar nicht beschreiben, sagen wir es so, ich habe nicht ohne Grund über Selbstmord nachgedacht. Die Zwangsgedanken haben sich um den Bereich Kontrolle und Perfektion und so gedreht, ich habe wirklich Stunden damit verbracht. Wobei jetzt wieder die Zweifel aufkommen "Musstest du das wirklich tun oder hättest du einfach aufhören können?" "Was wenn du gar keine Zwangsgedanken hattest, sondern du es dem Arzt nur überdramatisch erzählt hast?" "Waren es wirklich Stunden, oder erinnerst du dich bloß falsch?". Die Zwangsgedanken oder Kontrollhandlungen haben sich im Laufe immer wieder verändert. Meine Frage ist eigentlich, ob ich wirklich noch Zwangsgedanken habe? Weil sollte es mir dann eigentlich nicht immer schlecht gehen? Morgens geht es mir zwar immer schlecht bis richtig scheiße, dass ich gar nicht in die Schule will, abends auch immer, aber tagsüber geht es mir eigentlich echt gut, vorallem wenn ich in der Schule mit Freunden zusammen bin. Es gibt nur so viele Situationen jeden Tag, die zwar immer sogar nur ein paar Sekunden bis einige Minuten oder manchmal auch länger dauern, in denen es mir wie "damals" geht (bin jetzt in der 9. Klasse). Z.B. wenn ich mal wieder öfter kontrollieren muss, ob auch nichts mehr auf meinem Platz liegt oder ob ich beim Abschreiben des Tafelaufschriebs auch nichts vergessen habe. Oder immer wenn ich alleine durchs Schulgebäude laufe, kann ich mich nur darauf konzentrieren, ob ich nicht irgendwie komisch schaue und mich die anderen deswegen komisch finden. Aber wenn ich mit anderen zusammen bin, ist das tagsüber nie so, da fühle ich mich irgendwie sicherer, abends muss ich aber immer alles mögliche kontrollieren, da fühlt es sich auch immer so an als würde alles wieder hochkommen, ich bin so traurig und weine nicht selten. Das ist natürlich noch längst nicht alles, aber ich kann nicht noch mehr schreiben. Ist es möglich, dass das nur eine längere Phase war und dass es, so wie es mir jetzt geht normal ist? Bitte kann mir jemand helfen?
1 Antwort
Lieber Anonym,
Deine Situation ist beunruhigend. Auf Grund Deines Beitrages nehme ich Dich als einen Menschen wahr, dem es an Orientierung und an Sicherheiten fehlt.
Wenn wir unsicher sind, ob unser Tun richtig ist oder ob unser Tun eine negative Konsequenz haben könnte, dann entstehen Ängste. Dabei stellen wir auch noch fest, dass wir nicht perfekt sind und Fehler eben auch mal vorkommen.
Oft steht im Hintergrund der Mangel an Liebe. Wir sind oder wir fühlen uns von unseren nächsten Menschen nicht so angenommen, als dass wir uns Fehler erlauben könnten.
Was Du benötigst, ist eine erfahrene Person, die Dir hilft, Deine Gedanken zu ordnen. Du darfst sein wie Du bist, ein Lernender, der auch noch Fehler macht. Und trotz eventueller Fehler bist Du liebenswert. Du mußt nicht erst perfekt sein, damit Dich jemand lieben kann. Aber Du solltest auch Dich selbst lieben können. Und das will gelernt werden.
Bitte hole Dir Hilfe, vielleicht ein Psychologe oder ein Therapeut oder ein Seelsorger (Pfarrer), einfach jemand - der Dir hilft und dem Du vertrauen kannst.
Für Rückfragen steh ich auch gerne zur Verfügung.
LG
Sollte der Psychologe meinen, dass Du keine Therapie brauchst, dann wende Dich einfach an einen Seelsorger (Pfarrer).
Würde ich gerne, aber ich traue mich einfach nicht. Ich weiß, dass ich keine Angst haben muss, dass ich nicht ernst genommen werde und dass sie mir wirklich helfen wollen, aber ich traue mich trotzdem nicht und ich glaube das wird sich leider auch nicht so schnell ändern. Das kann man damit vergleichen, als ob du auf einem 10 Meter Turm stehst und hinunterschaust und dich es aber einfach nicht traust zu springen, obwohl du weißt, dass es nicht schlimm ist
Nun, zunächst denke ich schon, dass der Psychologe mit dir eine Therapie beginnen wird oder Dich zu einem Therapeuten überweisen wird.
Wenn Du sagst: "ich glaube nicht...." oder Du sagst: "Ich glaube...." dann sind das Glaubensaussagen, die mit der Realität nicht übereinstimmen müssen. In Deinem Fall sind solche Aussagen eher durch Angst begründet. "Du hast Angst davor, dass..."
Aber geh Deiner Angst doch mal entgegen. Wenn Du z.B. Angst hast, dass Dir jemand nicht hilft, dann überlege Dir einfach einen Plan B. Beispiel: Wenn mir A nicht hilft, dann geh ich einfach zum B.
Und wenn etwas nicht klappt? Na und? Was kann dann schon passieren?
Geh Deiner Angst entgegen: Wenn Du z.B. mit dem Bus fahren möchtest und befürchtest, er könnte heute nicht kommen oder schon weggefahren sein, dann mache es so: Sage Dir: Ich hoffe, dass der Bus nicht kommt oder schon weggefahren ist, obwohl ich frühzeitig an der Haltestelle war.
Ziel: Wandle die Angst in positive Enttäuschung um. Wenn Du Dich darauf freust, dass der Bus nicht kommen wird, wirst Du positiv überrascht sein, dass der Bus dann doch kommt. Oh wie schön!
Vielen Dank, dass du (oder Sie, ist mir gerade so eingefallen) mir helfen willst/wollen, Bus fahren ist tatsächlich ein großes Problem, ich habe nur das Glück, dass ich immer mit dem Fahrrad zur Schule fahren kann
Auch beim Fahrradfahren könntest Du Ängste entwickeln, wie z.B. "oh, ich könnte einen Platten bekommen". Dann sage auch hier zu Dir. "Ich hoffe, dass ich heute mir einen Nagel in den Reifen fahre" ===> geh Deiner Angst entgegen.
Und parallel überlege Dir:
1) OK, und wenn ich mir einen Platten fahre, dann gehe ich eben zu Fuß.
2) Und wenn ich an diesem Tag zu spät zur Schule komme, dann ist es eben so. Dadurch fällt die Schule nicht in sich zusammen.
3) Und wenn Du Angst hast, dass dann alle Schüler blöde gucken und Dir Sprüche drücken, dann sage Dir:
"Ich hoffe, dass dann alle Schüler mich blöde angucken und mir blöde Sprüche drücken." Und dann lache - wenn das alles passiert - und sage zu den Schülern, die Dich blöde angucken und Dir blöde Sprüche drücken: "Hey, genau so einen blöden Spruch habe ich von Dir erwartet."
Nochmal vielen Dank, dass du mir hilfst, das einzig blöde ist, dass es mir nicht hilft zu sagen "okay, selbst wenn das und das passiert, dann ist das nicht schlimm" oder halt zu überlegen, ob die Folgen davon wirklich schlimm wären, um dann zu erkennen, dass es wirklich überhaupt nicht schlimm wäre. Es ist als ob mein Gehirn einfach eine Mauer zwischen dem rational denkenden Teil des Gehirns und dem Rest bauen würde. Ich kann mir dann so oft sagen wie ich will, dass nicht schlimmes passieren würde und trotzdem wird der Druck und der Stress nicht weniger, er wird manchmal nur noch mehr, weil ich eben Versuche mir klar zu machen, dass es nicht schlimm wäre
Das ist ok, lieber Anonym.
Das einzige, was mir jetzt dazu einfällt, ist: Dann lass es doch darauf ankommen!
Deine Angst wird natürlich nicht weggehen, nur weil Du sagst "ok, dann passiert es eben". Deine Angst wird auch nicht weggehen, nur weil Du Dir wünschst, dass genau das passiert, was Dir Angst macht.
Deine Angst wird erst im Laufe der Zeit weggehen, wenn Du immer und immer wieder der Angst entgegengehst, wie ich es Dir oben beschrieben habe.
Beispiel: Wenn Du Angst hast, dass Du Deine Hände verbrennst, wenn Du die ausgestellte Herdplatte anfasst, dann fass die Herdplatte an. Deswegen wird die Angst nicht sofort weggehen. Du machst doch dann nur 1 gute Erfahrung. Manche müssen diese gute Erfahrung 10 mal machen, andere 50 mal. Aber die Angst wird von Versuch zu Versuch geringer werden. Und irgendwann ist sie weg.
Ich werde es versuchen, nochmal vielen vielen Dank!!!
Vielen Dank für deine Hilfe, ich habe sogar nächste Woche ein Erstgespräch bei einem Psychologen (oder Psychiater, ich weiß es nicht so genau 😬), aber was wenn der meint, dass ich gar keine Therapie brauche?