Kann mir jemand helfen? Zwangsgedanken?

1 Antwort

Lieber Anonym,

Deine Situation ist beunruhigend. Auf Grund Deines Beitrages nehme ich Dich als einen Menschen wahr, dem es an Orientierung und an Sicherheiten fehlt.

Wenn wir unsicher sind, ob unser Tun richtig ist oder ob unser Tun eine negative Konsequenz haben könnte, dann entstehen Ängste. Dabei stellen wir auch noch fest, dass wir nicht perfekt sind und Fehler eben auch mal vorkommen.

Oft steht im Hintergrund der Mangel an Liebe. Wir sind oder wir fühlen uns von unseren nächsten Menschen nicht so angenommen, als dass wir uns Fehler erlauben könnten.

Was Du benötigst, ist eine erfahrene Person, die Dir hilft, Deine Gedanken zu ordnen. Du darfst sein wie Du bist, ein Lernender, der auch noch Fehler macht. Und trotz eventueller Fehler bist Du liebenswert. Du mußt nicht erst perfekt sein, damit Dich jemand lieben kann. Aber Du solltest auch Dich selbst lieben können. Und das will gelernt werden.

Bitte hole Dir Hilfe, vielleicht ein Psychologe oder ein Therapeut oder ein Seelsorger (Pfarrer), einfach jemand - der Dir hilft und dem Du vertrauen kannst.

Für Rückfragen steh ich auch gerne zur Verfügung.

LG


Anonym123960 
Beitragsersteller
 11.11.2019, 18:59

Vielen Dank für deine Hilfe, ich habe sogar nächste Woche ein Erstgespräch bei einem Psychologen (oder Psychiater, ich weiß es nicht so genau 😬), aber was wenn der meint, dass ich gar keine Therapie brauche?

Nordlicht979  11.11.2019, 19:00
@Anonym123960

Sollte der Psychologe meinen, dass Du keine Therapie brauchst, dann wende Dich einfach an einen Seelsorger (Pfarrer).

Anonym123960 
Beitragsersteller
 11.11.2019, 19:04
@Nordlicht979

Würde ich gerne, aber ich traue mich einfach nicht. Ich weiß, dass ich keine Angst haben muss, dass ich nicht ernst genommen werde und dass sie mir wirklich helfen wollen, aber ich traue mich trotzdem nicht und ich glaube das wird sich leider auch nicht so schnell ändern. Das kann man damit vergleichen, als ob du auf einem 10 Meter Turm stehst und hinunterschaust und dich es aber einfach nicht traust zu springen, obwohl du weißt, dass es nicht schlimm ist

Nordlicht979  11.11.2019, 19:11
@Anonym123960

Nun, zunächst denke ich schon, dass der Psychologe mit dir eine Therapie beginnen wird oder Dich zu einem Therapeuten überweisen wird.

Wenn Du sagst: "ich glaube nicht...." oder Du sagst: "Ich glaube...." dann sind das Glaubensaussagen, die mit der Realität nicht übereinstimmen müssen. In Deinem Fall sind solche Aussagen eher durch Angst begründet. "Du hast Angst davor, dass..."

Aber geh Deiner Angst doch mal entgegen. Wenn Du z.B. Angst hast, dass Dir jemand nicht hilft, dann überlege Dir einfach einen Plan B. Beispiel: Wenn mir A nicht hilft, dann geh ich einfach zum B.

Und wenn etwas nicht klappt? Na und? Was kann dann schon passieren?

Geh Deiner Angst entgegen: Wenn Du z.B. mit dem Bus fahren möchtest und befürchtest, er könnte heute nicht kommen oder schon weggefahren sein, dann mache es so: Sage Dir: Ich hoffe, dass der Bus nicht kommt oder schon weggefahren ist, obwohl ich frühzeitig an der Haltestelle war.

Ziel: Wandle die Angst in positive Enttäuschung um. Wenn Du Dich darauf freust, dass der Bus nicht kommen wird, wirst Du positiv überrascht sein, dass der Bus dann doch kommt. Oh wie schön!

Anonym123960 
Beitragsersteller
 11.11.2019, 19:32
@Nordlicht979

Vielen Dank, dass du (oder Sie, ist mir gerade so eingefallen) mir helfen willst/wollen, Bus fahren ist tatsächlich ein großes Problem, ich habe nur das Glück, dass ich immer mit dem Fahrrad zur Schule fahren kann

Nordlicht979  11.11.2019, 19:40
@Anonym123960

Auch beim Fahrradfahren könntest Du Ängste entwickeln, wie z.B. "oh, ich könnte einen Platten bekommen". Dann sage auch hier zu Dir. "Ich hoffe, dass ich heute mir einen Nagel in den Reifen fahre" ===> geh Deiner Angst entgegen.

Und parallel überlege Dir:

1) OK, und wenn ich mir einen Platten fahre, dann gehe ich eben zu Fuß.

2) Und wenn ich an diesem Tag zu spät zur Schule komme, dann ist es eben so. Dadurch fällt die Schule nicht in sich zusammen.

3) Und wenn Du Angst hast, dass dann alle Schüler blöde gucken und Dir Sprüche drücken, dann sage Dir:
"Ich hoffe, dass dann alle Schüler mich blöde angucken und mir blöde Sprüche drücken." Und dann lache - wenn das alles passiert - und sage zu den Schülern, die Dich blöde angucken und Dir blöde Sprüche drücken: "Hey, genau so einen blöden Spruch habe ich von Dir erwartet."

Anonym123960 
Beitragsersteller
 11.11.2019, 19:49
@Nordlicht979

Nochmal vielen Dank, dass du mir hilfst, das einzig blöde ist, dass es mir nicht hilft zu sagen "okay, selbst wenn das und das passiert, dann ist das nicht schlimm" oder halt zu überlegen, ob die Folgen davon wirklich schlimm wären, um dann zu erkennen, dass es wirklich überhaupt nicht schlimm wäre. Es ist als ob mein Gehirn einfach eine Mauer zwischen dem rational denkenden Teil des Gehirns und dem Rest bauen würde. Ich kann mir dann so oft sagen wie ich will, dass nicht schlimmes passieren würde und trotzdem wird der Druck und der Stress nicht weniger, er wird manchmal nur noch mehr, weil ich eben Versuche mir klar zu machen, dass es nicht schlimm wäre

Nordlicht979  11.11.2019, 20:18
@Anonym123960

Das ist ok, lieber Anonym.

Das einzige, was mir jetzt dazu einfällt, ist: Dann lass es doch darauf ankommen!

Deine Angst wird natürlich nicht weggehen, nur weil Du sagst "ok, dann passiert es eben". Deine Angst wird auch nicht weggehen, nur weil Du Dir wünschst, dass genau das passiert, was Dir Angst macht.

Deine Angst wird erst im Laufe der Zeit weggehen, wenn Du immer und immer wieder der Angst entgegengehst, wie ich es Dir oben beschrieben habe.

Beispiel: Wenn Du Angst hast, dass Du Deine Hände verbrennst, wenn Du die ausgestellte Herdplatte anfasst, dann fass die Herdplatte an. Deswegen wird die Angst nicht sofort weggehen. Du machst doch dann nur 1 gute Erfahrung. Manche müssen diese gute Erfahrung 10 mal machen, andere 50 mal. Aber die Angst wird von Versuch zu Versuch geringer werden. Und irgendwann ist sie weg.