5 Antworten

Grob gesagt geht es um zwei Faktoren:

1. Der innere Faktor: Glück erreicht man, indem man seiner Bestimmung entsprechend lebt. Für Aristoteles heißt das, dass man eine Tätigkeit ausübt, die in Bezug auf Was (was mache ich?) und Wie (wie mache ich es) dem "vernunftbegabten, tugendhaften Wesen des Menschen" entspricht. Vereinfacht ausgedrückt: Man soll was sinnvolles machen und darüber reflektieren und nach Höherem streben. Dann wird man glücklich.

2. Der äußere Faktor: Ich brauche eine ausreichende materielle Grundversorgung (z.B. mit Essen, Kleidung, etc.). Und die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen (Gesellschaftssystem, Recht, Umgangsformen, etc.) müssen vernünftig und tugendhaft sein.

Nur wenn beide Faktoren erfüllt sind, wird man glücklich.


jobul  03.10.2010, 23:33

Gute Arbeit und angemessener Lohn. Wer hätte das gedacht.

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Die Glückslehre steht vor allem bei Aristoteles, Nikomachische Ethik 1 und 10.

Glück(seligkeit) ist das höchste und letzte Ziel (Endziel) menschlichen Handelns. Alle streben nach Glück.

Glückseligkeit (εὐδαιμονία) zeichnet sich gegenüber anderen Ziel wie Lust, Reichtum (Gelderwerb), Gesundheit oder Ruhm/Ehre durch mehrere Eigenschaften besonders aus.

Aristoteles ist der Auffassung, ein so großes Gut wie das Glück könne nur durch ein Tätigsein erreicht werden, indem Fähigkeiten und angelegte Möglichkeiten entfaltet werden. Die Entfaltung ist etwas, das Freude bereitet und zu einem guten, erfüllten Leben beiträgt.

Als das einem Menschen eigentümliche Werk (das, wozu er speziell bestimmt ist) versteht Aristoteles die mit Vernunft verbundene Tätigkeit der Seele und ein entsprechendes Handeln. Das menschliche Gut ist nach ihm der Vortrefflichkeit gemäße Tätigkeit der Seele bzw. (wenn es mehrere Vortrefflichkeiten gibt) der besten und vollkommensten Vortrefflichkeit entsprechende Tätigkeit. Das hier mit Vortrefflichkeit wiedergegebene Wort heißt griechisch ἀρετή, was in der deutschen Sprache oft mit Tugend übersetzt wird, dabei aber in Gefahr gerät, in der Bedeutung zu sehr eingeschränkt verstanden zu werden.

Gründe für die Wahl der Vernunft sind:

  • Vornehmkeit: Die Vernunft ist als das Leitende das Vornehmste in uns und die Gegenstände der Vernunft die vornehmsten im Bereich der Erkenntnis.

  • Langfristigkeit: leichter eine anhaltende Tätigkeit möglich

  • Beständigkeit/Dauerhaftigkeit/Stabilität und Reinheit (keine Mischung mit etwas Unangenehmen) des Genusses

  • Autarkie

  • zur Muße, die vom Menschen begehrt wird, passende Tätigkeit

Aristoteles unterscheidet drei Lebensformen, in denen Glück gesucht wird:

1) Leben der sinnlichen Lust und des Vergnügens

2) Praktisches Leben (vor allem Handeln in einer Gemeinschaft)

3) Leben der theoretischen Betrachtung (Forschung und Philosophie)

Die Lebensformen können miteinander verbunden werden, aber die dritte (theoretisches Leben, also selber denken) hat den höchsten Rang.

Außer der von innen ausgehenden Seite gehören zum Glück nach Aristoteles auch äußere Güter, bei denen Menschen von äußeren Umstände abhängig sind. Für Grundbedürfnisse wird etwas benötigt, z. b. Ernährung, Kleidung, Wohnen. Wohlstand bietet mehr Möglichkeiten. Freunde können unterstützen. Der Staat, in dem Menschen leben, kann ein gutes oder schechtes Herrschafts- und Rechtssystem haben und die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen mehr oder weniger Chancen bieten. Die äußeren Umstanden beeinflussen das Leben.

Glückseligkeit ist das Ziel aller Ethik für Aristoteles, oberstes praktisches Gut. Sie besteht darin, "gut zu leben" im Sinn von sittlicher Lebensführung und gut leben zu wissen.

Glückseligkeit ist das Ziel, die Tugend der Weg. Die Tugend ist das, was ein Mensch leisten kann und gleichzeitig für sich als vernünftig erachtet. Auch viele Güter zu besitzen ist gut, denn Güter ist ja "gut" im Plural ...

"Was hindert also, jenen glückselig zu nennen, der gemäß der vollkommenen Tugend tätig und mit äußeren Gütern hinlänglich versehen ist, nicht eine beliebige Zeit hindurch, sondern durch ein ganzes Leben?" (Aristoteles, Nikomachische Ethik I,11)

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Leitend ist das Prinzip der "Mitte" (mesótäs): Maß halten, ein zuviel und zuwenig vermeiden:

"... es (gibt) nun drei Zustände ..., zwei Schlechtigkeiten je aus Übermaß oder Mangel und eine Tugend, die der Mitte, ... alle (stehen) zu allen im Gegensatz." (Nik. Ethik II,8)

Um sich in dieses Thema einzulesen empfehle ich zwei andere Suchbegriffe. Einmal kannst Du "Eudaimonia" googeln, weil dieser Begriff der zentrale ist, nicht, wie im Deutschen verkürzt "Glück". Eudaimonia bezieht sich auf ein gesamtes, gelingendes Leben, nicht auf einige kurze Momente. In diesem Beitrag empfehle ich dann die nikomachischer Ethik anzuklicken. Darin ist dann ausführlicher dargestellt, welche Elemente Aristoteles für tragend hält, dass ein Leben gelungen und letztendlich "glücklich" zu nennen ist. Um diese Ausführungen wirklich zu verstehen, solltes Du Dich ein wenig einlesen in das "Seelenverständnis" des Aristoteles - Aristoteles Seele - googeln. Denn Aristoteles hat eine sehr eng umrissene Vorstellung von der Seele als Träger des Lebens. Man darf diesen Begriff nicht mit der Bedeutung im Christentum verwechseln. Einen guten Einblick gibt es unter

www.tabvlarasa.de/28/Bleecken2.php

Punkt "G". Ich würde der "esoterischen Gesamteinstellung" des Autors nicht folgen, doch sind einige interessante Querverweise zu heutigem Verständnis.

Da Aristoteles erst mal nur Vorraussetzungen für eine Eudaimonia erarbeiter, eine Beurteilung, ob Eudaimonis erreicht wurde (in überschaubaren Lebensabschnitten) erst im Nachhinein möglich ist, kann man davon ausgehen, dass auch bei ihm Momente des Innehaltens, des Rückschauens wichtig sind, bevor die nächsten Lebensetappen in Angriff genommen werden.

Um es in einen Satz zu packen: Glückselig ist derjenige, der von den Anderen unter den Kriterien der Tugendhaftigkeit nach seinem Tod als Glückselig bezeichnet wird. Märchenhaft-Geschichtlich beschreibt es Herodot: Solon & Krösos (les das mal, dann weisst du worum es geht).