kann man mit brille pilot werden?

7 Antworten

Hallo,

um mal hier mit der GF-Märchenstunde bezüglich Brille aufzuräumen: Natürlich darfst Du mit Brille Pilot werden, ja sogar Verkehrsflugzeuge und Kampfjets fliegen (auch nach einer Laser-OP)! Da ich aber kein Freund von Gerüchten bin - in der Luftfahrt gilt: "Stick on the facts!" schauen wir mal in die JAR-FCL 3. Das ist die EU-weit geltende Vorschrift für die Flugmedizin. Dort findest Du alle Vorgaben für Privat- und Berufspiloten. Für die Profis gelten immer die strengeren Anforderungen und geringeren Toleranzen des Medicals der Klasse 1.

"JAR-FCL - 3.220 Anforderungen an das Sehvermögen (Seite 16 ff. und Anhang 12 und 13 S. 51 f.)

(1) Refraktionsfehler

(i) Bei Erstuntersuchung dürfen Refraktionsfehler den Bereich von +5 Dioptrien bis -6 Dioptrien nicht überschreiten (siehe Anhang 13 (2)(a) zu den Abschnitten B und C).

(ii) Bei Verlängerungs- oder Erneuerungsuntersuchungen dürfen +5 Dioptrien nicht überschritten werden. Bewerber mit nach Ansicht der zuständigen Stelle ausreichender fliegerischer Erfahrung, deren Refraktionsfehler -6 Dioptrien überschreitet, können durch flugmedizinisches Zentrum oder flugmedizinische Sachverständige gemäß Anhang 13 (2)(b) zu den Abschnitten B und C als tauglich beurteilt werden.

(2) Astigmatismus

(i) Bei Erstuntersuchungen darf die astigmatische Komponente eines Refraktionsfehlers 2 Dioptrien nicht überschreiten.

Anhang 12 Sehorgan - (siehe JAR-FCL 3.215 und JAR-FCL 3.335)

(a) Bei der Erstuntersuchung für ein Tauglichkeitszeugnis Klasse 1 ist die augenärztliche Untersuchung durch einen Augenarzt durchzuführen.

(a) Klasse 1

Bei Untersuchungen zur erstmaligen Erteilung eines Tauglichkeitszeugnisses Klasse 1 von Bewerbern, die die Anforderungen an das Sehvermögen nur mit einer Sehhilfe er- füllen und der Refraktionsfehler +5 Dioptrien und -6 Dioptrien nicht überschreitet, kann die Tauglichkeit Klasse 1 durch ein flugmedizinisches Zentrum erteilt werden, wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind:

(1) es sind keine signifikanten krankhaften Veränderungen der Augen nachweisbar;

(2) die Fehlsichtigkeit bestmöglich korrigiert ist;

(3) augenärztliche Kontrolluntersuchungen in fünfjährlichen Intervallen durchgeführt werden, wenn ein Refraktionsfehler +/-3 Dioptrien überschreitet."

Und es gibt auch noch Hinweise zu Kontaktlinsen:

"Werden Kontaktlinsen getragen, dürfen diese nur monofokal sein und lediglich eine Korrektur des Fernvisus aufweisen. Orthokeratologische Kontaktlinsen dürfen nicht verwendet werden."

Also, das ganze Thema ist sehr komplex und alleine die Augenuntersuchung umfasst 6 Punkte mit 12 Unterpunkten (grauer Star, grüner Star, Augeninnendruckmessung, Farbsehen, räumliches Sehen etc.).

Du musst noch wissen, dass die Erstuntersuchung nur durch ein flugmedizinisches Zentrum (AMC = Aero Medical Center) gemacht werden darf, z. B. durch das DLR, das Flugmedizinische Institut der Luftwaffe oder den Flugmedizinischen Dienst der Lufthansa. Es gibt noch zwei weitere AMCs in DE, die ich aber nicht beim Namen kenne.

Ich hoffe, ich konnte mit den nachprüfbaren Fakten ein wenig helfen. Warum die "Experten" hier immer noch Falschmeldung verbreiten, ist mir ein Rätsel.


aivfmgl  18.10.2016, 16:51

Danke für diese aufschlussreiche Antwort!

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gehwegplatte  13.06.2012, 11:36

DH!!! ganz klar beste Antwort!

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ja man kann mit Brille Pilot werden, dabei darf, soweit ich weiss, bei der Erstuntersuchung nicht mehr als 3 Dioptrien gemessen werden und korrigiert 80 Prozent erreicht werden


rudim1950  13.06.2012, 09:38

Jein, das Gesetz ist noch großzügiger. Es gelten +5 bis -6 Dioptrien beim Fernvisus. So sagt es die JAR-FCL 3.

"Der Fernvisus muss für jedes Auge mit oder ohne Korrektur mindestens 6/9 (0,7) und bei beidäugigem Sehen mindestens 6/6 (1,0) betragen (siehe auch JAR-FCL 3.220(g))."

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"Beste Aussichten.

Hartnäckig hält sich der Glaube, daß BrillenträgerInnen vom Pilotenleben ausgeschlossen wären. Stimmt aber nicht. Korrigierbare Sehfehler bis +/-3 Dioptrien sollen Sie nicht davon abhalten, einen interessierten Blick auf die Pilotenkarriere zu werfen.

Eine Sehschwäche innerhalb dieser Grenzen hindert Sie nicht, im Cockpit vorausschauend zu handeln. Eine Plombe im Zahn übrigens auch nicht.

Ein klares Bild von Ihrer Aufgabe sollten Sie allerdings schon bekommen. Aber das entsteht ja bekanntlich mehr durch inneren Weitblick ... " Quelle(n): http://www.traumjob-pilot.de/


crazyrat  13.06.2012, 07:59

Leider ein Irrglauben, sich damit einzulassen. Bei einer Airline wird man definitiv abgelehnt. Aber die eigene Kleinmaschine fliegen geht dann noch.

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rudim1950  13.06.2012, 09:03
@crazyrat

Bist Du abgelehnt worden? Natürlich darf man mit Brille Verkehrspilot werden, sogar Kampfjets bei der Bw fliegen und die sogar nach einer Laser-OP.

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das hat weniger mit der brille, als mit deiner sehstärke zu tun.

also man braucht schon verdammt gute augen dafür, frag da am besten mal den werksarzt

Nein, in der Regel wird ein Pilotenschedin bei Brille oder Kontaktlinse sofort abgelehnt. Auch bei niedriger Sehschwäche. Der Kommentar aus der Seite von "LouRalfes" spiegelt leider nicht die Wahrheit wieder.

Mein Hausarzt ist Fliegerarzt und den habe ich auch schon mal danach gefragt.

Das hängt aber von der Größe der Sehschwäche in Dioptrin und vielen anderen Dingen ab.

Für eine Airline ist die Brille definitiv sofort ein NEIN. Für eine kleine Privatmaschine geht es aber noch.


rudim1950  13.06.2012, 09:02

Hi, diese Antwort ist leider falsch. Natürlich darf man mit Brille Verkehrspilot werden, sogar Kampfjets bei der Bw fliegen und die sogar nach einer Laser-OP.

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