Kann man Linksextremisten mit Rechtsextremisten gleichsetzen?
Oder findet ihr, dass eine schlimmer ist als das jeweils andere? Freue mich auch über eine Begründung, warum ihr dieser Meinung seid. Danke und einen schönen Tag.
Das Ergebnis basiert auf 54 Abstimmungen
21 Antworten
Das ist zu differenzieren:
Extremismus ist immer ungerechtfertigt und schlimm.
Dennoch gehen die Extremisten unterschiedlich vor:
- Linksextreme greifen gezielt Eigentümer an, die ihr Eigentum (Mietshaus) in ihrer Definition ausbeuterisch anderen "vorenthalten", oder Vertreter des Staates. Der Personenkreis ist also konkret eingegrenzt, "Dritte" sollen nicht zu Schaden kommen. Ist das weniger schlimm? Nein, denn jeder Mensch verdient Menschenwürde und das Recht auf die Unversehrtheit seines Lebens und seiner Gesundheit, egal welche "beschissene" Rolle er gerade spielt.
- Rechtsextreme wollen die staatliche Ordnung an sich in Frage stellen und den Staat so destabilisieren, dass er zusammenbricht und sie anstatt die Macht an sich ziehen können. Dafür betreiben sie Terror also Anschläge auf Ziele, die anderen Bürgern Angst machen sollen und die willkürlich Dritte schädigen/verletzen/töten. Verabscheuungswürdig.
Die Frage danach, was schlimmer ist, wäre also einerseits die Gewalt betreffend mit "gleich schlimm" zu beantworten. Den Terror betreffend wären dagegen die Rechtsextremen eindeutig heftiger.
Was unsere Grundordnung betrifft, wäre die Linksextreme Position, dass diese zwar wesentlich anders funktionieren sollte, aber eigentlich auf der gleichen, bisherigen Basis (Demokratie). Rechtsextreme dagegen wollen eine hierarchische Ordnung einführen, was für die meisten auf eine diktatorische Unterdrückung hinausläuft.
Politisch mag ich die Linksextremen jetzt auch nicht, aber die Rechtsextremen würde ich mal ganz und gar ablehnen.
Das ist aus meiner Sicht beides schlimm, da es beides Fanatismus ist und das immer gefährlich ist, egal aus welcher Richtung, politisch oder auch religiös motiviert. Ob Gewalt, Terror oder auch "nur" reiner Extremismus links- oder rechtsseitig motiviert ist, ist am Ende kaum maßgebend - Hufeisentheorie hin oder her; vielleicht ist Letztere auch ein Mittel Linksdenkender, das Ganze zu relativieren.
Allerdings scheinen Linksextreme in gewissen Teilen der Gesellschaft romantisiert oder eher verharmlost zu werden bzw. werden eher akzeptiert. Was richtig ist: Autonome Hausbesetzer in Berlin richten der Gesellschaft nicht so viel Schaden an wie gewaltbereite, rüpelhafte Neonazis - aber es gibt auf beiden Seiten Gewalt gegen Andersdenkende und auch die "Linken" sind durchaus gewaltbereit und gefährlich. Hier ist mal ein Video dazu, das auf Berliner Verhältnisse eingeht.
https://www.youtube.com/watch?v=1N70r_8PYOs
Zu tolerieren ist so etwas aus meiner Sicht keinesfalls; die "Linksautonomen" begeben sich im Grunde auf das selbe (niedrige) Niveau der Gegenseite, die sie so verachten.
Nur zur Information, ich bin selbst ein linksgerichteter Konservativer leicht links der Mitte und CDU-Mitglied.
Aktuell geht mehr Gefahr von Rechts aus:
Von allen Rechtsextremisten, die wir zählen, sind 40 Prozent gewaltorientiert. Das ist die höchste Relation an Gewaltbereitschaft in allen Extremismusbereichen. Für diese Entwicklung steht symptomatisch, dass im Februar 2020 ein 43-jähriger Deutscher an mehreren Orten in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund, seine Mutter und anschließend sich selbst getötet hat. Fünf Personen wurden verletzt, zwei davon schwer.
Die Zeiten der RAF sind hingegen lange vorbei. Die Rechten führen bei Körperverletzungen oder Tötungsdelikten, wie man im Verfassungsschutzbericht nachlesen kann.
Die These, dass Links- und Rechtsextremismus gleichzusetzen wäre nennt man auch die "Hufeisentheorie". Dazu findest du viel im Netz. Heutzutage ist sie allerdings allgemein als veraltet zu betrachten und größtenteils anerkannt, dass der Rechtsextremismus schlimmere Folgen für die Gesellschaft (insb. körperliche Gewalt gegenüber spezifischen Gruppen) als der Linksextremismus bedeutet.
Beides ist nicht wirklich wünschenswert.