Kann man das ß an den Anfang eines Wortes setzen?
Ich kenne kein Wort, das mit einem "ß" ("Scharf-S") beginnt. Ist es also generell unmöglich, diesen Buchstaben an den Anfang eines Begriffs zu setzen?
Und wie würde sich das Wort anhören, würde man z.B. ein "S" durch ein "ß" ersetzen (z.B. "ßauna" statt "Sauna" oder noch besser / schlimmer "ßchule" statt "Schule")?
Weiß da jemand Bescheid?
9 Antworten
Nach den deutschen Orthographieregeln steht ß immer nach langem Vokal (bzw. in der von mir präferierten Orthographie auch nach kurzem, wenn kein weiterer Vokal folgt). Daher ist es klar, daß es niemals am Wortanfang vorkommen kann. Außerhalb des Deutschen ist der Buchstebe sowieso nicht in Gebrauch.
Trotzdem ist es nicht grundsätzlich ausgeschlossen, daß jemand mal aus einem sehr speziellen Bedürfnis heraus von dieser Regel abweicht. Beispielsweise, wenn eine fremde Sprache zu transkribieren ist die zwei verschiedene S-Laute hat (z.B. Arabisch) und ein Autor will den einen mit s und den anderen mit ß wiedergeben.
Eine andere Möglichkeit wäre es, wenn eine Romanfigur eine komische Aussprache hat, und der Autor läßt ihn dann Sätze sagen wie „Die ßtrahlende ẞonne ßteht ßenkrecht über der ßaurig–ßönen ẞeune“.
Vielleicht fällte es Dir auf, daß ich in diesem Satz zweimal den GROẞBUCHSTABEN verwendet habe, der ein bißchen anders proportioniert ist als der Kleinbuchstabe: ß und ẞ. Der ist eigentlich dazu erfunden worden, daß man ẞ auch in Versalschrift (=alles Großbuchstaben, wie im obigen Beispiel), aber man kann ihn natürlich auch mal leicht zweckentfremden.
Disney hat das z.B. bei ihrem Kinohit "Aladdin" gemacht. Denn eigentlich schreibt sich "Aladin" nur mit einem "n". So aber blieb er den Leuten besser im Gedächtnis, da es sicher viele gab, die sich an dieser "falschen" Rechtschreibung störten. Der Rest dürfte dann "Mundpropaganda" gewesen sein - eine geniale Marketing-Strategie!
Das ist leider falsch. ʿAlā’-ad-Dīn علاء الدين ‘Adel des Glaubens’ schreibt sich natürlicherweise mit -dd-, das erste d kommt vom Artikel al- (dessen L vor D selbst zu einem D wird), und dann haben wir noch ein zweites D von Dīn (‘Glaube’). Viele arabische Namen haben die Form ‘X des Glaubens’ und enden dann in ad-Dīn.
Das bekannteste Beispiel ist Ṣalāḥ ud-Dīn ‘Gerechtigkeit des Glaubens’, den die Kreuzfahrer um eine Silbe amputiert als Salad(d)in ausgeprochen haben. Oder Nizām-ud-Dīn „Fürst des Glaubens” und besonders of Nūr ad-Dīn ‘Licht des Glaubens’. Im Deutschen sind alle möglichen komischen Formen üblich, z.B. Nureddin.
Auch wenn es weh tut: Hier hat Disney nichts falsch gemacht.
Wörter mit "ß" am Anfang gibt es einfach nicht, aus guten Gründen. Nebenbei: dieses “ß" ist typographisch in den heute gängigen Schriften ("fonts") ohnehin ein Fremdkörper, und die Schweizer können übrigens auf dieses Symbol (das für mich immer wie ein "beta" aussieht) locker verzichten.
Auch das ist nicht richtig. Nahezu alle in deutsche Textverarbeitungsprogramme eingebundenen Schriften enthalten das "ß", so wie man es auch auf der deutschen Tastatur findet. Dafür haben wir z. B. nicht, wie die Franzosen, Tasten für "é" oder "è". Französische Tastaturen haben dafür Tasten, für diese Buchstaben müssen wir Tastenkombinationen verwenden.
β und ß nicht auseinanderhalten zu können, zeugt meiner Ansicht nach nicht in besonderer Weise von Fortschrittlichkeit oder Souveränität.
Noch haben es die EU-Bürokraten nicht geschafft, "ß", "é", Rohmilchkäse und manches andere, das sich Ignoranten nicht erschließt, abzuschaffen.
Naja, das "ß" kommt in diesen Textverarbeitungsprogrammen vor, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder Font-Entwickler sich über dieses sonderbare Zeichen eigentlich ärgert. Es stammt eben wirklich aus einer altertümlichen Handschrift, in welcher ein altertümliches "s" und ein altertümliches "z" zu einem Zeichen "verheiratet" wurden.
β und ß nicht auseinanderhalten zu können.....
Wenn ich mir Mühe gebe, kann ich das zwar schon - aber z.B. schon OCR-Programme (die z.B. Adressen auf Briefen entziffern müssen, haben damit bestimmt auch erhebliche Probleme !)
Können ja, solange es das Schreibwekzeug mitmacht. Aber alle solche Wörter wären falsch, weil es diese nicht gibt.
Ja, wir Westfalen. Wir sprechen "Lüdenscheid" als "Lüden-ß-cheid" aus, kein Problem für uns.
Unsere Nachbarn, die Niederländer können das auch!
Das gibt es deswegen nicht, weil im Deutschen der scharfe S-Laut so gut wie nicht zu Anfang eines Wortes vorkommt.
Praktisch alle Ausnahmen sind entweder Fremdwörter (Salsa, Setting, Sugo) oder Dialekt (Stein oder spitz auf Hamburgisch). Das einzige deutsche Wort mit einem scharfen S im Anlaut, das mir ansonsten einfällt, ist Smaragd.
Im Süden ist jedes S am Wortanfang stimmlos: Sonne, Seife, Sand, Sauerei, nur beim Wort säuseln macht man manchmal eine Ausnahme.
Und Stil gleich wie Stiel auszusprechen finde ich ßtillos.
Das gibt es deswegen nicht, weil im Deutschen der scharfe S-Laut so gut wie nicht zu Anfang eines Wortes vorkommt.
Es kann aber durchaus mal vorkommen, dass man den Ausdruck "Sauhund" oder "Sauerei" tatsächlich als ein sehr scharfes S ausspricht. Diese Kraftausdrücke werden dann aber oft gar nicht protokolliert.
Ich kenne das (aus Berlin und Umgebung) so, dass man das Wort Stil zur Abgrenzung vom Stiel auch mit scharfem S spricht. Ob das überall in Deutschland so gehandhabt wird, weiß ich nicht.
Ja, ich auch. Aber "Stil" ist ja auch ein Fremdwort, aus dem Französischen (style).
Perfekt! Genau die Antwort, die ich gebraucht habe! Demnach haben Namen / Begriffe einen mehr als speziellen Wiedererkennungswert, wenn man ihren Anfangsbuchstaben (in dem Fall das "S") einen Buchstaben ersetzt, der eigentlich im Normalfall dort niemals stehen dürfte (in dem Fall ein "ß").