Kann man Autoren einer anderen Epoche zuordnen?

4 Antworten

In einem schulischen Kontext würde ich dir davon abraten; dein Lehrer/deine Lehrerin sieht das eventuell etwas eng (wie so oft). Davon abgesehen solltest du dir immer im klaren sein, dass Literaturepochen eher schematische Unterteilungen und meist Fremdzuweisungen sind. Heißt: kaum ein Autor dürfte sich damals hingesetzt und sich gedacht haben: "Hm, heute schreibe ich ein Werk der Weimarer Klassik" (beispielhaft; dir geht es anscheinend eher um Moderne).

Ich wäre damit in der Schule allerdings vorsichtig, sprich evtl. deine/n Lehrer/in darauf an. Sag, dass dir beim Lesen aufgefallen ist, dass der Autor viele Elemente der anderen Epoche aufweist, am besten mit Beispielen. Dein/e Lehrer/in würde sich bestimmt freuen, dass du dich eingehend mit dem Text beschäftigst und selbständig Zusammenhänge herstellst.

Davon abgesehen ist es ja auch gut möglich, dass der Autor sich von Werken der Epoche inspirieren ließ, obwohl er zeitlich einer anderen angehören sollte. Um welches Buch geht es denn konkret?

Nein. (Mir kommt diese Frage bekannt vor, seltsam!)

Die Beschreibung einer "Literaturepoche" ist der typisch menschliche Versuch auch in diesem Bereich der Literatur, besondere Gemeinsamkeiten der Buchinhalte eines bestimmten Zeitraums zu entdecken. Wahrscheinlich ist das relativer Unsinn.

Vergleich:

Du hast zehn Schubladen, die vorausgesetzten und zeitlich begrenzten Literaturepochen mit je fünf typischen Merkmalen, und hundert Bücher aus 500 Jahren desselben Sprachraums.

Und nun hast du plötzlich ein besonderes Buch, das ja zeitlich zu einer Epoche gehört, dessen Inhalt aber keine der betreffenden Merkmale besitzt, nur andere hat und auch noch sehr auffällig. Was machst du damit?

Entweder die Merkmale ergänzen, weitere Bücher derselben Epoche mit den neuen Merkmalen suchen oder das Buch in den Müll werfen oder "eigenwillige Strömungen in der Epoche" entdecken und es in die Schublade der zeitlichen Epoche legen, obwohl es doch gar nicht dazu passt, und möglichst nicht mehr daran denken.

So ist das mit Georg Büchners Werken, sie passen nirgendwo und überall dazu, deshalb ist der Büchner-Preis der bedeutendste deutschsprachige Literaturpreis.

Irgendwer benötigt also die Schubladen der Epochen, um sich einen Überblick zu verschaffen, aber bei immer genauerer Betrachtung wird es immer schwieriger, die Schubladentrennungen aufrecht zu erhalten, zuerst verschwinden die Grenzen ...

Ja, das nennt man dann Neo--

z.B. Neo-Klassizismus, Neo-Romantik, etc...

Oder du kannst einfach sagen: er schreibt im Stil der Romantik, der Klassik, des Barock, etc...

Dann ist klar, dass dir klar ist, dass er zwar von der Zeit her nicht zur Epoche gehört, aber dass er mit dem Stil Gemeinsamkeiten hat...

Das kann man stilistisch schon so zuordnen, es kommt gelegentlich vor, dass Schriftsteller für ein Buch den Stil einer vergangenen Stilepoche wählen.