Kann man als Politiker nur korrupt sein? Wenn man nichts gelernt hat und auf diesen Job abhängig ist führt das ja dazu?

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Welcher Politiker hat denn keine irgendwie geartete Berufsausbildung und ist auf die Politik angewiesen? Die meisten haben sehr wohl eine Berufsausbildung. Und welcher Politikern ohne Berufsausbildung könnte nach einer politischen Karriere nicht auch irgendwo in der Privatwirtschaft eine Führungsrolle einnehmen?

Führungsperson (welche Art auch immer) ist nichts, was man "einfach so" macht, das kann den Leuten durchaus einiges abverlangen, gerade das lernt man in der Politik quasi "nebenbei" und gute Führungskräfte sind in der Privatwirtschaft Mangelware.

Außerdem muss eine hohe Führungsperson auch in der Privatwirtschaft nicht alles wissen. Ein allgemeines Verständnis, ein Überblick über das Umfeld der Firma und die Fähigkeit, sich fehlendes Wissen anzueignen (vom Team unterstützt), aber es ist gerade entscheidend, dass die Führungsperson sich eben nicht auf das eigene naturbedingt (weil wenig Zeit) sehr lückenhafte Wissen beruft, sondern den Mitarbeitern vertraut. So betrachtet kann zu viel Vorwissen in manchen Fällen sogar kontraproduktiv sein, weil das mit der Zeit zwangsläufig veraltet.

Das gilt by the way auch für die Politik. Ein Minister hat gar nicht die Chance, alles zu wissen/können, dafür ist das viel zu viel bei viel zu wenig Zeit. Ein allgemeines Verständnis und dazu passendes Denken ist natürlich wichtig, aber wenn's dann um Details geht, müssen und sollen sie sich auf ihr Team verlassen können, denn das sind die Leute, die die wirkliche Ahnung von der Materie haben.

Also selbst wenn sie "nichts" gelernt haben, heißt das noch lange nicht, dass sie nichts können. Sie haben vielleicht keinen praktischen Beruf gelernt, aber das ist weder in der Politik, noch in der Privatwirtschaft eine zwingende Voraussetzung.

Und bzgl. korrupt:

Das hat nix mit dem Wissen oder den Fähigkeiten zu tun. Es mag Politiker geben, die bereit zur Korruption sind, aber es gibt ebenso Politiker, die das nicht sind und beide Arten findest Du in der Politik. Korrupte Politiker fallen bloß sehr viel stärker auf, weil einfach niemand wegen "Nicht-Korruption" einen Shitstorm vom Zaun bricht oder zig Berichterstattungen ins Internet wirf.

Allerdings ist so eine Partei nicht perfekt demokratisch aufgebaut, sondern eher oligarchisch mit demokratischen Strukturen. In der Theorie arbeiten sie intern demokratisch, in der Praxis haben die Spitzenpolitiker in der Partei enorm viel Einfluss und wer Karriere machen will, braucht deren Gunst, sonst war's das mit der Karriere.

Genau das mit dem Karriere machen ist aber absolut entscheidend, sowohl für korrupte Politiker (Karriere = mehr Einfluss = mehr Geld), als auch für die Politiker, die wirklich etwas besser machen wollen (Karriere = mehr Einfluss = Möglichkeit, etwas zu verändern).

Außerdem entwickelt sich in der Politik eine "Ellenbogen-Menatlität", wer Karriere machen will, muss andere verdrängen. Das lockt allerdings Menschen an, die genau sowas können und mögen, nur sind das häufig auch die Menschen, die nicht sonderlich viel an ihre Mitmenschen denken.

Es gibt aber noch einen weiteren sehr wichtigen Grund: Geld stinkt nicht.
Und jeder mag Geld, egal ob mit Berufsausbildung, oder ohne.

Also nein, nicht die (potentiell nicht vorhandene) Berufsausbildung der Politiker führt zur Korruption, sondern die Macht des Geldes und die interne Organisation der Parteien. Und nein, es sind auch nicht alle Politiker korrupt, es wirkt nur so, wegen einseitiger Berichterstattung und Betrachtungsweise in den asozialen Hetzwerken.