Kann eine Hochbegabung einfach verschwinden?

10 Antworten

Hallo dieseBella,

das kommt mir bekannt vor. Runtergemacht wurde ich zwar nicht, sollte aber immer still und brav sein, nachgeben und bloß nicht negativ auffallen. Mit ähnlichen Auswirkungen wie bei dir.

Vielen Eltern ist es wichtig, dass sich ihre Kinder anpassen und ja nicht auffallen. Besonders bei Mädchen achten sie darauf. Da wird wert auf "Bravsein" gelegt. Vermute mal, dass deine Eltern ähnliche Beweggründe hatten. Dies ist aber noch lange kein Grund, dich so runterzumachen, dass du regelrecht traumatisiert bist.

Die Anregungen in den anderen Antworten, dich an Schulpsychologen oder Vertrauenslehrer zu wenden ist gut. Ich würde auch erwähnen, dass dich das Verhalten deiner Eltern so verunsichert und sogar dafür sorgt, dass du dich hasst.

Dies könnte dir evtl. dabei helfen, tatsächlich zuhause rauszukommen, wie in einer Antwort empfohlen. Wenn es dich psychisch so sehr traumatisiert, kann dir eine Psychologin sicherlich bescheinigen, dass du z.B. in eine betreute Wohngruppe kommst. Du bist ja bereits in der Berufsschule. Machst also eine Ausbildung und verdienst Geld. Das wird die Sache leichter machen.

Du kannst jederzeit einen IQ-Test bei einem Psychologen machen. Am besten bei einem, der eine Weiterbildung zum Begabungsdiagnostiker hat und auch Förderung anbietet. Dann hast du die Möglichkeit versäumtes nachzuholen. Du musst überlegen, ob die Ausbildung beendest oder mithilfe von Förderung Schulabschlüsse nachholst. Mit 15 Jahren bestimmen wahrscheinlich immer noch die Eltern. Kann also sein, dass du die Ausbildung erst mal beendest und dann weitermachst. Du schreibst jetzt nichts darüber, was für einen Beruf du lernst und ob er dir wenigstens gefällt. Was ist mit dem Ausbildungsbetrieb? Hast du dort evtl. jemanden mit dem du reden und dies erzählen kannst? Die können evtl. auch helfen. Vor allem sind sie ja daran interessiert, dass du gute Leistungen bringst und nicht durch so etwas behindert wirst.

So ... und jetzt gebe ich dir noch einen Artikel über die bereits erwähnten Underachiever zum Lesen. Außerdem eine Adresse für Begabungsförderung. Da kannst du auch unter "Spezials" nach Bundesländern und gezielt Hilfe vor Ort suchen.

https://www.hochbegabtenhilfe.de/underachievement/

https://www.eliane-reichardt.com/underachievement

https://www.begabungslotse.de/

Und noch ein Artikel, der allgemein einiges über Hochbegabung erklärt: https://www.eliane-reichardt.com/die-sache-mit-dem-iq

... ach ja, und dumm bist du mit Sicherheit nicht. Lass dir das nicht einreden. Auch nicht, wenn du schlechte Noten schreibst. Liegt an der ausgebliebenen Förderung.

Ich hoffe, dies hilft dir weiter. Viel Glück.

Gruß

Angelique1

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

dieseBella 
Beitragsersteller
 18.10.2019, 10:08

Danke für deine Antwort!

Nein, ich mache keine Ausbildung. Ich musste (so wie sehr viele aus meiner alten Schule) auf die Berufsschule, da wir nur einen Hsa gemacht haben und es ja irgendwie weitergehen muss. Ich muss jetzt erstmal paar Jahre auf diese Schule gehen um dann meinen Msa zu machen und wenn ich möchte sogar Abitur, das würde aber lange dauern und ich glaub ehrlich nicht, dass ich das schaffen würde.

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Du beschreibst Underachieving ziemlich gut. Das scheint mir eher eine Unterforderung zu sein. Ich hatte ebenfalls schlechte Noten, jedoch lag es bei mir daran, dass ich kaum Konzentration hatte, nicht lesen/schreiben, noch rechnen konnte. Jedoch konnte ich gut logische Verknüpfungen herleiten und beantwortete die am logischsten Fragen, solange ich nicht viel Ausdauer brauchte. Meine Lehrer haben mich gemobbt, jedoch liess ich das nicht auf mir sitzen.

Ich drückte meinen Lehrern immer aus, dass Sie das Letzte sind und habe mein Allgemeinwissen benutzt um sie fertig zu machen. Nach der Grundschule hat mich mein Lehrer in die schlechteste Klasse eingestuft, weil ich im letzten Schuljahr keine Hausaufgaben machte, die Tests verweigerte, und nur noch schlechte Noten schrieb. Gegen Anfang war ich sogar Klassenbester in Sprachen (obwohl ich dyslexisch bin), ohne mich wirklich anzustrengen. Als ich von einer 1 zu 5 kam fragte sich der Lehrer was los war. Ganz leicht, ich war gelangweilt von diesen Dingen und mir waren Noten nie wichtig.

Nach der Grundschule kam ich auf die Hauptschule und schlief nur noch, brachte keine Zettel, summte im Unterricht und komponierte Lieder. Da ich selbst in der Hauptschule schlechte Mathenoten erzielte, bezahlten meine Eltern für eine Nachhilfe. Sie war naturwissenschaftlich begabt und auch als hochbegabt getestet. Ich nutze die Nachhilfe, um mir nochmal den Stoff zu diktieren, damit ich alles auf einmal bearbeiten konnte. Ich mied zu sagen, dass ich weder lesen, schreiben noch rechnen könne. Da Sie sehr einfallsreich war, hat Sie mir Methoden beigebracht, welche es mir verständlicher gemacht haben. Das kam dann soweit, dass ich Realschülern die Aufgaben erklärt habe und wie Sie diese lösen können. Eigenartigerweise hatten Sie immer bessere Noten als ich, obwohl ich alles verstanden hatte. Ich schlief bloss im Unterricht und wenn die Nachhilfe kam, repetierte ich mit Ihr den verpassten Stoff.

Du brauchst einen guten Psychotherapeuten, damit du erstmal die Traumatisierungen verarbeiten kannst.

Für gute Leistungen braucht es drei "Motoren", wenn du so willst:

  • Aktive Selbststeuerung, vereinfacht gesagt: Du musst etwas lernen wollen.
  • Talent, dazu zählt dann auch die von dir angesprochene Hochbegabung.
  • Förderung, das heißt, man muss das Talent aufgreifen und in Bahnen lenken.

Fällt ein Motor aus, bricht die ganze Maschine in sich zusammen. Dann kannst du nur noch mittelmäßige Leistungen bringen. Dass du SCHLECHTE Leistungen gebracht hast, liegt daran, dass du aktiv runtergemacht wurdest, das ist wenig überraschend.

Ich kann dir nur empfehlen, eine Therapie zu machen. Und von Zuhause auszuziehen, falls das noch nicht geschehen ist. Du brauchst erst mal Abstand von deinen "Eltern".

Wünsche dir alles Gute! :-)

Alter, erstmal Mitleid, ist echt krass..

Ich denke schon, dass der Hauptgrund ist, dass deine Eltern dich nicht gefördert haben, aber eigentlich verschwindet eine "Hochbegabung" nicht.Sehr schade, dass deine Eltern dagegen waren, du hättest bestimmt Erfolg! Warum ist man gegen sowas? Klar wollten sie eventuell, dass du vernünftig bleibst und normal die Klassen besuchst, ohne eine zu überspringen. Aber dich dann nicht fördern und das Talent nicht sehen, ist echt hart..


verreisterNutzer  06.10.2019, 20:52

Hab mich falsch ausgedrückt. Entschuldigung.

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jorise  06.10.2019, 20:50

Es ist doch gar nicht klar ob er/sie je hochbegabt war.

Davon abgesehen verschwindet eine Hochbegabung nicht einfach.

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Kann nicht verschwinden. Das wichtigste ist, dass du dich in Kreisen befindest, wo du gefördert wirst. Sollten dich deine Mitmenschen nur ausbremsen wollen, aus Neid oder wie auch immer, dann kannst du aus deiner Hochbegabung auch keinen Profit rausholen.

Lg