Kann der Dampfdruck beim Siedepunkt auch unter Atmosphärendruck liegen?
Hallo,
bei Wikipedia steht zu Siedepunkt folgendes:
"Bei einer offenen Flüssigkeit ist der Siedepunkt daher der Punkt auf der Temperaturskala, bei der der Dampfdruck gleich dem atmosphärischen Druck ist."
Nun gibt es aber auch Stoffe, dessen Dampfdruck beim Siedepunkt niedriger ist als der atmosphärische Druck, z.B. THC mit 6,6 Pa bei 155-157 °C. Das würde der obigen Aussage doch komplett widersprechen. Was verstehe ich hier falsch?
Grüße!
2 Antworten
Der Wert den du da für THC hast, ist der Siedepunkt bei 6.6 Pa. Und entsprechend ist der Dampfdruck auch 6.6 Pa. Denn zum Sieden muss der Dampfdruck gleich dem Umgebungsdruck sein. Das kann der atmosphärische Druck sein, muss aber nicht. Hier ist es ja der Siedepunkt unter vermindertem Druck. Der atmosphärische Druck spielt hier also keine Rolle.
Das hast Du mißverstanden. Die Angabe bedeutet: Unter 6.6 Pa äußerem Druck siedet THC bei 156 °C, oder anders gesagt, bei 156 °C hat THC einen Dampfdruck von 6.6 Pa. Dieser Druck ist lächerlich gering, weniger als 0.01% des Atmosphärendrucks.
Einen Siedepunkt bei Normaldruck hat das Zeug natürlich nicht, der wäre absurd hoch und weit über dem Zersetzungspunkt. Für größere organische Moleküle ist es nicht untypisch, daß sie sich zersetzen, bevor der Stoff siedet.
Der Druck wird nicht ermittelt, der ist die Startbedingung. Das heißt es wurde ein Vakuum von 6.6 Pa angelegt und das Zeug so weit erwärmt, dass es siedet und dann die Temperatur gemessen.
Verstehe! Frage mich dann natürlich, warum nur der anfängliche Druck angegeben wird, und nicht auch der Sättigungsdampfdruck bzw. Druck beim Erreichen des Siedepunkts. Wäre doch eine wichtige Information.
Das ist der Druck beim Erreichen des Siedepunkts. Die Vakuumpumpe hält den schließlich unten. Und sonst wär die Angabe ja auch sinnlos.
warum nur der anfängliche Druck angegeben wird, und nicht auch der Sättigungsdampfdruck
Das ist dasselbe — eine Vakuumpumpe reduziert den Druck auf einen bauartbedingten Restdruck, z.B. 6.6 Pa; das THC liegt also unter 6.6 Pa Luft (≈1.4 Pa O₂ und 5.2 Pa N₂). Aber wenn man erhitzt, dann entwickelt sich THC-Gas, das schließlich den Druck dominiert (die Pumpe saugt alles weg, was 6.6 Pa übersteigt).
Verstehe.. Mit einer leistungsfähigeren Pumpe wäre der Wert weiterhin 6,6 - unter der Annahme dass die Temperatur des Stoffes konstant bleibt, was aber wohl nicht der Fall ist da sie sinkt durch das Verdampfen. Mit einer weniger Leistungsfähigeren Pumpe hingegen würde ein höherer Druck gemessen werden. Und wenn die Pumpe insgesamt nicht genug Leistung hat, würde irgendwann bei zu hohem Druck Zersetzung vor erreichen des Siedepunkt erfolgen...?
Mit einer weniger guten Pumpe würde der Siedepunkt (=der Punkt, an dem das THC soviel Dampfdruck wie der Druck im Kolben entwickelt) höher liegen, mit einer besseren tiefer. In jedem Fall würde die Temperatur dann am jeweiligen Siedepunkt steckenbleiben (man kann eine Flüssigkeit ja nicht über den Siedepunkt erhitzen).
Die Vorgangsweise ist ja, daß man erst die Pumpe anschließt (damit ist der Druck sozusagen festgenagelt) und dann die Temperatur so lange erhöht, bis es siedet.
Das war nun die Antwort, die dazu führte, dass ich keine weiteren Fragen mehr habe. Herzlichen Dank!
Danke! Wenn also bei Stoffen ein Siedepunkt angegeben wird, und zusätzlich auch eine Angabe des Drucks, bedeutet das, dass dieser immer unter verminderten Druck ermittelt wurde? Z.B. startend mit Vakuum im geschlossenen System, bis zu dem Punkt, an dem durch weitere Erhitzung der Dampfdruck bis hin zum Sättigungsdampfdruck bzw. knapp darüber steigt?