Kann Anarchie funktionieren?

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Ähnlich wie beim Kommunismus tragen wir auch Verantwortung für Menschen, die wir persönlich kennen (das ist i.d.R. ein Personenkreis von bis zu 200/ 300 Menschen).

Danach nimmt unsere Anteilnahme immer weiter ab, in einem modernen Nationalstaat ist die persönliche Verantwortung (z.B. durch Steuerlast) nur ein abstraktes Konstrukt.

Gesellschaftsformen, die ein hohes Maß an Solidarität verlangen können meist durch Zuwiderhandlung von nur wenig Individuuen heftig gestört werden. Deswegen halte ich Anarchie bei einer so großen Gemeinschaft für nicht durchführbar.

Mit der menschlichen Natur hat das übrigens nur wenig am Hut, sondern damit wie wir uns strukturieren. Die Menschheit lebte die wohl längste Zeit ihrer Geschichte in Kommunen.

Anarchie funktioniert, wenn genügend Anarchisten dabei sind. Das ist keine bloße Utopie, sondern meine Erfahrung.

Dabei sind mit Anarchisten nicht alle gemeint, die sich so nennen wollen, sondern mündige Menschen, die erwachsen und verantwortlich genug sind, sich selbst zu organisieren und Initiativen zu ergreifen. Zu allen Problemen, die auftreten. Die nicht darauf angewiesen sind, dass Papa Staat ihnen sagt, was sie tun und lassen sollen.

Leider hält der Staat mit seiner Bevormundung die Mehrheit unmündig, so dass Anarchie vorerst nur im kleineren Rahmen möglich ist.


ExistentiElle  20.06.2020, 18:58

Zumindest ist der Gleichsetzung von Anarchie = Anomie, die in vielen Köpfen vorzuherrschen scheint und die bisweilen zu Begriffsverwirrungen führt, nicht ohne Weiteres zuzustimmen.

Am paradoxesten die Formulierung: hier herrscht Anarchie, gerne mal im Brustton der Entrüstung geäußert, sogar von Journalisten...;-)

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Wenn man eine kleine Gemeinde von ein Paar Tausend Menschen hat, die alle zu 100% mit dieser Ideologie konform gehen, kann Anarchie meiner Meinung nach sehr sicher funktionieren, und ist sogar die einzig wirklich "perfekte" Staatsform. Dann würden alle nur etwas aus Interesse machen, und um am Leben zu bleiben. Alle würden voneinander Profitieren. Das einzige gigantische Problem an Anarchie ist, dass sobald es einen gibt, der mehr haben will als alle andere, geht das System kaputt. Wenn diese Gemeinde aber schon gefestigt ist, können bspw. Alle gemeinsam dann diesen Störenfried aus der Gemeinde ausschließen.

Aber es ist sehr schwierig so etwas aufzubauen.

Nein kann nicht wirklich funktionieren, so gesehen gab es ja früher Anarchie nur haben sich halt immer weider verschiedene Tyrannen erhoben, was weiß ich da war halt der Häuptling dieses oder jenes Stammes der die anderen unterdrückt hat oder Stämme die andere ausgeraubt oder versklavt haben etc.

War vl eh ähnlich wie the walking death.

Wirklich Staaten wo es ein Machtmonopol gibt und einen umfangreichen Staatsapparat der alle anderen unterdrückt wie wir es heute haben gibt es ja noch nicht so lange.

Im Mittelalter und der Neuzeit war halt eher so ein Feudalsystem bzw. dann das mit der Grundherrschaft und so.

In meinen Augen ist der staat ein notwendiges übel da das Machtmonopol so einer gewissen demokratischen Kontrolle unterzogen wird. In einer Anarchie gäbe es wohl bald entweder viele Tyrannen oder irgendwer würde die macht an sich reißen.

Ich will damit nicht sagen dass ich mit unserem staatlichen System zufrieden bin, ich hätte gerne einen Nachtwächterstaat welcher Polizei und Militär stellt und wo eben sichergestellt wird dass sich eben keine "anderen Tyrannen erheben".

Demokratie sehe ich insofern kritisch da auch demokratisch ziemlich viel Unheil/Ungerechtigkeit durchgebracht werden kann welches einzelne Leute oder gruppen von leuten benachteiligt. was weiß ich zb könnte demokratisch auch enteignungen oder Zwangsarbeit durchgesetzt werden.

In einer Anarchie setzt sich immer der Stärkere durch, oder eine stärkere Gruppe. Dann haben wir wieder eine Hierarchie.