Kaiserkrönung Karl des Großen | Kirchenstaat?
Hallo, ich bin mir nicht ganz im Klaren über den Umfang und Einfluss des Kirchenstaates im frühen Mittelalter.
754 begründete die Pippinische Schenkung ja den Kirchenstaat, 800 fand die Krönung zum Kaiser von Karl dem Großen statt, nämlich zum römischen Kaiser, worauf Byzanz ja zögernd reagierte.
Wie ist jedoch der Kirchenstaat genau definiert? Ich denke mal nicht durch territorialen Besitz. Was verleiht der Kirche eine solche Macht und Anerkennung, weshalb kann sie sozusagen durch die Salbung von Karl den Nachfolger des römischen Reichs bestimmen?
Vielen Dank im Voraus für jede Antwort!
2 Antworten
Das wichtigste hat heikemargret sehr gut zusammen gefasst. Zusätzlich ging es bei Herrschaft immer um Legitimität. Dazu hatte Constantinus I. 325 eine religiöse Instanz benötigt. Er war nicht als Nachfolger zum Augustus durch seinen Vater bestimmt gewesen.
Nun wollte Karl Kaiser sein. Der legitime Kaiser befand sich in Konstantinopel. Auch stammt Karl nur von einem unbedeutenden Zweig der Merowinger ab. Seine direkten Ahnen waren "nur" Hausmeier, also Verwalter des Reichs gewesen. Durch seine Kaiserkrönung zeigte er, dass er durch Gottes Gnaden berechtigt ist, der oberste weltliche Herrscher, also Kaiser zu sein. Der Papst war anerkannter Vertreter Gottes auf Erden.
Lasse dich nicht durch den Einwand bei heikemargret irritieren. Da hat sie sehr richtig geantwortet. Alles was mit der Entstehung der sogenannten Pippinischen Schenkung zu tun hat ist Spekulation, da der endgültige Nachweis fehlt und die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass es eine mittelalterliche Fälschung ist. Da diese damals jedoch als echt angesehen wurde, wurde damit auch der weltliche Einfluß des Papst verstärkt.
Kinderzeitmaschine ǀ Die Pippinsche Schenkung....Aphilia | Geschichte | Karolinger | Pippinische Schenkung
seit 325 (Konzil von Nicäa unter Kaiser Konstantin) ist die römische Kirche Staatsreligion und ihre Vertreter damit immer eine ernstzunehmende politische Macht. Jeder Kaiser muss sich irgendwie zur Kirche positionieren, er hat keine Möglichkeit gegen diese offen vorzugehen, ohne Autorität zu verlieren.
Laut Kirchendefinition ist auch ein Kaiser Gott untergeordnet, und damit wie jeder andere Mensch auf priesterliche Sakramente angewiesen. Verweigert die Kirche dem Kaiser die Beichte, die Kommunion oder andere Sakramente, hat er keine Chance dagegen vorzugehen, er wird von seinen Untertanen nicht mehr akzeptiert. Damit hat die Kirche ein herrliches Druckmittel.
Das führt zu mancherlei aus heutiger Sicht seltsamen Entscheidungen, die aber innerhalb dieser Denkweise innere Logik haben.
Über die kann ich nicht viel sagen. Es gibt keine historischen Belege, was bei einigen Historikern zu der Spekulation geführt hat, dass es sich um einen Betrug der Kirche handeln könnte, gegen den sich der Kaiser nicht erfolgreich wehren konnte. Schon ungewöhnlich, dass die nie Originaldokumente für die Schenkung vorweisen konnten. Schenkungsurkunden wurden damals mit größter Sorgfalt erstellt und aufbewahrt, und es ist sehr verdächtig das nichts vorliegt.
das geht ein bisschen an der Frage vorbei. Es geht wirklich um den Kirchenstaat im Sinne der Pipinischen Schenkung.