Kadavergehorsam Ironie?
Wie kommt es, dass hier Menschen so vieles aus der jüngeren Geschichte Deutschlands, die uns alle gelehrt wird, einfach 1 zu 1 felsenfest in eigener Überzeugung übernehmen, obwohl keiner von uns es streng genommen wissen KANN, der nicht selbst dort war oder direkt (persönlichen) Kontakt mit jemandem hat, der dort war. Und selbst die Person könnte aus politischem Druck heraus nicht ganz ehrlich sein.
Also wir hören etwas in der Schule, sehen Fotoaufnahmen dazu (auch mit der eisernen Überzeugung, dass sie nicht gefälscht werden können) und nehmen etwas, was vielleicht noch nicht mal unsere Eltern aktiv miterlebten unkommentiert als absoluten Fakt an, weil uns das hauptsächlich so gesagt wird. Ist ja für Kinder erst mal nicht ungewöhnlich, aber dann noch zu wissen, dass die absolute Mehrheit auch als Erwachsene nie auf den Gedanken kommt, es zu hinterfragen (denn tatsächliche Fakten würden jeder Skepsis standhalten können, nicht?) will mir nicht in den Kopf.
Erkennt hier noch jemand das grundlegende Problem? Btw ich bin nicht "rechts".
Das Ergebnis basiert auf 10 Abstimmungen
10 Antworten
Als Erstes frage ich mich, was das widerspruchslose Ausführen eines Befehls mit gelernter Geschichte zu tun haben soll. Alles in Frage stellen?!?
Das Rad neu erfinden? Warum ist 1 = 1? Bin ich?
Du bist zwar dabei gewesen, aber wer sagt dir, dass Dein Geburtstag auch dieser ist? Haste gelernt, weil es dir ein anderer erzählt hat. Warum nimmst du Erzählungen in Büchern oder aus Überlieferungen nicht mit dem gleichen Wert wahr?
Wenn wir uns nicht an Gelerntes halten würden, dann säßen wir noch heute auf dem Baum und würden mit Steinen schmeißen.
Richtig ist es auch Sachen zu hinterfragen, aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Nicht denken lassen, der Kopf ist ja schließlich nicht nur da, damit es nicht in den Hals regnet.
Wer sagt dir denn, dass die "absolute Mehrheit der Erwachsenen" denkbefreit ist? Jugendliche Respektlosigkeit? Man muss schon aufpassen, dass einem der Löffel der Weisheit nicht quer im Halse stecken bleibt.
Kritisch betrachten dürfen, ist gut,
oder direkt (persönlichen) Kontakt mit jemandem hat, der dort war. Und selbst die Person könnte aus politischem Druck heraus nicht ganz ehrlich sein.
...oder direkt Kontakt mit jemandem hatte, der direkt Kontakt mit jemandem hatte, der direkt Kontakt mit jemandem hatte, ....., der dort war.
Man geht halt davon aus, dass dies unter anderem eine Methode der Geschichtswissenschaften ist. 100-prozentige Sicherheit gibt es hier vermutlich nie. Aber wenn man viele solcher Quellen hat, dann steigt die Wahrscheinlichkeit.
Zweifel kann man haben aber wenn du auf das Dritte Reich anspielst, ist die Dokumentation, auch durch Zeitzeugen, lückenlos.
Da wird jetzt eher der Versuch unternommen, die damaligen Verbrechen zu relativieren. Rate mal mit deinem kritischen Verstand, von wem.
Das Problem ist, dass Leute mit Deiner Argumentation den Holocaust leugnen oder den Angriffskrieg Putins zur Spezialoperation gegen Nazis verklären. Wer das erkennt, ist durchaus kritisch.
Kadavergehorsam Ironie?
Was Kadavergehorsam ist, wird etwas deutlicher, wenn man sich mit dem deutschen Idealismus näher befasst, so wie mit Hegel, und Schopenhauer, oder auch mit Fichte.
Die Vorstellung einer Opfersuggestion zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte hegelsche "Phänomenologie des Geistes", obschon sie nirgendwo ausdrücklich thematisiert wird.
Außerdem formulierte Hegel eine Art Vergöttlichung des Staates, man solle an den Staat glauben, und das staatliche Subjekt habe sich den Zwecken des göttlichen Staates, der rückhaltlose Verehrung verdiene, bedingungslos unterzuordnen.
Schopenhauer forderte, der (deutsche) Mensch solle weniger materialistisch sein - also weniger am Leben und dem Mammon hängen - und sich mehr für seine Ideale und geistigen Zwecke opfern.
Nietzsche, der wohl das beste wollte - wie Kant die Überwindung klerikaler Autoritäten und bedeutungsloser religiöser Rituale und Doppelmoralen - und die Hinwendung zur Vernunft, beschrieb einen "Übermenschen", der aus der Perspektive Nietzsches eher mit dem naturnahen Eremiten, dem "Mann aus den Bergen" vergleichbar wäre, aber, insofern der bloße Titel spätere Nazis "geistig" davontrug, diese zu Chauvinismus verleitete, und zur revolutionären Aufopferung.
Hinzu kommt ein Korpus autoritärer - auch militärischer - Pädagogik, die besonders in Preußen verbreitet war, soldatische Tugenden haben mit der Vorstellung, Kinder müssten gezüchtigt, und pausenlos diszipliniert werden, nur scheinbar wenig zu tun. Diese schwarze Pädagogik hat Deutschland erst nach 1945 wirklich weitestgehend überwunden, sie bestimmte alltägliches Denken der Deutschen bis zur hitleristischen Katastrophe.
Ich fordere, und biete keine weiteren Beweise - so wie diese deutschen Philosophen dachten, und Deutsche das Denken lehrten, so dachte die Gesellschaft, und der einfache Mann.
Es führt zur vergleichbaren politischen Religion. Die russisch-orthodoxe Kirche fordert von russischen Soldaten nichts anderes als Schopenhauer auch, und verspricht hierfür nur die Vergebung aller weltlichen Sünden, und das Heil im Himmelreich.
Was ist denn Altruismus, wenn er empfunden wird durch einen Soldaten, der sich überlegt, ab sofort altruistisch sich selbst für seinen Führer, oder Putin, oder Tyrannen zu opfern.
Habe ich wieder die Zauberformel übersehen, mit der der Dreißigjährige Krieg auf einen Streich beendet wurde.
Schopenhauer hat recht.