Jesus auf Platons Höhlengleichnis bezogen?

6 Antworten

Hallo HALOBY,

die Einleitung zu dem Wikipedia-Artikel https://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6hlengleichnis beschreibt die Situation in meinen Augen sehr gut.

Ich persönlich gehe rein von der überlieferten Message Jesu von Jesu Göttlichkeit aus. Er hätte damit das "Mehr jenseits" der natürlichen Welt begriffen, erkannt und für sich in Anspruch genommen.

Das wollte er irgendwie in der natürichen Welt rüberbringen - wie vollständig und schlüssig es ihm auch immer gelungen sein mag.

Wir können nicht von einer "Idee des Guten" sprechen, da gut und schlecht von der Betrachterin oder dem Betrachter abhängen. Ferner können wir keinen Menschen als "Gefangenen" bezeichnen, nur weil er oder sie uns als nicht-Göttlich erscheinen.

Ich hatte mir um gerade diese Dinge sehr viele Gedanken gemacht - und letztlich beschrieben, dass Göttlichkeit (in Näherung: Gottes Liebe) gleichermaßen für alle Menschen (allgemeiner: bewusste Lebewesen) Fülle und größtmögliche Freiheitsgrade schafft. Damit standen Andeutungen und Aussagen von Jesus glaubensfrei und universal anwendbar auf einem zumindest mir plausiblen Boden.

Ich komme in dem Zusammenhang kurz auf die Begriffe "gut", "schlecht" und "gefangen" zurück. Ein Freiheitsgrad ist die Entscheidung, Göttlich oder nicht-Göttlich zu sein. Damit ist niemand irgendwo "gefangen". Begriffe wie "gut" und "schlecht" sind dann durch das absolute Maß des Gleichermaßen, der Fülle und der größtmöglichen Freiheitsgrade im Zusammenspiel ersetzt.

Viele liebe Grüße
EarthCitizen

Woher ich das weiß:Hobby

Natürlich nicht! Denn lt. Platon würden die "Höhlenbewohner" denken, er habe sich "oben" eine geistige Verwirrung zugezogen und würden ihm nicht glauben. Wäre er auf der "höchsten Stufe der Erkenntnis" dann würde er nicht mehr in die Höhle gehen sondern er würde sich Leute zusammensuchen um die Gefangenen zu befreien und diejenigen bestrafen, die sie in diese Höhle gesteckt haben.

Ich finde, beide Angelenheiten haben nur sehr entfernt miteinander zu tun, da es hier um tiefgehende Philosophie, dort um Märchen geht!

Im sechsten Buch der "Politeia" hat Sokrates die ethischen und intellektuellen Anforderungen erläutert, die ein Philosoph zu erfüllen hat, um für das Studium des höchsten Erkenntnisbereichs und zugleich für politische Führungsaufgaben qualifiziert zu sein. Im siebten Buch seiner "Politeia" legt Sokrates ausführlich dar, worin aus philosophischer Sicht Bildung und Unbildung des Menschen bestehen und worauf philosophische Bildung letztlich abzielt. Um dies zu veranschaulichen, erzählt er einleitend das Höhlengleichnis.

Das besteht in der Quintessenz darin, dass wenn ein Philosoph sein Ziel der Erkenntnis erreicht hat, er gerne dauerhaft in dem höheren, helleren Bereich - außerhalb seiner Höhle - bleiben wolle. Er sei aber verpflichtet, in die „Höhle“ zurückzukehren, denn er trage Verantwortung für das Schicksal seiner Mitbürger, die er dort zurückgelassen hat und die seine Hilfe benötigten.

Hier liegt die Parallele zu Jesus: er hat eigentlich die Verpflichtung, ins "Dunkle" zurückzukehren, um die im "Dunkeln" verbliebenen "Höhlenbewohner", also die Menschen, aus dem Dunkeln herauszuführen!

UND? Wo ist er?

Suhlt sich an der rechten Seite seines Papis, der für das "Dunkle" verantwortlich ist und selbst nicht die Bohne dafür tut, die Leute ins "Helle" zu bringen!

Ja, aus meiner Sicht, kann man dies so interpretieren. Dennoch lässt sich nicht jedes Detail des Höhlengleichnis auf Jesus anwenden.

Auf das Evangelium bezogen, hat sich der Höhlenbewohner selbst für ein Leben ohne Gott (der das Licht ist) entschieden und damit für ein Leben in Dunkelheit. Ebenso können wir uns täglich für oder gegen ein Leben mit Gott entscheiden. Doch der Höhlenbewohner kann sich nicht selbst befreien. Daher kam Jesus aus dem Licht in die dunkle Höhle. Er starb und gab sein Leben, um uns aus unseren Ketten zu befreien. Er will uns nicht nur von einer "Idee" erzählen. Er will jeden von uns, aus dem Dunkel in das Licht führen, wenn wir das Angebot annehmen und ihm folgen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nein, denn diesen jüdischen Menschen, Jeschua von Nazareth ging es um eine Reformierung des damaligen Judentums und nicht um eine sophistische "Idee".