Jean-Paul Sartre und Gesetze

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Das ist kein Widerspruch. Sartre meint in der Tat „echte Gesetze“. Wer machte denn das Grundgesetz? Die Gründungsväter der Bundesrepublik, getragen von der Zustimmung aller. Für Sartre ist der Mensch einmal ein Individuum, ausgestattet mit der Freiheit wie Unausweichlichkeit, sein Leben zu gestalten. Doch dieses Individuum ist gleichzeitig auch Mitglied einer Gesellschaft und trägt als solches die Regeln mit, die sich die Gemeinschaft gibt. Dabei geht Sartre so weit, dass sich kein Mensch für sich allein ein Bild der Welt machen kann. Dazu benötigt er immer die Welt als Gegenüber und vor allem die Spiegelung seiner selbst in den Anderen. Diese „Anderen“ können sein Leben positiv begleiten, es ihm aber auch zur „Hölle“ machen. Ein gelingendes Leben im Sinne des Existentialismus ist ein Leben im Gleichgewicht zwischen individuellen Realisierungswünschen und dem gesellschaftlichen Rahmen.

Sartre geht spekulativ von der Nichtexistenz Gottes aus und erklärt den Menschen für radikal frei. Darin, in der totalen Freiheit, sieht er die eigentliche Existenz des Menschen („Existenz - das ist Freiheit“). Die Existenz geht der Essenz voraus, behauptet er - im Unterschied zu Aristoteles, der die zweckmäßige Ausrichtung des Menschen nach einer von Gott vorgegebenen „Essenz“ behauptete. Außerdem ist Sartres Philosophie Anthropologie, denn der entscheidende Vorgang des Existierens spielt sich im Bewusstsein des Menschen ab; er bedeutet ein „Für-sich“ (pour-soi“) des Menschen, welches erreicht wird durch „Nichten“ aller das „Für-sich“ bedrohenden Dinge, z.B. „die Anderen“, deren Blicke das sich selbst entwerfende, d.h. existierende Ich wieder zum Objekt, zum „In sich“ („en-soi“) degradieren kann, wenn das Ich sich vom Urteil der „Anderen“ abhängig macht. Eigentlich müsste das „existierende“ Individuum auch die Gesetze „nichten“, da sie seine (radikale) Freiheit einschränken und ihn sozusagen zu einem unfreien „en-soi“ degradieren. Aber - muss man fragen - ist die Existenz des Ichs, die ja Freiheit bedeutet, wirklich völlig unbeschränkt und die Verantwortung des Menschen total? Ist der Mensch wirklich freier Erfinder und Schöpfer aller Werte, der Moral und des Lebenssinns? Die unbeschränkte, absolute Freiheit führt zum Terror der Guillotine, sagt Hegel. Die Alternative, die Sartre darlegt, überzeugt nicht: „Der Mensch ist entweder ganz und immer frei, oder er ist es nicht!“ Erfahren wir es nicht anders, da wir zwar frei sind, andererseits aber auch wieder nicht (z.B. eingeschränkt durch Gesetze)? So macht auch Sartre hinsichtlich seines Freiheitsbegriffes eine Einschränkung. Er sagte: „Freiheit ist etwas Paradoxes; denn es gibt sie nur in der Situation, und nur in der Situation gibt es Freiheit“, aber er meint damit wohl, dass die Gegebenheiten der Situation übermächtig sind, so dass die absolute Freiheit nicht realisiert werden kann. Damit ist also der Anspruch auf absolute Freiheit praktisch aufgegeben. Diese - sagt Sartre - gibt es nur im Tod. Demonstriert hat Sartre die durch die Situation beschränkte Freiheit anhand des Filmdrehbuchs „Das Spiel ist aus“: Die beiden jungen Leute, Eve und Pierre, entdecken im Totenreich (der „Nichtexistenz“), dass sie füreinander bestimmt waren, nur hatten sie keine Gelegenheit bekommen, einen solchen Entwurf (zueinander) zu realisieren. Als sie nun gnadenhalber die Gelegenheit bekommen, ihren Entwurf doch noch zu verwirklichen, d.h. nur ihrer Liebe zu leben und damit frei zu existieren (was ja ihrem Wunsche entspricht), geraten sie in Konflikt mit den „Situationsgesetzen“ ihres früheren Daseins und in die Abhängigkeit der Forderungen ihrer gesellschaftlichen Umwelt: Pierre kann nicht anders, er muss sich den Zwängen seiner Arbeitswelt beugen; ebenso folgt Eve den Forderungen ihrer vornehmen, mondänen Welt, der Gesellschaft der Reichen und Mächtigen. Sie will ihre Schwester retten, die in die Hände ihres skrupellosen Mannes gefallen ist und von diesem ausgenutzt wird. Pierre will seine Arbeitskameraden bei ihrem Aufstand gegen die Ausbeuterklasse der Reichen nicht im Stich lassen. So verfehlen beide ihren Entwurf zur Freiheit und damit zur Existenz. Beide müssen deshalb in das Reich der Toten zurückkehren, d.h. in das Reich der „en-soi“, der „Nicht-Existierenden“. Freiheit i.S. Sartres wäre für beide schon möglich gewesen, wenn sie „den Blick der Andern“ „genichtet“ hätten. Nur 24 Stunden sollten sie das durchhalten. Aber diese „Blicke“ der anderen sind zu stark, und der Wunsch des Menschen, in eine gesellschaftliche Rolle zu schlüpfen, ist übermächtig. Doch dieses „Hineinschlüpfen“ in eine gesellschaftliche Rolle bedeutet eben Unfreiheit und somit Verfehlung des freien Entwurfs einer „Existenz“.

der Mensch nur das, was er selber aus sich macht.

bei der suche nach dem eigenen lebensentwurf gibt es nichts, keine werte, normen oder gesetzte, was ihm halt geben könnte. darum muss er seine eigenen gesetze entwerfen, für die er die gesamte vverantwortung trägt. der Mensch trägt somit die verantwortung für die ganze welt. er kann sich über nichts beklagen, da er verantwortlich für den jeweiligen zustand ist.