Ist Umverteilung ungerecht?

8 Antworten

Ist es nicht ungerecht wenn der Staat Geld wegnimmt sobald man welches hat und es denen gibt die nichts haben?

Ich drücke es mal anders aus:
Ist es nicht ungerecht, wenn jemand andere für sich arbeiten lässt, den Arbeitenden so wenig gibt, dass sie kaum damit ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Der, der nicht arbeitet aber immer dicker und fetter wird.

Vor der von dir beklagten Umverteilung des zusammengerafften Geldes gab es schon mal eine Umverteilung durch das, was man vor Jahrhunderten Sklavenhaltung nannte.

Ist so eine nachträgliche Korrektur nicht doch ein bisschen gerecht?
Wenn man bedenkt, dass der, der andere für sich arbeiten lässt auch bestimmt, wie viel er für diese Arbeit zahlt.
Das nennt sich übrigens Ausbeutung.

Ja. Aber nicht die Umverteilung, die du meinst, sondern die Umverteilung von unten nach oben, die es gibt, wenn man dem nicht mit der Umverteilung von oben nach unten entgegenwirkt.

Wichtig ist hier eben auch zu beachten:

"Der Staat" sind wir alle. Heisst: Wenn du sagst, der Staat nähme Geld weg, heisst das, dass einem etwas weggenommen wird, was einem danach immer noch gehört. Weil man selber Teil von dem ist, was dir das wegnimmt. Von dem her dürfte "wegnehmen" der falsche Ausdruck sein.

Und dann müssen wir noch beachten, dass Reichtum nicht einfach so entsteht. Und dass auch nicht alle reich sein können. Reichtum geht immer auf die Kosten anderer. Wer also reich ist, hat der Gesellschaft viel genommen und es als Privatbesitz beansprucht. Da ist es richtig und wichtig, dass er auch an die Gesellschaft zurückgibt.

Und man darf auch noch ergänzen, dass es durchaus im Interesse derer liegt, die abgeben: Ohne Umverteilung würde die Armut ansteigen. Und mit ihr die Kriminalität und wirtschaftliche Produktivität sinken. Eine unangenehme Mischung, die auch die wirtschaftlich bessergestellten Lagen negativ treffen würden.

Es gibt in Deutschland für jeden die Möglichkeit, auf legalem Wege einer Notlage zu entgehen. Daher ist das in unserem Land gegenstandslos.
In Ländern, in denen Menschen noch aus Armut verhungern, gilt der Spruch:
"Not kennt kein Gebot."
Moralisch verurteilen kann man die Betroffenen nicht, es sei denn, sie griffen nicht zum mildesten Mittel, um ihre akute Notlage zu beenden.


guenterhalt  21.11.2022, 20:33
Daher ist das in unserem Land gegenstandslos.

Wer krank geworden ist, aber ein uraltes kleines Häuschen besitzt (um 150.000€) hat, muss das verkaufen, um aus der Notlage heraus zu kommen, damit der der, 150.000.000€ besitzt, nichts von seinem Vermögen abgeben muss.

Deshalb heben CDU/CSU auch das Bürgergeld abgelehnt.

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RonaId  21.11.2022, 21:07
@guenterhalt

Wo ist das denn so? Man darf meines Wissens sein Haus angemessener Größe behalten, wenn man ALG2 bezieht.

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guenterhalt  21.11.2022, 21:14
@RonaId

hab schon von Fällen gehört, dass ein Zimmer zugemauert werden musste, um einen Umzug zu vermeiden und so auf das angemessene Maß zu kommen.
Na gut, da musste im Schafzimmer der Eltern für die 12 jährige Tochter ein Bett aufgestellt werden.

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RonaId  21.11.2022, 21:23
@guenterhalt

Dass es da recht blödsinnige Entscheidungen gibt, darüber sind wir uns ja einig.
Mehr Eigenverantwortung statt sinnloser Repressalien wäre wünschenswert.

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guenterhalt  21.11.2022, 21:58
@RonaId

Arbeitslosen wird immer unterstellt, gar nicht arbeiten zu wollen. Wer noch nie arbeitslos war, könnte sich dem anschließen und Sanktionen befürworten. Es geht wohl aber mehr darum, die nächsten Wahlen zu gewinnen. Da muss man Menschen auf die eigene Seite ziehen, Rücksicht auf die Betroffenen ist da nicht gefragt.

Das habe ich durch. "Mein" Betrieb hat den Standort aufgelöst. Ich hätte 800km vom bisherigen Wohnort arbeiten können. Zumutbar? Hätte ich vielleicht gemach, wenn ich nicht schon 63 Jahre alt gewesen wäre. Ich habe nicht gemacht. Dafür 40 Bewerbungen geschrieben und dann, weil mich keiner wollte, habe ich eine Praktikumsstelle ( 120,-€ "Gehalt" ) angenommen. So viel zu faulen Arbeitslosen, die nicht arbeiten wollen.

Bei einer besseren Ausbildung, vielleicht Autoschlosser oder Elektriker, hätte ich eine Stelle bekommen. So war ich aber Elektronikingenieur, Softwareingenieur mit Doktor-Titel und Erfahrung in der Lehrtätigkeit an einer Hochschule und der Leitung mittelgroßer Abteilungen . In den Ablehnungen stand immer nur "überqualifiziert" .

Bei den Politkern, die Sanktionen fordern, werde ich und viele, viele andere als jemand gesehen, der früh ab 7.00 Uhr an einem Kiosk mit einer Bierflasche in der Hand steht oder schon liegt und auf Kosten anderer den Tag verbringt.

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RonaId  23.11.2022, 15:55
@guenterhalt

Da gebe ich Dir völlig recht, und gehe noch einen Schritt weiter: Selbst wenn eine "zumutbare" Arbeit existiert, bin ich der Meinung, dass jeder tun sollte, wozu er sich berufen fühlt.
Und wenn das nicht gewollt ist, dann liegt das nicht immer am Betreffenden.
Oft leiden die Menschen darunter, dass ihre Fähigkeiten nicht benötigt werden.
Da soll mir keiner damit kommen, dass es einfach nur Faulheit sei.
Ja, es gibt ein paar wenige, die es aufgegeben haben, danach zu suchen, wo man wirklich gebraucht wird. Aber dies ist eben nicht der "Prototyp" des Arbeitslosen, sondern nur ein Narrativ und eher bedauernswert als ein Grund für Wut und Missgunst.
Eine Vermittlung die auf Fähigkeiten basiert und nicht auf Repressalien, würde da Abhilfe schaffen.

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Nein.

In variablen Grenzen und Rahmen schafft "Umverteilung" überhaupt erst eine ausgleichende Partizipation am gesellschaftlich produzierten Reichtum.