Ist nicht eigentlich alles vergänglich? Warum erkennen wir nicht, wie belanglos unsere Existenz ist? Was bleibt eigentlich, wenn man einmal nicht mehr ist?

12 Antworten

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Offenbar ist alles im Leben vergänglich

Das sehe ich auch so - alles ist ewiger Veränderung unterworfen und nichts hat eine dauerhafte Substanz. Deshalb ist es aber nicht bedeutungslos.

Alles hat jene Bedeutung, die wir ihm selbst zumessen.

Für deine Oma waren die Puppen teils wertvolle Kindheitserinnerungen. Für den Sperrmülldienst sind sie nur Abfall. Für den Sammler, der sie aus dem Müll rettet, sind sie lang gesuchte Sammlerstücke.

Alle diese Ansichten sind auf ihre Weise richtig - sie sind subjektiv wahr.

Objektiv gesehen ist eine alte Puppe natürlich nur ein Stück kunstvoll bemalte Keramik und aufwändig genähter und bestickter Stoff.

Auch unser Leben hat keinen festgefügten Sinn, sondern dieser entsteht erst durch die Bewertung.

Aber genau darin liegt doch auch eine große Möglichkeit.

Gerade wenn die Dinge an sich "leer" sind und nur dadurch wertvoll werden, was wir auf sie projizieren, können wir doch allen Dingen einen Sinn geben - selbst scheinbar bedeutungslosen, trivialen Tätigkeiten.

Manche Menschen wollen sich unbedingt "verewigen" indem sie großes leisten und zB eine Erkenntnis, Straße,  oder ähnliches nach ihnen benannt wird, so dass ihr Name noch in tausend Jahren bekannt ist.

Aber nicht jeder hat die Möglichkeit, gesellschaftlich großes zu leisten, oder wissenschaftlich brillant zu sein. Muss man aber auch gar nicht.

Wir haben auch so eine immense Auswirkung auf die Welt.

Ich bringe mal ein Beispiel

Eine Person hat es eilig und rempelt dich auf der Straße an. Du wirst ärgerlich und beschimpfst ihn. Die Person war ohnehin schon genervt wegen der Verspätung und wird jetzt noch aggressiver.

Als sein Chef ihm eine Standpauke wegen seiner Verspätung hält, platzt diese Wut aus dem Angestellten raus und er schleudert dem Vorgesetzten alle Dinge an den Kopf, die er sich immer vernkniffen hat.

Der Chef ist beleidigt und spricht eine sofortige, fristlose Kündigung aus.

Der jetzt Arbeitslose stürmt aus dem Büro und ruft seine Frau an. Die beschimpft ihn, wegen seiner selbst verschuldeten Arbeitslosigkeit und kündigt an, ihn verlassen zu wollen.

Der arbeitslose Angestellte geht in die Kneipe und säuft sich vor lauter Frust ordentlich zu, bevor er mit dem Wagen nach Hause rast. Dabei überfährt er ein kleines Mädchen, das stirbt und begeht Fahrerflucht.

Zuhause angekommen greift er zum Küchenmesser und bringt seine Frau um, bevor er sich selbst auf dem Dachboden erhängt. Dort wird er später von einer Haushaltshilfe entdeckt

Das Ergebnis: Es begann mit einem einfachen Schubser auf der Straße und endete mit drei toten Menschen, trauernden Angehörigen, sowie einer Person, die vermutlich ihr ganzes Leben lang psychotherapeutische Hilfe benötigen wird.....und wir ahnen nichts von alldem, was unser Schimpfen auslöste.

Egal was wir machen, egal wie unbedeutend es sein mag, es hat praktisch immer eine Auswirkung auf uns und unser Umfeld.

Wenn wir also einfach nur beschließen, unser großes Ego weniger wichtig zu nehmen und freundlicher gegenüber unseren Mitlebewesen zu sein - dann verringern wir das Leiden der Anderen.

Auch sie werden irgendwann sterben und materiell wird nichts zurückbleiben - aber die positive Haltung, die wir dieser Person entgegen gebracht haben, hat möglicherweise irgendwo auf der Welt gerade eine Auswirkung.

Wenn wir uns also darum zu bemühen, unsere Anhaftung und absolute Identifikation mit den Bewertungen unseres Ego zu lösen und mitfühlender mit uns selbst und anderen zu sein - dann kann das schon viel Sinn geben.

Es wird dann vielleicht kein Element im Periodensystem nach uns benannt und es wird auch kein Denkmal errichtet - aber wir haben diese Welt für viele ein klein wenig besser gemacht.

Für mich persönlich sind Selbsterkenntnis und Mitgefühl daher wichtige Elemente meines Lebens, das ich durchaus als sinnvoll und lebenswert ansehe - als kleines Staubkorn bin ich Teil eines Größeren.

Und selbst wenn all das was ich gesagt habe, für dich vielleicht unbefriedigend sein mag - irgendjemand wird das hier vielleicht irgendwann einmal lesen und vielleicht wird es ihm eine Hilfe sein.

Alles Gute. :-)


Enzylexikon  25.06.2016, 21:01

Vielen Dank für den Stern. :-)

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Hallo,

ich verstehe, was Du meinst. Es ist aber nicht alles bedeutungslos.
Deine Frage ist sehr eng mit der Frage nach dem Sinn des Lebens verbunden.

Dass der Hausrat und was Deiner Oma lieb und teuer war, alles verschrapelt wird, hat mit unserer heutigen Gesellschaft zu tun, hat damit zu tun, wie die Sachen hergestellt werden.

Die Produktionsmittel, mit denen die Sachen hergestellt werden, gehören einzelnen Menschen, den sog. Kapitalisten.
Unter diesen Bedingungen werden Waren hergestellt, die die Aufgabe haben, beim Verkauf dem Eigentümer der Produktionsmittel Profit einzubringen.
Dies ist das eindeutige Merkmal der Warenproduktion. Waren werden nicht hergestellt, damit Bedürfnisse der Menschen damit zufriedengestellt werden, sondern um Profit einzubringen.

Aus der Zweckbestimmung der Waren ergibt sich der heutige Zustand bei uns, dass nichts Wert hat, ich meine nicht im ökonomischen Sinne, obwohl es dafür sehr oft auch zutrifft, sondern im ideellen Sinne.

Zusätzlich verlieren die Sachen Deiner Oma auch noch an Wert in jeder Hinsicht dadurch, weil ein sehr hoher wirtschaftlicher Druck besteht, die Wohnung wieder neu zu vermieten. Auch hier kommt es nur auf Profit an. Überall immer nur Profit.

Jeder von uns muß sterben. Der Tod gehört zum Leben dazu. Keiner kann etwas mitnehmen.
Ich sehe für mich an sich keinen Sinn darin, materielle Werte anzuhäufen. Wozu auch? Mir kommt es darauf an, dass ich genug zum Leben habe und dass es auch im Alter irgendwie reichen wird, dass vor allem mein Freund auch genug hat und nicht so lange arbeiten muß, dass er mit 60 - 65 Jahre spätestens aufhören kann, zu arbeiten, dass wir uns lieben und dass es uns gut geht.

Es ist aber nicht unbedingt alles so vergänglich. Materielle Dinge unter den oben beschriebenen Bedingungen schon. Aber es gibt auch weltanschauliche Werte, humanistische, solidarische. Die Mitmenschlichkeit, die Solidarität, der Einsatz für Frieden und Humanismus sind nicht vergänglich, jedenfalls nicht so schnell.

Es ist schön, wenn ein Mensch seinen Platz gefunden hat. Ich habe ihn gefunden, bin zufrieden und setze mich sehr für die beschriebenen Werte ein. Das gefällt vielen nicht, vor allem mein Einsatz für Frieden und gegen Faschismus stößt nicht nur auf Gegenliebe. Das ist mir egal.All´ die Schnüffler um mich herum auch. Sie können m,ir nichts tun. 

Nach meiner Meinung ist es wichtig, dass man Farbe bekennt im Leben, dass man eine Meinung hat und die auch lautstark und ohne Angst vertritt. Das mache ich, wie Du auch hier in vielen meiner Antworten nachlesen kannst.

Besonders solidarisch mit den politisch Verfolgten, mit den Kurden in der Türkei, die einem Vernichtungskrieg durch den türkischen Staat ausgesetzt sind und ich bin z.B. auch mit den Organisationen der Kurden solidarisch, z.B. mit der PKK, mit der TKP / ML, mit der DHKP-C und vielen anderen. Ich bekenne mich auch zum Guerillakampf der Kurden gegen den türkischen Staat.

Dies alles ist nicht vergänglich, da bin ich absolut überzeugt davon.

Auch die Solidarität hier im Land ist sehr wichtig, z.B. auch der Kampf für die Befreiung der Frau ... Dies alles sind menschliche Werte, humanistische.

Da ich aber auch will, dass mein Kampf für eine gerechtere Welt auch über mich hinaus fortgesetzt wird in meinem Sinne, bin ich Zustifter geworden in der ethecon-Stiftung, einer Stiftung von unten, die sich für eine gerechte Welt einsetzt. Durch meine Zustiftung hat die ethecon-Stiftung eine stärkere ökonomische Basis. Eine Stiftung ist eine sehr beständige Körperschaft, die durch gesetzliche Bestimmungen so schnell nicht eingehen kann. Der Vergänglichkeit ist da eine Handbremse eingebaut ...

Im Übrigen hilft sehr viel Humor ...

Viele Grüße Vollstreckerin

Du hast recht, alles was auch immer in deinem Leben erscheinen wird, wird auch wieder verschwinden, das passiert pausenlos, aber wir bekommen es nur mit, wenn uns Dinge abhanden kommen, an denen wir sehr haengen. Die Materie in dieser Dimension ist sehr fluechtig und unstabil. Nun, es gibt aber eine Instanz in Dir, die diese Veraenderung mitbekommt und ihrer gewahr ist!

Das ist wichtig, eines in deinem Leben ist immer gleich, ob du klein bist oder ein Greis, und zwar ist es dein Bewusstsein. Bewusstsein entsteht, wenn die Welt entsteht. Du bist dir bewusst zu Sein in einer sich stetig veraendernden Welt und beobachtest deine Kreationen, die nur eine Illusion sind, aber sie helfen dir und der Absolutheit sich zu erkennen.

Wenn die Welt verschwindet, dann gibt es immer noch das Gewahrsein, aber da ist dann niemand mehr, der darueber nachdenkt. Das ist dann reines Sein, das ist deine Essenz, das, was du wirklich bist.

Also, durch deine Erkenntnis hast du erfahren, dass das Auessere nicht wichtig ist und vergaenglich, also versuche dich deinem Inneren zuzuwenden und dann kannst du dich selbst erkennen bzw, erfahren.

Viel Erfolg!

Was du beschreibst hat ziemlich nihilistische Züge - das alles umosnst ist und man alles machen kann da es keine Konsequenzen gibt.
Such villeicht Sinn in dem biologischen Sinn des Lebens: Es ist da Ziel möglichst viel Nachkommen zu haben und auch an deine Nachkommen weiterzugeben.

Klar, du wirst nicht endgültig den "Sinn des Lebens" finden, doch zumindest ist es wichtig das zu finden, was DIR persönlich wichtig ist, und was du zu deiner Lebensaufgabe machen willst.


Fantho  17.06.2016, 06:39

Es ist da Ziel möglichst viel Nachkommen zu haben und auch an deine Nachkommen weiterzugeben.

Absoluter Unsinn!

Dann führen all jene, denen diese Zielsetzung aus diversen Gründen nicht möglich ist, ein sinnloses Leben...

Gruß Fantho

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kindvbahnhofzoo  17.06.2016, 07:17
@Fantho

Biologisch betrachtet ist das vollkommen richtig. Fortpflanzung ist nunmal Bestandteil des Lebens und ohne sie wird es irgendwann kein Leben mehr geben. Und ja, wenn man es aus dieser Sicht betrachtet, ist so ein Leben sinnlos.

Gebe dir aber Recht, dass man das Prinzip in der heutigen Zeit nicht einfach so auf den Menschen übertragen kann.

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Es gibt Hoffnung!

Nein, der ewige Gott erschafft keine Welt, die er irgendwann der Vergessenheit überantwortet. Er schafft keine Geschöpfe, deren Sein einmal aufhört!

Es gab im alten Judentum mal eine Sekte, die nannte man die Sadduzäer. Sie leugneten die Auferstehung. Da antwortete ihnen Jesus von Nazaret: 

Habt ihr nicht gelesen im Buch Moses, bei der Stelle von dem Busch, wie Gott zu ihm sprach: »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«?

Er ist

nicht der Gott der Toten, sondern der Gott der Lebendigen.

Damit sagte er zu den Sadduzäern: Abraham, Isaak und Jakob leben! 

Und das will er auch für uns! Er will, dass wir leben! Der Apostel Paulus sagt: Gott will, daß alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen! (Vgl. 1. Timotheus 2,4).

Wenn Gott das schon will, dann bereitet er uns auch einen Weg!

Ich empfehle Dir, das Evangelium nach Johannes zu lesen -- dort steht der Weg zum ewigen Leben gut beschrieben.

Du bist nicht gezwungen, Nihilist zu sein oder zu werden. Du bist auch nicht gezwungen, den Unglauben der Meisten zu teilen. 

Alles Gute!