Ist Homosexualität auch queer oder ist das was anderes? Falls ja, was ist queer?

8 Antworten

Homosexualität bedeutet, dass ein Mann oder eine Frau sich zu Menschen des gleichen Geschlechts, [sexuell] hingezogen fühlt.

"Queer" ist ein ideologischer Sammelbegriff und wird von gewissen Gruppierungen genutzt um Menschen zu bezeichnen, die von der biologischen/gesellschaftlichen Norm abweichen, hinsichtlich ihrer sexuellen Orientierung und/oder ihrem Geschlecht bzw. geschlechtlichen Ausprägungen. Der Begriff stammt aus dem Englischen und bedeutet so viel wie "verdreht/sonderbar".

Aufgrund dieser unschönen Bedeutung und seiner Nähe zu einer bestimmten Ideologie, wird der Begriff allerdings von vielen abgelehnt oder sogar als beleidigend empfunden.

Man sollte daher niemanden ungefragt so bezeichnen und "queer" auch nicht als Sammelbegriff nutzen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin homo-asexuell [nicht "queer"]

Das sagt Wiki dazu.

Queer ['kwɪə(ɹ)] ist heute eine Sammelbezeichnung für sexuelle Orientierungen, die nicht heterosexuell sind, sowie Geschlechtsidentitäten, die nichtbinär oder nicht-cisgender sind. Seit etwa Mitte der 1990er Jahre wird der Begriff zunehmend als positive Eigenbezeichnung queerer Personen verwendet. Oftmals sind mit queer ähnliche Personengruppen gemeint wie mit den Abkürzungen LGBT, LSBT u. a.[1]
Im Gegensatz zu anderen Begriffen aus der Familie der sexuellen Orientierungen (wie schwul, lesbisch, bi- oder asexuell) und geschlechtlichen Identitäten (wie trans oder intergeschlechtlich) gibt es für den Ausdruck queer keine einheitliche Definition; er unterliegt in seiner Verwendung Aneignungs- und Interpretationspraktiken, sodass eine genaue Definition der Bezeichnung auch Gegenstand von Diskussionen ist. Die theoretische Auseinandersetzung mit Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen leistet die Queer-Theorie.
Begriff
Heute kann queer gemäß dem Verständnis von Perko als ein Oberbegriff verstanden werden, der sich je nach Selbstverständnis auf Unterschiedliches beziehen kann: in sexueller Hinsicht auf Schwule, Lesben, Bisexuelle, Pansexuelle, Asexuelle oder in geschlechtlicher Hinsicht auf genderqueere, nichtbinäre, binäre oder nichtbinäre transgeschlechtliche oder auf intergeschlechtliche Personen. Auch weitere Identitäten können unter queer subsumiert werden. Die Zugehörigkeit von Polyamorie, Beziehungsanarchie und BDSM ist umstritten. Der Begriff umfasst damit das gesamte Spektrum derer, die nicht heteronormativen Vorstellungen von Sexualität oder von binärem Geschlecht (männlich/weiblich) entsprechen. Es handelt sich um einen offen gefassten Begriff, welcher vielfältige Identifikationsmöglichkeiten bietet.[3] Verbindend wirkt dabei die Vorstellung, dass die gesellschaftlich vorherrschende Heteronormativität hinterfragt und aufgelöst und es Menschen ermöglicht werden solle, ihr Leben mit vielfältigen Formen von sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten frei von Normen zu leben.[4]
Die plural-queere Variante, die Perko 2005 in Queer-Theorien vertritt, ist eine politisch-strategische Variante der Queer-Theorie, die radikal offen alle Menschen inkludiert, „die der gesellschaftlichen Norm nicht entsprechen oder nicht entsprechen wollen“. Die deutschsprachige Form des plural-queeren Ansatzes greift auf die US-amerikanische Variante zurück, die vehemente Kritik an Heteronormativität, geschlechtlicher Binarität, Identitätsmodellen und Ausschlüssen bestimmter Menschen üben. Darunter fallen Schwule, Lesben, Bisexuelle, Intersexuelle, Asexuelle, Transgender ebenso wie Cross-Identitäten, Nicht-Identitäten, Trans-Identitäten, aber auch Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion, Hautfarbe etc. und Cyborgs, Drags, Cross-Dresser etc. (vgl. dazu die Auflistung bei Perko 2005: 22–25) Im Zentrum der plural-queeren Variante steht das Bemühen um die „möglichste Vielfalt menschlicher Seins- und Daseinsformen in ihrer Unabgeschlossenheit“. Die Queer-Theorie in ihrer plural-queeren Ausrichtung wendet sich gegen eindeutige Kategorisierungen und Identitätspolitiken und wählt stattdessen ein Modell der Pluralität. Dadurch sollen sich alle Menschen demnach so „definieren können, wie sie und so sie es wollen“. Gruppen-Identitäten werden in Frage gestellt, stattdessen lässt das plurale Modell „fließende Übergänge und Uneindeutigkeiten“ bestehen. Perko (2005) gibt zu, dass die plural-queere Ausrichtung in der Praxis am schwierigsten umzusetzen ist.[p: 3]
Die Bezeichnung queer enthält ein politisches Potential, da queer die eigene Offenheit betont und Identitäten nicht scharf voneinander abgrenzt, sondern sie auflöst.[p: 3][5] Allerdings bleibt die Bezeichnung queer bis heute kontrovers. Nicht alle Lesben und Schwule wollen sich selbst als queer bezeichnen. Auch Intersexuelle äußern teilweise Vorbehalte gegenüber einer Einordnung in den Oberbegriff queer, da sie ungeachtet einer solchen Zuordnung eine Anerkennung ihrer Existenz einfordern.[p: 3] Die Abgrenzungsfrage, wer sich durch die Bezeichnung queer angesprochen fühlen darf, wird weiterhin intensiv diskutiert.[c: 2] Manche Personen bevorzugen die als eindeutiger empfundenen Selbstbezeichnungen wie schwul, lesbisch, bisexuell oder transgeschlechtlich, da sie befürchten, dass ihre Gruppe durch die Extension von queer an Sichtbarkeit verliert. Andere stimmen mit der politischen Konnotation der Bezeichnung queer nicht überein. Andere wiederum erhoffen sich durch die Verwendung des Terminus queer erhöhte Chancen auf Subventionierung, da er den Institutionen bislang noch weniger bekannt ist und daher als weniger anstößig als die Begriffe schwul oder lesbisch wahrgenommen wird. Weitere erhoffen sich von queer ein Aufbrechen der herkömmlichen Eingrenzungen der möglichen Lebensweisen, wie sie von den Begriffen schwul oder lesbisch gezogen werden, sodass das, was schwul oder lesbisch sein kann, als vielfältiger gedacht werden kann.[p: 3]

Quelle: Wiki

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Jnnsznxx  23.07.2024, 12:25

Besonders zu betonen ist dabei folgende Passage:

Allerdings bleibt die Bezeichnung queer bis heute kontrovers. Nicht alle Lesben und Schwule wollen sich selbst als queer bezeichnen. 

Daher sollte man uns auch nicht allgemeinheitlich mit dem "Q-Wort" bezeichnen. Ich kenne kaum jemanden, der sich dieses hässliche Label selbst aufdrückt.

IsaJea  23.07.2024, 13:23
@Jnnsznxx

Wenn Du es in einer negative Bewertung siehst, Okay.

Ich finde die plural-queere Variante, die wirklich alle Menschen mit einbezieht mit am besten.

Aber so unterschiedlich sind nunmal die Empfindungen.
Man muß einfach bei der Benennung aufpassen wie so oft in der deutschen Sprache.

Man ist queer, wenn man nicht heterosexuell oder nicht cisgender ist.

Man ist also queer, wenn man zB homosexuell, bisexuell und/oder trans ist.

Cisgender ist das Gegenteil von transgender. Man ist transgender, wenn das psychische Geschlecht nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt: Transfrau, Transmann, nonbinary (agender, demigender, bigender, genderfluid, ...) und manchmal fällt auch Intersex darunter.

Das Präfix cis bei cis-Gender ist keine Abkürzung und auch kein Akronym. cis bedeutet auf latein: diesseits

Das Antonym (Wort mit gegenteiliger Bedeutung) von cis ist trans

transalpin = jenseits der Alpen, cisalpin = diesseits der Alpen


Jnnsznxx  23.07.2024, 00:35
Man ist also queer, wenn man zB homosexuell, bisexuell und/oder trans ist.

Nein, ist man nicht. Ich bin schwul aber ich bin ganz sicher NICHT "queer" und möchte auch NICHT, aufgrund meiner Orientierung, mit diesem widerlichen Wort in Verbindung gebracht werden.

Wenn jemand meint, dass er sich einen gefallen tut, wenn er sich damit bezeichnet, soll er es gerne nutzen. FÜR SICH SELBST!

Mayahuel  23.07.2024, 01:05
@Jnnsznxx
ich bin

du selber kannst dich labeln, wie du willst. Aber so ist nun mal eine weit verbreitete Definition von queer.

Jnnsznxx  23.07.2024, 01:30
@Mayahuel

Ich labele mich eben nicht und ich möchte daher auch nicht von anderen ein Label aufgedrückt bekommen und vor allem NICHT dieses.

Das einzige wo dieser Begriff "weit verbreitet" ist, ist vielleicht die LGBTQ-Bubble. Außerhalb dieser Bubble, habe ich bisher kaum einen Menschen dieses hässliche Wort sagen hören und ich hätte gerne, dass es nicht noch mehr werden.

Jemanden aufgrund seiner Sexualität als verdreht und sonderbar zu bezeichnen, ist beleidigend und respektlos und nichts anderes.

Ich hätte als dunkelhäutige Person auch kein Interesse daran, dass das "N-Wort" sozial akzeptiert wird.

Jnnsznxx  23.07.2024, 02:52
@Mayahuel

Ich weiß, dass es leider inzwischen im Duden steht. Ich finde das extrem alarmierend und es macht auf erschreckende Weise klar, wie viel Macht ideologische Gruppierungen haben können.

Ich werde mich trotzdem weiter dafür einsetzen, dass sich das Q-Wort nicht in der Gesellschaft durchsetzt. Auf Wikipedia gibt es bereits einen [leider sehr dezenten] Disclaimer bei der Begriffsdedinition. Zumindest einen solchen erwarte ich auch im Duden.

Die LGBTQ-Gruppierung zeigt sich natürlich mal wieder als Meister der Doppelmoral. Es wird so dargestellt, als wäre es Diskriminierend wenn jemand keine ausgedachten Fantasie-Pronomen anerkennt, aber wenn jemand nicht als "verdreht und sonderbar" beleidigt werden möchte, wird auf die Sichtweise und Gefühle desjenigen gesch**sen. Rücksicht und Verständis nur für das, was einem selbst in die eigene Ideologie passt.

Es widert mich an.

Hallo, also ich erkläre das immer gerne so:

Stell dir vor, es gibt ein großes Haus mit vielen Zimmern. In jedem Zimmer leben Menschen, die sich auf unterschiedliche Weise fühlen und lieben.

"Queer" ist wie ein Oberbegriff für alle Zimmer, die nicht zu den "normalen" Zimmern gehören. Mit den normalen Zimmern ist die Heterosexualität gemeint.

Hoffe ich konnte dir helfen.

Jay

Woher ich das weiß:Recherche

Windoofs10  21.07.2024, 23:48

Voll gut erklärt, wie ich finde.

Windoofs10  21.07.2024, 23:54
@Jessedercoole

Kein Ding^^

Wobei ich Queer sein so ne Sache finde.

Ich persönlich sehe mich nicht als Queer, ich fühle mich dem nicht zugehörig.

Aber halt eben als Teil der LGBTQIA+ Community, da passe ich besser rein🤷

Jnnsznxx  23.07.2024, 00:22

Komisch, ich bin schwul, aber wohne in einem normalen Zimmer... 🤔

BucksRebirth  22.07.2024, 13:29

Seht gut erklärt, vor allem der Teil, in dem du queer als nicht normal bezeichnest.

Queer sein kann sowohl als eigenes Label, aber auch als Sammelbegriff genutzt werden.

Aber Queer sein bedeutet für mich aber auch irgendwie, dass man sich nicht klar labelt.

Und ich sehe Queer sein eher bei Gender als bei Sexualitäten.

Ich sehe mich als Teil von LGBTQIA+ an, aber eben nicht als Queer, da ich für mich ein ganz klares Label habe.

Aber das darf jeder für sich selbst entscheiden, ob er/sie/es sich nun als Queer sieht oder nicht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin selbst Teil davon und kann in vielen Bereichen mitreden.