Ist es normal sich nicht an die frühe Kindheit (so 3 bis 5 Jahre) zu erinnern?
Ich habe an meine frühe Kindheit, so bis 5 Jahre, fast gar keine Erinnerung. Bis jetzt dachte ich, dass wäre völlig normal, aber ich habe mit meinem Freund letztens über das Thema Kindheit gesprochen( kamen da drauf, da wir uns Fotos von uns als Babys/Kleinkinder angeguckt haben) und mein Freund schien noch sehr viel von der Zeit in Erinnerung zu haben und er hat sich schon gewundert , dass ich so gut wie gar nichts mehr weiß. So im nachhinein wunder ich mich da schon über ein paar Sachen. Beispiele:
Ich war (muss so mit 3 oder 4 gewesen sein) in einer "Spielgruppe" mit anderen Kindern. Ich weiß noch, dass ich in dieser Gruppe war, aber ich kann mich an keine einzige Einzelheit dort erinnern. Nichtmal an etwas grobes. Ich konnte mich nicht mal an das Gebäude erinnern, obwohl ich direkt vor dem Gebäude stand, und ich da immerhin mehrere Monate jeden Wochentag war.
Ich wurde mal von einer Frau angesprochen, ob ich sie noch kenne. Als ich verneinte, sagte sie sie wäre meine Kindergartenbetreuerin gewesen. Ich habe sie trotzdem nicht wiedererkannt, obwohl ich sie ja auch fast ein Jahr lang jeden Wochentag gesehen habe.
Ich erinner mich gar nicht an meine Großmutter (sie ist gestorben ,als ich 4 war). Weder an ihr Aussehen, noch dass ich sie überhaupt einmal getroffen habe. Dabei soll sie sehr oft mit mir gespielt haben und ich soll sie sehr gern gehabt haben.
Meine Eltern haben mir mal erzählt, dass wir zusammen mit meinen anderen Großeltern zwei Wochen Urlaub in Frankreich gemacht haben, als ich 4 war. Habe ich Null Erinnerungen dran.
Dann wie gesagt, habe ich mir mit meinem Freund Kinderbilder von uns angeguckt. Mein Freund konnte zu vielen Bildern etwas erzählen: wo er da grade war, und auch wie seine Stimmung war: Auf einem Bild hat er zum Beispiel sauer geguckt, da wusste er noch genau warum er da so sauer war...ich konnte zu den Bildern (wo ich so 3 bis 4, zum Teil 5 war) NIX erzählen, weil ich mich überhaupt nicht dran erinnern konnte, wann, wo warum die Bilder entstanden sind . Die ersten Bilder die bei mir genaue Erinnerungen weckten, waren meine Einschulungsbilder mit 6 Jahren.
Es ist zwar nicht so, dass ich überhaupt keine Erinnerungen mehr habe, aber an die oben genannten Sachen sollte man sich doch jedenfalls ein kleines bisschen erinnern, oder? Was mir noch auffällt, ist das die wenigen Erinnerungen die ich habe, alles negative Erinnerungen sind. Eigentlich sollte man sich doch an den schönen Urlaub oder an die nette Großmutter erinnern, aber das weiß ich gar nicht mehr. Ich erinner mich nur noch an so Sachen wo ich geärgert wurde und traurig war.
An alle: Ab wann könnt ihr euch relativ genau an eure Kindheit erinnern?
An Leute ,die sich besonders stark mit dem Thema beschäftigen (Berufsmäßig oder aus Interesse): Wie kann man das mit meinen Erinnerungen deuten? Ist das normal; ist das bei jedem anders? Wenns nicht normal ist, woran könnte das liegen?
14 Antworten
Woran im Einzelnen man sich an die Begebenheiten der frühen Kindheit erinnert, das hängt ganz wesentlich immer davon ab, wie stark man (emotional, ob positiv oder negativ) jeweils davon berührt war (beispielsweise kann ich mich noch ganz genau daran erinnern, dass ich Zeter und Mordio geschrien hab´, als meine Mutter mich im Kindergarten angemeldet hat - das weiß ich bis heute, unauslöschlich...).
Außerdem hängt es vom Grad der Hirnreife ab, wann schlussendlich das Erinnerungsvermögen einsetzt; und nicht zuletzt damit in Verbindung steht auch die Entwicklung dessen, was man als "Ich-Bewusstsein" bezeichnen kann (bevor dieses nicht einigermaßen ausgebildet ist, ein Kind sich selbst in die Welt um es herum noch nicht richtig "positionieren" kann, und auch noch keine annähernd konkrete Vorstellung "der Zeit" hat -gestern, heute, morgen purzelt da ja oft noch wild durcheinander-, solange ist es auch mit dem Erinnern an etwas nicht allzu weit her...).
Insgesamt ist das also ein ziemlich komplexes Gemisch von allen möglichen Faktoren - und entsprechend unterschiedlich (von Mensch zu Mensch individuell) ist eben auch die Ausprägung dessen, was man an Bildern aus der Kindheit noch so präsent hat.
Hier steht das nochmal bisschen ausführlicher:
http://www.eltern.de/kleinkind/entwicklung/Fruehkindliche-Erinnerung.html?page=1
Da gibt es keine Norm.
Bei fast allen Menschen ist es so, dass sie sich an Dinge, die vor dem 3. Geburtstag geschehen sind, absolut nicht erinnern.
Aber auch das, was bei dir ist, ist nicht unnormal. Man sagt, dass etwa ab dem 3. Geburtstag die so genannten kognitiven Fähigkeiten ausgebildet werden. Bei dem einen geschieht das früher, bei anderen später.
Insgesamt kein Grund zur Sorge.
Ich kann mich heute auch an vieles aus dieser Zeit, aber auch aus meiner Schulzeit, also so bis ca. zum 20. Lebensjahr nicht mehr erinnern. Es ist für mich völlig bedeutungslos. An einzelne Menschen, die mir wichtig waren, ja - aber Ereignisse? Weitestgehend Fehlanzeige.
Für mich ist die wichtigste Zeit, die Zeit JETZT - hier - in dieser Minute. Aber das können auch nicht viele nachvollziehen.
Jeder Mensch ist einzigartig - außer er ist geklont!
Hallo :)
Ich muss ehrlich gestehen - so intensiv habe ich noch nie über das Thema 'Erinnerungen' nachgedacht - doch das werde ich in den nächsten Tagen einmal tun!
Ich selbst kann mich auch erst ab meinem 6. Lebensjahr wirklich an etwas genaues und fortlaufendes erinnern und ich denke damit sind wir keine Einzelfälle. Ich hab mal aus reiner Neugierde ( und um dir eventuell weiterzuhelfen ) meine Freunde gefragt und ihnen geht es ähnlich. Sie können sich ab dem 5. - 6,5. Lebensjahr erinnern.
Leider kann ich dir mit deinen weiteren Fragen nicht weiterhelfen - ich hoffe trotzdem, dass ich dir ein kleines Stück weit helfen konnte!
Liebste Grüße :)
Das Gehirn hat in jungen Jahren enorm viel zu leisten, obwohl es noch nicht gut entwickelt ist. Du lernst laufen - das können heute nicht mal die besten Wissenschaftler Robotern auch nur annähernd so gut beibringen. Ein Kind kann mit 5 Jahren recht perfekt und grammatikalisch richtig sprechen. Du kannst die Grammatik der deutschen Sprache ohne jemals ein Grammatikbuch in der Hand gehabt zu haben alle Regeln hat das Gehirn sich selbst beigebracht. Es könnte zum Beispiel sein, daß dein Freund mit 5 noch nicht so gut gesprochen hat oder die Koordination der Extremitäten noch nicht so gut war, dafür hatte er eben schon mehr Erinnerungen. Das ist von Mensch zu Mensch verschieden und hängt auch mit dem zusammen, was man als junger Mensch so gemacht hat.
Die ersten Jahre haben wir - in üblichen Familien - einfach gelebt und gespielt und viel gelernt : gehen ,laufen, streiten , vertragen, andere ärgern, geärgert werden usw. Was wer mit oder gegen mich tat weiß ich nicht. Die Erinnerungen an diese Zeiten sind von außen an uns heran getragen worden . Durch ältere Geschwister, Nachbarn , Onkel und Tanten, Oma und Opa usw. wenn es uns passte haben wir das dann als Erinnerung gespeichert.