Ist es möglich durch ein Trauma seine Empathie zu verlieren?

8 Antworten

Selbstverständlich geht das, beispielsweise Opfer von religiösen Genitalverstümmelungen (Männer und Frauen gleichermaßen) fügen später bereitwillig anderen eine Genitalverstümmelung zu.

Ähnlich sieht es aus mit Leuten die als Kinder sexuell missbraucht wurden, diese werden später manchmal selbst sexualstraftäter.

Ja das ist möglich.

Du bekommst die Empathie zurück, wenn du dich den Gefühlen stellst, die beim Erleben des Traumas unterdrückt wurden.

Alleine schaffst du das aber kaum, wenn was verdrängt ist wandert in den Körper und kommt nur sehr langsam zurück in die Psyche.

Eigentlich ist es so: Entweder will man nach einem Trauma nichts mehr mit Menschen zu tun haben und will gar nicht emphatischer sein oder man wird durch dieses Trauma noch emphatischer, da man etwas traumatisches durchlebt hat und man sich (noch) besser in andere Menschen hinein versetzen kann. Bei mir war das auch so.

LG.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Kann mich gut in Menschen hineinversetzen.

Bernd7388262  17.12.2021, 18:49

Ja dann ist es aber kein trauma sondern schreckliche ereignisse

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Ja, ich habe so etwas auch schon erlebt. Teilweise ist das aber auch eine Schutzmaßnahme gepeinigter Menschen, die dann so harsch, empathielos, grob und martialisch oder auch arrogant und unfreundlich auftreten, um (erneuten) Demütigungen zuvor zu kommen. Jeder geht anders mit Schicksalsschlägen um; manch einer reagiert auch mit Verbitterung und wird dann unerträglich.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

ioroio 
Beitragsersteller
 18.04.2021, 12:08

Danke, und wie lange hat das gedauert, bis sie wieder zurückkam?

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rotesand  18.04.2021, 12:17
@ioroio

Teilweise gar nicht. Manche sind nach gewissen Traumata so fertig mit der Welt, dass sie von ihr nichts mehr wissen wollen. Da kommt dann auch eine große Enttäuschung oder Unsicherheit dazu - teilweise kann das ein Leben lang so gehen. Was hilft ist einzig nur ein Umfeld, das es ehrlich meint und vordringen kann, aber darauf lassen sich viele gar nicht mehr ein, weil sie kaum noch Vertrauen haben außer zu sich selbst und der engsten Familie.

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Traumata sind einschneidende Ereignisse, dass einem da emotionale Eigenschaften flöten gehen, kann durchaus vorkommen. ABER ich sag mal in meiner halbwissenden Art, dass diese Eigenschaften nicht wirklich weg sind, sondern zum Selbstschutz erstmal "ausgeschaltet" werden. Wenn man an den Traumafolgen nichts tut, dann werden sie auch nicht wieder aktiviert.

Hypothetisch der Annahme, man erlebt einen schlimmen Unfall, bei dem man selbst schwer und/oder ein Begleiter auch schwer oder gar tödlich verletzt wird, haut einen das erstmal aus den Schuhen, verständlicherweise. Um sich selbst zu schützen schalten sich die Empfindungseigenschaften Empathie, Trauerempfinden und irrationales Denken, einfach mal ab.

Erklärungsansätze:

Geht man zu einer tiefenpsychologischen Therapie, die auch anschlägt, nicht sofort dauert halt, kommen die Eigenschaften, die einen auch zu dem mach(t)en, der man ist, wieder, vielleicht nicht zu 100% solange dieses Trauma nicht vollständig verarbeitet ist, aber sie kommen zurück.

Sollte man keine Therapie machen, ist die Wahrscheinlichkeit wesentlich geringer, dass sie wieder kommen, nicht ausgeschlossen, aber deutlich geringer. Je nach extreme des Traumas und auch des Selbstschutzverhaltens der Psyche.

FAZIT:

Es ist verständlich und logisch, dass die Psyche sich schützt und Eigenschaften, die Gefühle wieder hochladen könnten (auch triggern genannt), die einen in depressive Episoden oder gar in eine richtige Depression führen können, unterdrückt, aber bei Behandlung können diese wieder zu einem "ungefährlichen" Teil wieder aktiviert werden.

---Sorry für den langen Text---