Ist es erstrebenswert, in einem kleinen Dorf zu wohnen, ohne nennenswerte Infrastruktur?

13 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich wohne in einem kleinen Dorf und bin auch auf dem Land groß geworden. Zum Einkaufen und weg gehen brauche ich das Auto oder zumindest ein Fahrrad.

Was ist der Vorteil? Eine funktionierende Nachbarschaft, Jeder kennt Jeden, das hat Vorteile, aber auch Nachteile, weil Jeder auch weiß,  was der Andere so macht. Dazu die ländliche Ruhe. Ich verbringe meinen Urlaub sehr gerne zu Hause, Erholung pur.

Der Nachteil ist natürlich, dass man immer fahren muss. Sei es zum Einkaufen, Essen gehen, Weggehen. Die nächste größere Stadt liegt mit Bahn oder Auto ca 30min weg, wobei die Bahn nachts nicht fährt und ich zum Bahnhof auch noch ein paar km hätte.

Trotzdem liebe ich das Landleben. Die Hektik der Großstadt ist mir fremd.

Für mich ist es erstrebenswert.

Vor allem die Ruhe.

Kein Nachbarschaftsknatsch wie man ihn häufig in Mehrfamilienhäusern hat weil z. B. einer mal etwas lauter Musik hört, am Sonntag Löcher bohrt oder die "Kehrwoche" nicht ordentlich macht.

Keine Gastronomie spart Geld. Kommt man doch nicht in Versuchung mal eben essen zu gehen anstatt selbst zu kochen.

Braucht man täglich die Bank? Das Netz der Geschäftsstellen und Geldautomaten ist doch so gut. Jedenfalls der meisten Banken.

Gut, das mit der fehlenden oder schlechten Busverbindung wäre ein Nachteil. Aber auch der einzige. 

Kaum oder gar keine Kriminalität. Auf dem Dorf kann man noch nachts die Haustür offen lassen;-)

Keine Staus.

Da wo es öffentlichem Nahverkehr gibt keine/kaum Verspätungen oder Ausfälle. Selbst bei Schnee und Glatteis nicht.

Man kennt die Post- und Paketzusteller mit Namen.

Du scheinst noch sehr jung zu sein. Denn Du hast einige mögliche Nachteile vergessen. Zum Beispiel fehlende Einkaufsmöglichkeiten und kein Hausarzt im Ort.

Heute hat doch fast jeder ein Auto. Da sind die paar Nachteile wirklich kein Problem.

Ich erreiche übrigens alles was man täglich oder oft braucht in 2 Minuten mit dem Auto.


noblehostel 
Beitragsersteller
 23.04.2017, 14:16

In meiner Frage steht: "Ohne nennenswerte Infrastruktur".

Dazu zähle ich auch Einkaufsmöglichkeiten und Ärzte.

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Ich Lebe in einem kleinen Dorf, ich finde es klasse, wo siehst du schon mal nen Fuchs über die Strasse laufen ? Gut, Intenet gibtb es nur über Funk, aber das stört mich nicht ! Der Voteil den ich darin sehe, du hast deine absolute ruhe ! Nicht die Hektik einer Stadt, ich würde jederzeit wieder hierher ziehen !

Hallo!

Ich bin in einer sog. Großwohnsiedlung aufgewachsen & kenne von kleinauf, dass alles - seien es Metzger, Bäcker, Volksbank, Sparkasse, Fachgeschäfte, ein Gasthof, alle möglichen Vereins- und PFarrheime, die Kirche, die Schulen, der SPielplatz, die Wohnungen von Freunden und Bekannten sowie Verwandte oder ein EInkaufszentrum fußläufig erreichbar sind & das Industriegebiet und die wichtigsten Verkehrsachsen auch in spätestens zehn Minuten mit dem Wagen erreicht werden können. Ein Auto braucht hier niemand & mein Cousin, der sich hauptsächlich innerhalb des Stadtteils fortbewegt sowie viele Rentner fahren praktisch kaum damit bzw. nur zum Einkaufen. 

Die kurzen Wege hier finde ich sehr praktisch, ich wohne da immernoch & habe auch vor, den Rest meines Lebens "in der Platte" zu verbringen -----> das soziale Niveau ist bei uns sehr gut, der Zusammenhalt unter den Leuten im Stadtteil ist groß, man kennt sich und jeder weiß, wie der andere drauf ist. Ich bin ein zweckmäßig orientierter Pragmatiker, der keine Villa im Grünen braucht bzw. einen großen Garten und einen fetten Hof als verzichtbar und unpraktisch bzw. unnötigen Aufwand erachtet.

Das hängt aber auch damit zusammen, dass ich es nicht anders kenne wie es bei mir ist & außerdem bin ich in meinem 9-Familien-Wohnsilo nie allein. 

Das Dorfleben ist nicht meins. Ich hatte mal eine Freundin, die auf einem 500-Seelen-Dorf in der Umgebung wohnte.. während unserer Beziehung schloss die Bäckerei mit Krämerladen wenige hundert Meter von ihrem Elternhaus, dann war spätestens tote Hose. Kein Durchgangsverkehr, keine Kneipe, dafür jede Menge leerstehender Geschäfte und eine verrottete alte Tankstelle an der Ortsstraße ------> dieses wenig ansehnliche Bild war keine schöne Visitenkarte. Ganz davon abgesehen empfand ich die Stimmung bei ihr auf dem Dorf als erdrückend ------> die Wände hatten außerdem Ohren und den Mund dazu, es wurde getratscht und geklatscht, geschimpft und am nächsten Tag den anderen freundlich angelacht, und wer nicht im Fußballverein oder in der Musikkapelle aktiv war galt sozusagen als SOnderling nach dem Motto "ouh, der ist sooo komisch". Du konntest da keinen Schritt unbemerkt tun.

Das alles gibt es bei uns nicht. Wer bei uns in der Siedlung keine Kontakte will, fällt nicht auf & läuft so mit. Ich finde das beruhigend, da ich selbst kein geselliger Mensch bin sondern eher der ruhige Typ im Hintergrund: Ich bin mit allen gut und mit manchen befreundet, aber diese Vereinsmeierei mit Arbeitseinsatzzwang und generalstabsmäßiger Satzungsahndung ist mir bis auf den Verein, in dem ich Vorstand bin und der sehr locker ist, ausgesprochen unsympathisch.

Außerdem möchte ich nicht für jeden Meter ein Auto anschmeißen müssen, sondern finde es gut auch mal zu Fuß zu gehen. Und hier ist es immer interessant^^ es gibt immer was mehr oder weniger bemerkenswertes zu sehen ;)

Ein Kumpel von mir sagt im Gegenzug immer, es sei schön weit weg vom Schuss für sich zu wohnen, wo sich noch nicht einmal Fuchs und Hase gute Nacht sagen, aber er ist auch "jwd" am Waldrand aufgewachsen & kennt es eben nur so, während ich im Gegenzug Mehrfamilien- und Hochhäuser, Parkplätze, graue Fassaden & kurze Fußwege einfach brauche ;)


noblehostel 
Beitragsersteller
 23.04.2017, 14:13

Ja, jeder wie er es gewohnt ist.

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Angenommen, ich wackel in Jogginghose und Sandalen rüber über den Dorfplatz zum Zeitungsständer...  Seavas Karli, wie geht's da Monika?  Dann fährt Helmut vorbei und hupt, wir winken,  Grete ruft von der anderen Straßenseite rüber: Is no a Zeitung da?

So etwas passiert in einer Stadt wohl eher selten. Man kennt einander. Das ist Dorf. Wer's mag, dem gefällts, wer's nicht mag... soll in die Stadt ziehen. 

Da sowieso ziemlich jeder motorisiert ist, hat man trotzdem alles in greifbarer Nähe. Ebenso wie Ruhe und viel Platz im eigenen Haus, im eigenen Garten...