Ist eine Geburt wirklich so schlimm?

9 Antworten

Wenn ältere Menschen sich zum Kaffee treffen, versuchen sie sich mit Horrorgeschichten über ihre Krankheiten zu übertrumpfen.

Wenn Mütter sich zum Kaffee treffen, versuchen sie sich mit Horrorgeschichten über ihre Geburtserlebnisse zu übertrumpfen.

Aber ja, Kinderkriegen ist zumindest anstrengend bis sehr schmerzhaft - wenn es einfach wäre, könnten es ja auch die Männer. Würde eine Geburt unbemerkt vonstattengehen, kämen wohl viele Kinder ohne medizinische Hilfe und Betreuung bei Aldi an der Kasse zur Welt.

Die "Natur" hat zunächst wahrscheinlich aber gar nicht so starke Schmerzen vorgesehen - das ist ein Produkt der Evolutuion.

Denn für die Geburtsschmerzen ist der aufrechte Gang verantwortlich, der zu einem schmalen Becken und somit zu einen schmalen Geburtskanal geführt hat. Die zunehmende Intelligenz dagegen führte bei den Babys zu einem größeren Gehirn und somit größeren Schädel. Das Ergebnis ist ein im wahrsten Sinne schmerzhafter Kompromiss.

Ich sehe jedoch auch Vorteile im Geburtsschmerz.

Schmerz schützt den Menschen. Er zeigt uns, dass wir uns um unseren Körper (besser) kümmern oder ihn schonen müssen oder ganz einfach die Hand vom Feuer wegziehen sollten, da sie sonst verbrennt und wir vielleicht sterben.

Die "Natur" war also auch recht clever und hat es so eingerichtet, dass die Anzeichen der bevorstehenden Geburt von der Schwangeren wahr- und ernstgenommen werden. Denn schon die Höhlenfrau hatte dann einiges zu erledigen (einen sicheren Ort aufsuchen, Hilfe holen, Heilkräuter und Brennholz sammeln, Feuer machen, Nahrung und Wasser bereitstellen...) und konnte nicht flugs ins nächste Krankenhaus.

Unter Wehen schüttet der Körper automatisch Endorphine (morphiumähnliche körpereigene Stoffe, die schmerzlindernd bis schmerzhemmend wirken).

Außerdem stehen eine Reihe an Methoden und Arzneimittel zur Schmerzlinderung zur Verfügung. Entspannungs- und Atemübungen, Entspannungsbad, Akupunktur, Homöopathie, Chili-Pflaster, TENS-Gerät (transkutane elektronische Nervenstimulation), Spasmolytika (z.B. Buscopan), Paracetamol, Lachgas, Opioide (z.B. Dolantin oder Meptid - letzteres fällt nicht unter das BtMG - nur in der Eröffnungsperiode).

Das heißt aber nicht, dass es für alle Frauen ein Spaziergang wäre...

Viele Frauen entscheiden sich bei der Entbindung auch für eine Periduralanästhesie (PDA). Dabei wird die Schwangere durch eine Spritze in die Wirbelsäule so betäubt, dass sie vom Schmerz der Geburt oft kaum mehr etwas mitbekommt.

Eine Spontangeburt bedeutet ein paar Stunden Schmerzen mit Pausen und zudem sehr guten Möglichkeiten der Schmerzlinderung - der Lohn dieser Arbeit ist ein Leben.

Schau dich um - die Menschheit ist nicht ausgestorben und ein Großteil Frauen lassen sich mehrmals aufs Kinderkriegen ein. Also wird es wohl irgendwie gehen.

Vor einiger Zeit habe ich nach der Entbindung einer frischgebackenen, sehr jungen Mutter ein großes Kompliment ausgespochen, dass sie doch sehr schön geboren und es toll gemacht hat.

Ihre lakonische Antwort: "Mein Freund hat gesagt, ich soll einfach auf die Hebamme hören und tuen, was sie sagt - das habe ich gemacht."

Wenn eine Frau wegen der Schmerzen keine Kinder haben möchte, ist das vielleicht auch ganz gut so. Denn die Belastung mit Kind(ern) ist für Jahrzehnte viel höher zu bewerten, als nur wenige Stunden Schmerzen.

Alles Gute für dich und eine gesunde Schwangerschaft!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme

Klar ist eine Geburt schmerzhaft, aber ich glaube da kann man drüber hinwegsehen, wenn man dann gleich sein Baby in Händen halten kann. Da ist man von den Schmerzen schon ziemlich abgelenkt.

Lass dir keine Angst machen. In gewisser Weise ist eine Geburt auch ein schönes Erlebnis.

LG unf Viel Glück

Ja, das kann alles passieren. Und ja, ein Kind zu kriegen, ist in der Regel mit Schmerzen der einen oder anderen Art verbunden.

Andererseits: haben denn die Tanten und Cousinen und deren Freundinnen alle nur ein Kind? Nein? Dann kann es so schlimm ja nicht sein ;-)

Es lohnt sich absolut, sich gut auf die Geburt vorzubereiten. Dafür gibt es verschiedene Methoden, zB Hypnobirthing, den Geburtsvorbereitungskurs deiner Hebamme oder auch zB den Youtube-Kanal von @docanahita oder @richtigschwanger (beide sind Gynäkologen).

@docanahita bespricht Geburtsberichte von YouTubern und geht dabei auf alle möglichen Risiken und Komplikationen ein.

@richtigschwanger erklärt eher allgemein Dinge rund um Schwangerschaft und Geburt.

Und vielleicht ist es bei dir sowieso ganz anders. Vielleicht hast du eine schnelle komplikationslose Geburt. Meine Schwägerin meinte zB, das Schmerzhafteste bei der zweiten Geburt wäre gewesen, dass beim Nähen des Dammrisses ein Schamhaar versehentlich mit eingenäht wurde.

Ein Dammschnitt wird übrigens heutzutage nur noch selten gemacht. Du kannst bei der Anmeldung in der Klinik vermerken lassen, dass du keinen möchtest, wenn es nicht wirklich nötig ist.

Und aus meiner eigenen Sicht: ich hatte aus medizinischen Gründen einen Kaiserschnitt (der übrigens den Umständen entsprechend eine sehr schöne Geburt war) und ja, die Schmerzen waren nicht so toll danach. Aber das wird mich definitiv nicht davon abhalten, noch einmal schwanger zu werden ;-)

Immerhin hat man danach ein Baby, das ist die paar Tage oder Wochen Schmerzen allemal wert. Und vielleicht verläuft die Geburt beim zweiten Kind ja ohnehin ganz anders.

Die Schwangerschaft selbst übersteht man ja auch, obwohl die mitunter auch nicht immerzu problemlos verläuft.

Alles Gute und eine schöne Schwangerschaft dir!

Keine Sorge. Gegen Ende wirst du so die Nase voll haben von der Schwangerschaft, dass dir das völlig egal ist.

Aber ja. Geburten sind ziemlich mies - außer für die 2%, die sich da "durchmeditiert" haben. Glücksweise gibt es Schmerzmittel, mit denen das ganze erträglich wird. Und wäre es SO schlimm, würde sich das keine Frau freiwillig ein zweites Mal antun.


maria912 
Beitragsersteller
 01.03.2022, 22:17

Das geht bei nur 2%? Vielleicht tut es ja nicht so weh wenn man ruhig und entspannt bleibt, dann rutscht das Baby einfach raus so wie bei den Giraffen oder so und muss nicht im Kreissaal unter Schmerzen ein Baby rauspressen

Tinkerbell263  01.03.2022, 22:20
@maria912

2% war jetzt nur eine Zahl. Es sind halt echt wenige. Sieh dir dazu alles über das Thema hypnobirthing an.

Ich habe auch versucht, mich da durch zu meditieren..... Mir hat es nichts gebracht. Ich hatte allerdings auch keine Schmerzmittel oder epidural Anästhesie. Nach 12h grauenhaften Schmerzen kam dann der Kaiserschnitt.

Ich meine, die Analogie ist vielleicht nicht ganz passend, aber ich hatte nun mal noch keine Geburt. Aber als ich erzählt habe, dass ich vier Weisheitszähne habe, die alle auf einmal raussollen, habe ich auch nur Horrorstorys gehört, von unsagbaren Schmerzen und Komplikationen und was man eben alles so erzählt...

Am Ende hatte ich ein paar Tage Zahnschmerzen und ein paar Tage mehr hab' ich mich halt ein wenig unwohl gefühlt, ich meine, ist klar. Aber WEIT ENTFERNT von dem, was mir da erzählt worden ist. Nach wenigen Wochen war alles wieder bestens.