Ist ein Burka-Verbot vertretbar/gut/sinnvoll?

16 Antworten

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Es steht selbst für den CDU-Bundesinnenminister außer Frage, dass ein generelles Burkaverbot verfassungswidrig wäre. Ein punktuelles wiederum ist unnötiger Unsinn, da in bestimmten Zusammenhängen auch so schon ein absolutes Recht auf Burka tragen nicht gegeben ist (Straßenverkehr, Bank, Gericht, Behörden, etc.). Angesichts der geringen Zahl läuft das eher auf alberne Symbolpolitik hinaus. Bezeichnenderweise kochte das Thema auch nur im Wahlkampf in Meck-Pom und Berlin hoch. Da erhoffte sich die CDU AfD-Wähler zurückzugewinnen und wurde prompt dafür abgestraft, da man im Zweifel lieber das Original wählt als den Versuch einer billigen Kopie.

Dein Plädoyer für das Burkaverbot entspricht einer totalitaristischen Idee von Verfassungskonformität als Durchsetzng und Aufoktroyierung eines positivistisch vorgestellten Kanons an gesellschaftlichem Wohlverhalten. Das aber ist selber verfassungswidrig.

Nimm einfach mal zur Kenntnis, dass usere Verfassung eben auch das verfassungswidrige Bekenntnis schützt und von staatlicher wie privater Verfolgung und Drangsalierung freistellt. Sonst müsste man ja auch dich kurzerhand aus dem Verkehr ziehen. :-)

Oder die männlichen AfD-Wähler. Die sind zum großen Teil auch alle auf eine antiquierte Art frauenfeindlich. :-)


uyduran 
Beitragsersteller
 29.11.2016, 18:50

Danke für deine Stellungnahme! Finde ich sehr plausibel und musste innerlich bei eigentlich allen Zeilen nicken.

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IchBinIch77  29.11.2016, 22:56

Europäisches Recht steht über Deutschem Recht. Und da der europäische Gerichtshof bereits entschieden hat, dass ein Burka Verbot EU konform ist, stillt deine Ausführung leider nicht.

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atzef  30.11.2016, 09:52
@IchBinIch77

Unsinn. Der EU-Gerichtshof hat lediglich festgestellt, dass ein Burkaverbot nicht gegen die Europäische Menschenrechtskonvention verstößt. Ein allgemeines Burka-Verbot würde aber immer gegen das Grundgesetz verstoßen. Der EU-Gerichtshof hat keinerlei Befugnis, weitreichendere individuelle Rechte, die eine Staatsverfassung gewährt, aufgrund seiner Auffassng der Europäischen Menschenrechtskonvention (die ich in dieser Form für falsch und eben totalitär halte) zu kassieren.

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Guten Abend,

viele deiner Argumente - auf beiden Seiten - sind für mich durchaus vertretbar. Letztendlich hängt das Ganze sicherlich auch zu einem großen Teil von den persönlichen Einstellungen und der eigenen Sozialisation ab.

Ich halte es, das sei vorweg gesagt, für eine besondere Errungenschaft unserer Demokratie, dass "[d]ie Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich" sind (Art. 4 GG). Zu einem liberalen Staat gehört das definitiv dazu. Dass die Burka in islamischen Schriften nicht erwähnt wird, halte ich da fast für nebensächlich. Trägt ein Mensch als Ausdruck seines Glaubens ein Kleidungsstück, so steht es ihm per se meines Erachtens frei, SOFERN er dies nicht in Beziehung zu staatlichen Organen tut, denn ebenso wichtig wie die Religionsfreiheit ist für mich die Neutralität des Staates (für die Trennung von Kirche & Staat setzte sich schon Bismarck ein). Außerdem darf diese Kleidung natürlich nicht zum Ausdruck verfassungsfeindlicher Ideale verwendet werden. So viel zu den Rahmenbedingungen.

Mich persönlich stört gerade die Burka jedoch aus folgenden Gründen: Zunächst ist es grundsätzlicher Bestandteil westeuropäischer Kulturen, dass man sich in die Augen schauen kann, wenn man auf gleicher Ebene miteinander kommuniziert. Schon im Mittelalter klappten Rittersleute ihr Visier hoch, um friedfertige Absichten zu signalisieren. Nicht umsonst wird diese Geste bis heute (v.a.) beim Militär in abgewandelter Form als Gruß verwendet. Wer mir seine Augen nicht zeigen will, sie bewusst versteckt, dessen Absichten kann ich weniger gut deuten, Mimik und Gestik fehlen, wichtige Elemente nonverbaler Kommunikation, die mir helfen, einen Menschen kennenzulernen und zu verstehen.

Ein weiterer Punkt, der mich als Mann betrifft, ist der respektvolle Umgang miteinander. Tritt mir jemand nur vollverschleiert gegenüber, dann ist das für mich ein eindeutiges Statement, das da lautet "Ich zeige mich dir nicht". Irgendetwas rechtfertigt offenbar, dass diese Person mir nicht ohne Burka gegenübertreten kann. Damit fühlt sich das wie eine Pauschalkritik an, als wäre ich schlichtweg als Mann nicht vertrauenswürdig genug, als dass man sich mir zeigen könnte. Als wäre ich nicht in der Lage, meine Hände bei mir zu behalten. Ich zeige mich dieser Person, offenbare damit meine Identität, während ich nicht einmal erkennen kann, wer da vor mir steht. Damit besteht aus meiner Sicht beiderseits ebenfalls eine Grundschwierigkeit, Vertrauen aufzubauen.

Insofern stellt die Burka für mich einfach unabhängig von der Frage, ob sie verboten werden sollte, ein riesiges Hindernis in Bezug auf erfolgreiche Integration in eine Gesellschaft, die das Tragen der Burka nicht allgemein pflegt, dar. Sie baut Barrieren, die es nicht geben müsste und sorgt auch auf der anderen Seite des Schleiers regelmäßig nur für Verwunderung, Misstrauen, Distanz. Verdenken kann man es den Leuten nicht, will ich meinen.

Gruß


uyduran 
Beitragsersteller
 29.11.2016, 19:02

Danke für deine Stellungnahme! Sachlich analysiert und reflektiert die persönliche Meinung geäußert, das liest man selten bei solchen Streitthemen.

LG

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Wer sich mit der Natur des Menschen auskennt weiß, daß Verbote so gut wie immer kontraproduktiv sind.

Ist es nicht vielmehr so, daß Menschen allgemein Dinge, die ihnen verboten werden, einfach aus Trotz "jetzt erst recht" machen? o.O

Ich persönlich halte auch nix davon, bestimmte Kleidungsstile zu ächten, nur weil irgendwelche Dumpfbacken sich so angezogen haben während sie ihr Dumpfbackentum auslebten. 

Gegen die Unterdrückung von Burkaträgerinnen kann man ja ganz pragmatisch mal was tun indem man die Damen wertneutral aufklärt über ihre Rechte. Natürlich auch über Möglichkeiten, ihre Rechte durchzusetzen... Wenn sie sich dann trotzdem ihrem unterdrückten Dasein hingeben wollen ist es schlicht zu akzeptieren. Man kann und darf niemandem Freiheit aufzwingen.

Asylbewerber, welche mit unseren Gesetzen und Gepflogenheiten ein Problem haben, sollten nicht zu subtil darauf hingewiesen werden, daß sie gerne wieder zurück in ihre Heimat gehen dürfen, wenn es ihnen dort gemütlicher ist.

Ein Burkaverbot ist letztendlich weder richtig noch falsch. Eine solche Wertung entsteht ja immer erst in Konfrontation mit dem Individuum, welches von dem Verbot betroffen ist.

Also warum nicht individuell entscheiden? ;)

warehouse14

Der ersten. 

Aus den genannten Gründen. Wer nicht bereit ist, sich wenigstens teilweise unserer Kultur anzupassen, d.h. sich nicht bis zur Unkenntlichkeit zu vermummen, hat hier meiner Meinung nach nichts zu suchen. 


uyduran 
Beitragsersteller
 29.11.2016, 18:31

Danke für deine Stellungnahme. Nun ist es aber so, dass Kultur etwas Dynamisches ist und gerade im Zuge der Globalisierung und des Internets multikulturelle Einflüsse nicht zu verhindern sind. Wieso sollte eine überzeugte Burkaträgerin, die möglicherweise sogar in Deutschland geboren ist, nicht das Recht haben, unsere Kultur mitzugestalten und eine gesellschaftliche Nische zu öffnen für Menschen, die sich in einer solchen Bekleidung wohl fühlen?

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Malavatica  29.11.2016, 18:34
@uyduran

Es fängt schon damit an, dass mir damit signalisiert wird, an einer Kontaktaufnahme nicht interessiert zu sein. Auch kann ich niemanden kennenlernen, dessen Gesicht und Mimik ich nicht sehe. Warum können diese Menschen nicht auch ohne dieses extrem an Gott glauben?  Kann ich genauso sagen. 

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uyduran 
Beitragsersteller
 29.11.2016, 19:05
@Malavatica

Kann ich zwar verstehen - aber gesetzlich zwingen kann man niemanden dazu, "Interesse an einer Kontaktaufnahme" zu zeigen. Da liegt der springende Punkt in meinen Augen. Dass die Burka ein schwachsinniges Kleidungsstück ist, das es besser nie gegeben hätte, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Aber nun ist sie halt da, und da müssen wir uns einen Kopf um einen adäquaten und rechtskonformen Umgang damit machen.

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rlstevenson  29.11.2016, 19:07
@Malavatica

Ist es für Dich wirklich so kränkend, dass es eine verschwindend geringe Anzahl von Menschen gibt, die an einer Kontaktaufnahme mit Dir nicht interessiert sind?

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Vogeldoez  29.11.2016, 19:07

Absolut richtig ! !!

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Ein verbot ist unnötig einfach weil es so wenige gibt die die tragen. Dazu wird das nur radikalen Islamisten auftrieb geben. Außerdem nur weil es nicht im Koran steht heißt es nicht das es nicht zur Religion gehört ,wie in jeder Religion wurde in den ganzen Jahrhunderten soviel dazugedichtet und dann letztendlich im Sinne einer Religion auch praktiziert das solche dinge auch dazugehören


uyduran 
Beitragsersteller
 29.11.2016, 18:41

Außerdem nur weil es nicht im Koran steht heißt es nicht das es nicht zur Religion gehört ,wie in jeder Religion wurde in den ganzen Jahrhunderten soviel dazugedichtet und dann letztendlich im Sinne einer Religion auch praktiziert das solche dinge auch dazugehören 

Naja, das ist dann wohl eine philosophische Frage, was man alles noch zu "Religion" und "freier Religionsausübung" zählen kann. Ich gebe dir aber Recht, auch die Wahhabiten muss man leider als Teil der islamischen Glaubensgemeinschaft und somit als Teil des Islams bewerten.

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