Ist dies bereits ein Trauma?
Als ich ein Kind war, hatten meine Schwester und ich ein Kindermädchen. Nun ein Mädchen im strengen Sinne war sie nicht, sondern eher eine ältere Dame. Jedenfalls war sie eine seltsame Figur mit fragwürdigen pädagogischen Praktiken.
Ich war noch sehr jung, meine Schwester ein wenig älter. Ich erinnere mich nicht sehr gut an diese frühe Phase meiner Kindheit. Aber an eine Sache erinnere ich mich äußerst lebhaft. Und zwar, dass die besagte Frau eine gewisse Vorliebe dafür hatte, über Friedhöfe zu schlendern. Sie tat dies sogar in Begleitung meiner Schwester und mir.
Es ist irrational, Angst vor Friedhöfen zu haben. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass ich damals ein psychisches Problem damit hatte. Aber ab einem bestimmten Punkt änderte sich das. Das war der Fall, als die Frau uns zu den Kindergräbern führte. Dort sah ich das Grab eines kleinen Jungen. Er war in dem Alter gestorben, in dem ich damals war.
Es ist nicht nur, dass dieser Moment etwas Erschreckendes hatte, denn mir wurde klar, dass wir alle sterblich sind. Es war viel mehr so, dass ich mich diesem Jungen so nahe fühlte. Es stand sogar eine kleine Batman-Figur auf seinem Grab. Ich besaß damals genau die gleiche. Es war schwer, das anzuschauen.
Dieses Erlebnis wurde noch dadurch verschlimmert, dass in dem Moment, als ich dort vor dem Grab stand, unser Kindermädchen auf mich zukam und zu mir sagte, dass so etwas mit bösen Kindern passieren würde. Danach sind die Bilder in meinem Kopf viel diffuser geworden, aber ich werde nie das Gefühl dieser unendlichen Angst und Traurigkeit vergessen, das mich damals überkam.
Heute denke ich nicht mehr so oft daran. Aber manchmal erinnern mich kleine Dinge an dieses Erlebnis. Gerade eben habe ich daran gedacht, weil ich einen Batman-Comic gesehen habe. Das hat schrecklich viele Dinge in mir aufgewühlt.
Ich weiß nicht, ob es einen Namen für das gibt, was ich fühlte und heute noch fühle. Man hört immer wieder von Menschen, die auf unterschiedliche Weise traumatisiert sind. Mich würde interessieren, wie man meinen Zustand einschätzen würden. Ist es schon ein leichtes Trauma? Oder ist es normal, mit solchen Gefühlen zu leben?
Auf Antworten hoffend.
JCM
4 Antworten
Hi. Wir alle durchleben Höhen und Tiefen im Leben. Ein Tief ist aber nicht automatisch ein Trauma. Ein Trauma ist es erst, wenn Spätfolgen daraus entstehen, die nachhaltig Deinen Alltag beeinflussen. Oftmals ist aber auch nicht eine "Tiefe" entstanden, sondern mehrere Ereignisse (die auch sehr unterschiedlich sein können) stehen im Zusammenhang.
Hi
Vorab: Das tut mir wirklich sehr leid. Ich hoffe das es dir bald besser geht.
Das hört sich wirklich schrecklich an!
Bei einem kannst du dir sicher sein, es ist ein Trauma. Leichte Traumen gibt es nicht. Ein Trauma beschreibt eine Art Psychische Verletzung welche sich durch Mildere bis zu Starken Symptomen äußert.
Stelle es dir vor wie eine Verbrennung welche eine Ständige Narbe hinterlässt. Ein Trauma kann man nicht beseitigen sondern lernen es zu Akzeptieren und damit umzugehen.
Dies kriegt man durch eine Psycho Therapie hin. Sehr viele Therapeuten sind auf Trauma Bewältigung ausgerichtet. Wenn du willst kannst du dich ja mal über eine Therapie Informieren oder dir ein Paar Gedanken darüber machen.
Viel Glück P.
Hey, wir Menschen neigen dazu dass was uns passiert ist in eine Kategorie packen zu wollen. Ist das was mit passiert ist schlimm genug? Darf ich es so und so nennen?! Aber das brauchst du nicht. Entscheidend ist nur, ob es dich verletzt hat und was es heute mit dir macht. Da ist der Name egal. Wichtig ist, was brauchst du damit du es verarbeiten kannst. Damit es dir besser geht. ...
Es gibt Unterschiedliche Traumata. Zb ein Entwicklungstrauma, ein Schocktrauma etc.
Damit Charf ist eine wunderbare Therapeutin, die auf ihrer Webseite viele Infos und Tipps zur Verfügung stellt um sich selber besser zu verstehen. Auch auf YouTube hat sie grossartige Videos zu dem Thema.
Vielleicht ist was für dich dabei.
Ja es ist ein leichtes Trauma das du anscheinend relativ gut überstanden hast.
Hey. Ich danke dir herzlich. Du hast sehr klare und hilfreiche Worte gefunden. Über die Möglichkeiten einer Therapie werde ich mich informieren.