Ist die "Kirche" ob katholisch oder evangelisch noch zeitgemäß und tragbar?


11.11.2022, 11:57

Gemeint ist die Kirche als Institution - nicht die christliche Religion oder sonst ein Glaube.

18 Antworten

Es gibt nicht DIE evangelische oder katholische Kirche. Ich konnte einige Kirchgemeinden näher kennenlernen. Bei manchen hätte man nur am Gottesdienst erkannt, ob sie protestantisch oder katholisch gewesen sind.

In einer Kirchgemeinde war es besonders gut sichtbar. Es gab dort in 12 Jahren eine fromme, eine fromm-liberale und eine liberale Kirchenleitung. Je nachdem war auch die Arbeit in der Gemeinde organisiert - bzw. ganz andere Schwerpunkte gesetzt. Von einer missionarisch ausgerichteten bis zu einer sozial-dikakonischen. Das gleiche in der Kinder- und Jugenarbeit und im Gottesdienst.

Ja, es gibt zeitgemässe und es gibt solche, die das gewollt nicht sind.

Beim Tragbar kommt es darauf an, was Dir wichtig ist. Du würdest es bei einem Teil der Kirchgemeinden bejahen und bei einem Teil nicht.

Ist die "Kirche" ob katholisch oder evangelisch noch zeitgemäß und tragbar?

Das kann und will ich nicht beurteilen. Aber wenn man ernsthaft meint, dass Werte wie Nächstenliebe, Hilfsbereitschaft, Vergebungsbereitschaft nicht mehr zeitgemäß und tragbar sind, die aber Kernpunkte in der Lehre Jesu gemäß der Klarheit der Evangelien als aktiv zu lebende Werte sind, ist das dann eher ein schlechtes Zeichen für die Entwicklung des menschlichen Miteinanders.


Furaxier 
Beitragsersteller
 11.11.2022, 12:01

Hallo und vielen Dank für deine Antwort! Gemeint war nicht ob die Werte die du ansprichst überflüssig sind sondern ob wir die Kirchen als Institution noch brauchen, auch mit dem Hintergrund das gerade die katholische Kirche gerne impliziert sienhabe die moralische deutungshoheit und verhält sich dann selbst oftmals eher unchristlich..

JTKirk2000  11.11.2022, 12:18
@Furaxier
Hallo und vielen Dank für deine Antwort!

Hallo und gern geschehen.

Gemeint war nicht ob die Werte die du ansprichst überflüssig sind sondern ob wir die Kirchen als Institution noch brauchen,

Das ist mir schon klar. Und das hatte ich auch im Anfang meiner Antwort betont, dass ich dahingehend keine Beurteilung abgeben kann und will.

Das Problem ist die Differenz zwischen klarem Inhalt der Evangelien und den umgesetzten Kirchenlehren. Manche davon halten sich mehr an ihr grundlegendes Schriftmaterial und manche weniger.

Und was irgendwelche Hoheitsansprüche angeht, insbesondere die RKK betreffend, kann ich am besten darüber lachen, sorry, aber ist echt so, dass die Papstfolge sich auf Petrus begründen soll, der aber historisch gesehen nie Bischof von Rom gewesen ist, sondern, wenn man mal nach Petruskreuz googelt, in Rom hingerichtet wurde. Darüber sollte man mal ernsthaft nachdenken, anstatt sich als Katholik darüber aufzuregen, dass ich es amüsant finde, dass sich die Papstfolge auf etwas begründet, was historisch gesehen nie geschehen ist. Mal abgesehen davon, dass (nach Petrus) der erste Papst, dessen Historizität gesichert ist, und der auch tatsächlich Bischof von Rom gewesen sein soll, im 2 Jahrhundert lebte. Und was Petrus selbst angeht, ist es, gelinde ausgedrückt schon ein sehr unrühmliches Ende, und daher ein klassischer Beweis dafür, dass er kein offizielles Amt innehatte, was ein Bischof nun mal ist, wenn eine betreffende Person auf so schmähliche Weise wie eine Kreuzigung hingerichtet wird.

das gerade die katholische Kirche gerne impliziert sienhabe die moralische deutungshoheit und verhält sich dann selbst oftmals eher unchristlich..

In der Tat.

Getragen wird eine Religion/Kirche von den Gläubigen dieser Religion/Kirche. Da wir Religionsfreiheit haben wird es wohl zeitgemäß bleiben, solange es genug Gläubige gibt, die das tragen.

Was ich persönlich davon halte ist etwas anderes, aber auch ich muss mich den gesellschaftlichen Realitäten beugen.

Mhmm, also die Kirche ist halt eine Institution, die über lange Zeit eine gewisse Macht und Bedeutung in unserer Gesellschaft hatte und hat. Das wird sich wohl auch nicht so schnell ändern. Aber die Frage ist, ob sie in ihrer jetzigen Form noch tragbar ist.

In den letzten Jahren haben wir immer wieder von sexuellen Missbrauchsskandalen innerhalb der Kirche gehört. Dies hat das Ansehen der Kirche in der Bevölkerung stark beschädigt. Viele Menschen fragen sich, ob sie ihr Vertrauen in die Institution noch setzen können.

Auch die Rolle der Kirche in der Politik ist in den letzten Jahren immer kritischer betrachtet worden. Insbesondere die katholische Kirche hat sich immer wieder in politische Debatten eingeschaltet und hat so ihr Ansehen in der Öffentlichkeit gelitten.

Allerdings gibt es auch Stimmen, die sagen, dass die Kirche in unserer Gesellschaft immer noch eine wichtige Rolle spielt. Sie bietet Menschen einen Ort, an dem sie sich treffen und gemeinsam beten können. Sie hilft Menschen in Not und ist ein wichtiger Bestandteil unserer Kultur.

Ich denke, die Kirche hat durchaus noch eine Zukunft in unserer Gesellschaft. Allerdings muss sie sich anpassen und die Kritik ernst nehmen. Sie muss sich öffnen und zeigen, dass sie für alle Menschen da ist, egal welcher Religion oder Konfession sie angehören.

Nun ja. Ob etwas zeitgemäß ist, ist ja von der Zeit abhängig. Mal sieht man es so, mal sieht man es anders, je nach dem, welcher "Zeit"-Geist herrscht.

Mir hilft es immer, wenn ich daran denke, dass die BRD seit 70 Jahren existiert und die Kirche seit knapp 2000. Da relativiert sich der Gedanke, ob etwas "zeitgemäß" ist.