Ist der Urknall fake?
Der Urknall kann doch eigentlich nur fake sein, weil behauptet wird, dass es etwas gab, dass den Urknall ausgelöst hat, aber das kann doch überhaupt nicht gehen, weil es am Anfang Nichts gab. Es kann ja nichts einfach aus dem Nichts entstehen, also MUSS es einen Gott geben, oder?
34 Antworten
Hallo newKC,
zuerst einmal möchte ich betonen, dass ich antworte, obwohl mein Eindruck leider ist, dass vor allem die Frage ein FAKE ist.
Mein Eindruck ist, Du willst es gar nicht wissen, sondern nur wieder einmal eine dieser endlosen und sinnlosen kreationistischen Diskussionen anstoßen.
Aber antworte ich einmal so, als ob Du es wirklich wissen möchtest, ja?
Nein, der Urknall ist kein Fake.
Er ist eine Schlussfolgerung aus den Beobachtungsdaten.
Deswegen muss man den Urknall auch nicht "glauben": Das Urknallmodell ist tatsächlich einfach das Modell, das alle vorhandenen Beobachtungsdaten mit Abstand am besten beschreibt.
- Es erklärt die beobachtete Fluchtbewegung der Galaxien, die teils mit Überlichtgeschwindigkeit erfolgt mühelos durch Entstehung neuen Raumes zwischen uns und dort
- Es hat vorhergesagt, dass man eine gleichmäßige, aus allen Richtungen einfallende Strahlung messen würde, eine Art Nachhall des Urknalls, die einer Temperatur von unter 4 Kelvin entspricht. Diese kosmologische Hintergrundstrahlung wurde 1964 von Penzias und Wilson entdeckt, ohne dass die beiden gezielt auf der Suche danach waren. Kein anderes kosmologisches Modell erklärt die Hintergrundstrahlung
- Es erklärt die im Universum beobachteten Häufigkeitsverhältnisse der chemischen Elemente Wasserstoff und Helium über die Primordiale Nukleosynthese
- Es bestätigt sich in den Vorhersagen der Teilchenphysik, z.B. in der Vereinheitlichung der elektromagnetischen und der schwachen Wechselwirkung
Nur um die wichtigsten zu nennen...
Lemaître, der die Theorie 1931 erstmals formulierte war übrigens auch Theologe. Offensichtlich hatte er im Gegensatz zu den Kreationisten begriffen, dass "Schöpfung" ein philosophisches Konzept ist, kein naturwissenschaftlicher Vorgang oder eine historisch wortwörtlich zu verstehende Tatsache.
das kann doch überhaupt nicht gehen, weil es am Anfang Nichts gab. Es kann ja nichts einfach aus dem Nichts entstehen,
Wir kennen nichts, das aus Nichts entsteht.
Nur: Das sagt über den Urknall nichts aus. Denn alles, was wir kennen, ist ja im Universum. Wir übertragen hier also etwas aus unserer Vorstellung, aus unserer beschränkten Erfahrung heraus so einfach mir nichts dir nichts auf das Universum und den Urknall - und wundern uns, wenn das Ergenis nicht so recht passen will.
Physikalische Modelle zeigen aber in eine völlig andere Richtung.
Da beim Urknall auch die Zeit beginnt, ist ein "vorher" eigentlich nicht mehr definiert. Auch die Naturgesetze beginnen hier. Der Urknall ist deshalb ein Horizont, über den hinaus wir keine naturwissenschaftlichen Aussagen über Beobachtungsdaten mehr testen können. Alle Aussagen, wie es zum Urknall kommen konnte, müssen daher spekulativen Charakter haben.
Plausible Ideen über den Urknall gehen von einer Art Quantenschaum aus, in dem es über die Heisenbergsche Unschärferelation zu Phasenübergängen kommen kann. Unser Universum wäre dann die Folge eines solchen Phasenüberganges.
In diesen Modellen kommt es also zum Urknall, weil wegen der Heisenbergschen Unschärferelation die Natur exakte Werte nicht "festzurren" kann. Auch den Wert Null nicht. In dieser Vorstellung kann gar nicht "Nichts" sein, weil "Nichts" auf der Quantenebene, also auf der allerkleinsten Ebene, ein brodelndes "Etwas" ist.
Wenn Du das etwas ausführlicher hören möchtest, empfehle ich diesen, leider etwas längeren Vortrag von Josef Gaßner.
also MUSS es einen Gott geben, oder?
Diese Schlussfolgerung ist in mehrfacher Weise falsch.
1) Wie gesagt: Der Urknall ist ein Beobachtungshorizont. Wir können nicht mit letzter Sicherheit herausfinden, welche Vorgänge beim Urknall abliefen. Bestenfalls haben wir plausible Modelle.
Nur: Aus der Tatsache, dass man etwas nicht sicher weiß oder belegen kann, folgt leider gar nichts.
Um schlussfolgern zu können, dass es Gott geben müsse, müsstest Du zweifelsfrei ausschließen, dass es keine natürlichen Prozesse gegeben haben kann, die zum Urknall geführt haben. Damit müsstest Du viel, viel mehr wissen als die Naturwissenschaft sagen kann.
Dass Du Dir solche Prozesse nicht vorstellen kannst, das reicht leider nicht.
2) Die Antwort "Gott war's" erklärt naturwissenschaftlich leider gar nichts. Es ist ein willkürlich an den aktuellen Kenntnisstand gesetzter Endpunkt, an dem weitere Fragen einfach abgeblockt werden. Ab diesem Punkt dürfen wir keine weiteren Fragen stellen, denn die Antwort wird immer nur sein "weil es eben so geschaffen ist."
Gott ist kein in der Natur ablaufender, sich gesetzmäßig verhaltender Prozess. Er ist daher nicht naturwissenschaftlich untersuchbar. Er kann deshalb auch nicht in sinnvoller Weise eine Antwort auf eine naturwissenschaftliche Frage sein. Ihn hier als Endpunkt zu setzen erkauft das Ende naturwissenschaftlicher Fragestellung mit der Reduktion Gottes auf einen Lückenbüßer für unser mangelndes Wissen. Und das ist nicht, was gute Theologie machen würde.
Grüße
Aus Nichts kann nichts entstehen, da hast du Recht. Aber da etwas da ist, bedeutet dies dass es niemals "Nichts" gab, denn ansonsten wäre immer noch "Nichts".
Sprich es hat nie einen "Anfang" der Existenz gegeben, sondern es war schon immer etwas da. Daher braucht es auch keinen Gott.
Nicht willentlich ^^ Natürlich kann man nicht sagen ob das stimmt, keiner war dabei. Aber es gibt halt einige Hinweise darauf, die den Schluss relativ eindeutig, für heutige Sicht, ziehen. Vllt war es Gott, wer weiß. Vllt ist unser Universum auch nur seit jeher am pulsieren, es fällt in sich zusammen und bildet sich neu. Vielleicht ist es auch nur eins von vielen, das in einer Multiversumsblase schwebt, die eine ganz grundlegendere Physik hat. Aber zwangsläufig muss das Universum entweder unendlich sein oder endlich, es hatte einen Anfang oder eben nicht. Da ein in die Vergangenheit unendliches Universum aus gewissen Gesetzen und Naturphänomenen wahrscheinlich nicht infrage kommt, muss UNSER Universum einen anfang gehabt haben, wenigtens einen. Woraus das Universum entstanden ist, weiß man auch nnicht. Aber vllt gibt es eine Erklärung auch dafür, man muss sie nur finden. Gott ist vllt eine Möglichkeit, aber es kann auch einfach die unendlich komplexe Natur sein. Wie Werner Heisenberg sagte: Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft macht atheistisch. Aber auf dem Grund wartet Gott. Mit dieser uralten , womöglich ewigen Frage wird wohl jeder von uns sterben müssen.
...weil es etwas gab, dass den Urknall ausgelöst hat.
Und da siehste - es gab den Urknall, auch wenn er ausgelöst worden war.
Komische Frage eigentlich.
Selbst der Auslöser ist dafür verantwortlich, dass es ihn gab, weil es ihn ausgelöst hat.
BigBang!
Nein, Gott gibt es nicht. So etwas wie Gott wird nur von unwissenschaftlichen und naiven Deppen als Erklärungsmodell für jeden Dreck herangezogen. Es existieren derzeit exzellente wissenschaftlich begründete Erklärungsmodelle, die ein Ereignis in der Vergangenheit beschreiben, das landläufig als "Urknall" bezeichnet wird, aus dem das Universum hervorgegangen ist, welches wir heute kennen.